Großer Zoff um Niklas Süle: Wie der FC Bayern den Abwehrstar vergraulte
München - Der Fall Niklas Süle sorgt für Unruhe beim FC Bayern. Für mächtig Unruhe. Wie im letzten Sommer David Alaba (zu Real Madrid) wechselt der nächste Innenverteidiger, aktuell Abwehrchef, nach Auslaufen seines Vertrages ablösefrei. Was Kapitän Manuel Neuer stinkt.
"Es ist natürlich schade, dass so ein Eckpfeiler in der Abwehr wegbricht", sagte der Nationaltorwart nach dem 3:2 der Bayern gegen RB Leipzig und ließ seinem Ärger freien Lauf: "Uns alle nervt, dass Niklas geht. Er wird uns fehlen. Es war ein Weg bis er sich zu seinem Leistungshöhepunkt entwickelt hat." 2017 war der gebürtige Frankfurter für 20 Millionen Euro von der TSG Hoffenheim nach München gewechselt.
Süle-Berater: Wertschätzung hat gefehlt
"Er hat am 2. Januar seine Entscheidung mitgeteilt, den Verein im Sommer definitiv verlassen zu wollen. Wir haben nie verhandelt", erklärte sein Berater Volker Struth im Sport1-"Doppelpass". Denn: "Ich habe mich mit Hasan Salihamidzic im Spätherbst letzten Jahres unterhalten, aber da war der Groschen bei ihm schon gefallen", so Struth über seinen Klienten Süle. Dem Abwehrspieler habe die vereinsinterne Wertschätzung gefehlt.
Angeblich konnte die Missstimmung bei Süle auch nicht durch eine - wohl lediglich moderate und auch nur mündlich in Aussicht gestellte - Gehaltsaufbesserung beseitigt werden. "Das hat bei ihm nicht nur mit einem wirtschaftlich großen Angebot zu tun, sondern das hat andere Gründe", meinte Struth. Unter anderem mit dem zweiten Kreuzbandriss im Oktober 2019. "Wenn der Klub da auf uns zugekommen wäre, hätten wir heute eine andere Situation. Das ist aber nicht passiert. Man hat es laufen lassen."
Gewicht-Diskussion: Süle hätte sich mehr Rückendeckung gewünscht
Auch als Diskussionen um Süles (Kampf-)Gewicht - laut Vereinshomepage kommt er auf 99 Kilo bei 1,95 Metern - im Herbst 2020 entbrannten, soll sich Süle mehr Rückendeckung erwünscht haben.
Nun die Trennung im Sommer, die Vorstandsboss Oliver Kahn mit rein finanziellen Überlegungen in Zeiten der Corona-Pandemie erklärte: "Es gibt bestimmte Limitierungen, über die wir nicht hinweggehen wollen. Wir haben nicht nur Verantwortung für den sportlichen, sondern auch den wirtschaftlichen Bereich."
Trainer Julian Nagelsmann, schon zu Hoffenheimer Zeiten Förderer und Fan von Süle, bedauert den Abgang, muss sich aber diplomatisch äußern: "Es ist natürlich ein herber Verlust, aber er hat sich so entschieden. Er war jetzt ein paar Jahre beim FC Bayern und hat nun eine Vertragssituation, die es ihm erlaubt, noch einmal eine neue Herausforderung zu suchen. Das muss man akzeptieren und auch ein Stück weit verstehen."
Süles neuer Verein steht fest
Bayerns früherer Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte sich zuletzt etwas despektierlich über Süle geäußert: "Das Problem ist, dass er sich nie richtig durchgesetzt hat auf seiner Position." Süle sei ein "brauchbarer Spieler", der FC Bayern aber auch ohne ihn in der Innenverteidigung "gut besetzt". Für die Süle-Seite eine Ohrfeige. "Wir sind mit der Aussage schon bei der Begründung, warum er den Klub verlässt", sagte Berater Struth am Sonntag. Dies habe Süle ihm bereits kurz nach Weihnachten mitgeteilt.
Und Süles Zukunft? "Der neue Verein steht fest. Niklas hat vor kurzer Zeit eine Entscheidung getroffen und es würde mich wundern, wenn er diese Entscheidung nochmal umwirft." Der neureiche Premier-League-Klub Newcastle United? Struth verneinte. Gar Borussia Dortmund? Kein Kommentar.
Die Spur könnte zum FC Barcelona führen. Die Bayern müssen nun einen Süle-Nachfolger finden. Heißester Kandidat: Der Däne Andreas Christensen vom FC Chelsea. Vorteil: ablösefrei. Nachteil: Das Gehalt wird wohl höher liegen als bei Süle.