"Halb so wild in Landsberg": So wird der Gefängnis-Alltag von Uli Hoeneß
Dreieinhalb Jahre Haft für Uli Hoeneß, so urteilte das Landgericht München am Donnerstag. Ex-Häftling Josef Müller (59) weiß, was dort auf ihn zukommt. Der Bestsellerautor ("Ziemlich bester Schurke"), der wegen Millionenbetrug fünf Jahre lang in München-Stadelheim einsaß, kennt sich aus in Sachen Haftalltag.
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Er war auch auf der Sonnenseite des Lebens Zuhause, bis seine Gier ihn hinter Gitter brachte. Müller weiß somit genau, wie es einem Millionär in Haft ergeht. Im Gespräch mit spot on news erklärt er, was Uli Hoeneß hinter Gittern zu erwarten hat.
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Was glauben Sie, wo man Hoeneß inhaftieren wird?
Josef Müller: Man wird ihn sicher nach Landsberg schicken. Das ist ein Knast für Ersttäter und die lockerste Haftanstalt im Freistaat. Da kann man schon binnen kürzester Zeit Freigänger werden. Wenn es gut läuft für Hoeneß, könnte er nach sechs Monaten schon morgens rausgehen, ins Büro fahren und abends zurückkommen.
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Wie wird er die ersten Tage hinter Gittern empfinden?
Müller: Er wird bestimmt unter Schock stehen, wie alle Ersttäter. Nicht mal wegen dem Freiheitsentzug an sich, sondern weil man Würde und Respekt an der Tür abgibt. Für ein Alphatier wie Hoeneß wird das eine Alptraum-Erfahrung. Da sind 20-jährige Wärter, die mit dir machen können was sie wollen und auch gerne mal betonen, dass du Dreck bist und sie der Boss sind. Es dauert ein paar Tage bis man das geschluckt hat. Aber dann kommt man klar.
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Gibt es einen Promi-Bonus im Knast?
Müller: Offiziell natürlich nicht, aber ich denke, dass Hoeneß schon einige Vergünstigungen widerfahren könnten. Es reicht ja schon, wenn er einen Bayern-Fan als Wächter hat.
Wie sieht die Unterbringung aus?
Müller: Solange er nicht Suizidgefährdet ist, bekommt er auf jeden Fall eine Einzelzelle. Vielleicht sogar Sonderrechte mit separatem Hofgang zum Schutz vor anderen Strafgefangenen. Die würden ihn sonst bestimmt alle belästigen und er könnte ja auf dem Hof niemand aus dem Weg gehen. Ich denke mal, dass man bemüht sein wird ihm seine Zeit so unaufgeregt wie möglich zu gestalten, allein schon, damit es danach keine schlechtes Medienecho gibt.
Wie sieht der Haft-Alltag aus?
Müller: Um sieben Uhr wecken, um elf Uhr Mittagessen und um 16 Uhr Abendessen. Vielleicht würde er, genau wie ich, eine halbe Stunde früher geweckt werden, damit er unbehelligt duschen kann. Die Kost ist deftig bayerisch, was ihm ja entgegen kommen dürfte. Außerdem darf er monatlich für hundert Euro im Anstalts-Supermarkt einkaufen. Alles in allem, denke ich, dass er da nach ein paar Anlaufschwierigkeiten gut klarkommen würde. Der Knast, speziell Landsberg, ist echt auszuhalten. Alles halb so wild.
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