Für Bayern-Star Leroy Sané wird die kommende Saison richtungsweisend – auch mit Blick auf seine Karriere

Nach zuletzt eher enttäuschenden Leistungen zeigt sich Leroy Sané beim 5:2-Sieg über Italien deutlich engagierter, agiert nach vorne aber weiter glücklos. In seiner dritten Saison für den FC Bayern wird der Angreifer endlich konstant liefern müssen – die Zeit der Ausreden ist vorbei.
Bernhard Lackner |
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Stand in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik: Leroy Sané.
Stand in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik: Leroy Sané. © IMAGO / Revierfoto

München/Mönchengladbach - Für die deutsche Nationalmannschaft hat die Länderspiel-Saison 2021/22 doch noch ein versöhnliches Ende gefunden. Am Dienstagabend verabschiedete sich die DFB-Elf nach einer langen und kräftezehrenden Saison mit einem souveränen 5:2-Sieg im Klassiker gegen Italien in die wohlverdiente Sommerpause. Endlich Zeit, die Beine hochzulegen und die vergangene Spielzeit Revue passieren zu lassen.

Extreme Formschwankungen bei Sané – Nagelsmann ratlos

Auch für Bayern-Star Leroy Sané wird es in den kommenden Wochen einiges aufzuarbeiten geben. Der gebürtige Essener hat eine Saison mit extremen Höhen und Tiefen hinter sich. Zu Saisonbeginn beim Heimspiel gegen Köln von den eigenen Fans ausgepfiffen, fand der 26-Jährige im Herbst endlich zu seiner Top-Form und war aus der Stammelf der Bayern nicht mehr wegzudenken, nur um zum Jahreswechsel wieder ins Leistungsloch zu fallen. Eine Talsohle, aus der er die komplette Rückrunde über nicht mehr herauskommen sollte.

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Trainer Julian Nagelsmann, der sich über Monate hinweg hinter seinen Angreifer gestellt hatte, zeigte sich zum Ende seiner Debütsaison als Bayern-Coach ratlos. "Ich kann das nicht zu 100 Prozent, nicht einmal zu 15 Prozent, beantworten, warum er nicht immer an seine Leistungsgrenze kommt. Ich weiß es nicht genau", antwortete Nagelsmann im April, als er nach den Formschwankungen des 50-Millionen-Euro-Einkaufs gefragt wurde. "Fragen sie ihn selber. Er ist alt genug, um seine Meinung kundzutun. Ich kann es nicht beantworten", sagte der Bayern-Trainer weiter.

Wir helfen ihm, aber er muss sich natürlich auch selber helfen. Am Ende musst du dich als Spieler da rauskämpfen.

Oliver Bierhoff über Leroy Sané

Oliver Bierhoff erhöht Druck auf Bayern-Star Leroy Sané

Auch im Trikot der Nationalmannschaft agierte Sané bei den Nations-League-Spielen in den vergangenen beiden Wochen eher unglücklich. Der hochtalentierte Angreifer wirkt weiter gehemmt und lässt die nötige Körpersprache vermissen. Bei den Fans hat er schon länger einen schwierigen Stand, beim DFB wurde der Druck auf den 26-Jährigen zuletzt ebenfalls öffentlich erhöht.

"Es ist für ihn keine leichte Situation. Wir helfen ihm, aber er muss sich natürlich auch selber helfen. Am Ende musst du dich als Spieler da rauskämpfen", meinte etwa DFB-Manager Oliver Bierhoff vor dem Klassiker in der Nations League gegen Italien. Bundestrainer Hansi Flick, der sich schon während seiner Zeit als Bayern-Coach immer wieder hinter Sané gestellt hatte, vermied zuletzt öffentliche Kritik und versuchte stattdessen, den 26-Jährigen durch Gespräche aufzubauen. Irgendwann, deutete Bierhoff an, müsse er aber auch zurückzahlen.

Sané gegen Italien: Defensiv engagiert, offensiv wieder unglücklich

"Hansi ist sehr kommunikativ, ist sehr aufbauend, versucht immer wieder, die Spieler für sich zu gewinnen", sagte Bierhoff über den internen Umgang mit Sané: "Aber irgendwann muss man auch sagen, das ist es jetzt – und dann muss ein Spieler was draus machen."

Der gebürtige Essener schien sich die Ansage aus der Chefetage beim Spiel gegen Italien durchaus zu Herzen genommen zu haben. Insbesondere in der Defensivarbeit war er deutlich engagierter und eilte nach Ballverlusten teilweise bis an den eigenen Strafraum zurück.

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Von seinen enormen Offensivqualitäten war aber auch gegen die Squadra Azzura viel zu wenig zu sehen. Sané wirkte sichtlich verunsichert, leistete sich immer wieder technische Fehler und traf auch bei Kontern häufig die falsche Entscheidung. Auch vor dem Tor fehlte ihm die Überzeugung, bei zwei Großchancen hämmerte er den Ball aus aussichtsreicher Position eher alibimäßig zentral auf Keeper Gianluigi Donnarumma.

Sané muss sich steigern, sonst droht ihm die Ausbootung für Katar

Klar ist: Nach zwei insgesamt eher enttäuschenden Jahren wird sich Sané endgültig stabilisieren müssen – zumindest auf seinem Normalniveau. Dem Talente-Status ist er schon längst entwachsen, mit 26 kommt er nun in die besten Jahre seiner Karriere. Ein Spieler mit seiner Qualität muss an sich selbst den Anspruch haben, konstant Leistung zu bringen und in wichtigen Spielen den Unterschied zu machen.

Gelingt ihm das nicht, droht ihm bei den Bayern die Bank – und im schlimmsten Fall nach 2018 eine erneute Nicht-Nominierung für die WM. Flick hatte zuletzt bereits klargestellt, dass regelmäßige Spielpraxis im Verein für ihn die Voraussetzung für einen Platz im Kader sein wird.

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"Wir brauchen Spieler, die im Rhythmus sind. Gerade für Katar ist das entscheidend, dass wir Spieler mit vielen Minuten haben. Wir haben überhaupt keine Zeit, irgendwas nochmal nachzubessern", stellte der Bundestrainer zuletzt klar: "Wenn da konditionelle Defizite sind, ist es unmöglich, im Verlauf eines Turniers da noch mal dran zu arbeiten." Heißt im Klartext: Wer im Verein nicht spielt, der kann sich die WM abschminken!

Sané braucht Spielpraxis, doch die Konkurrenz bei Bayern ist groß

Genau das könnte auch Sané in den kommenden Monaten drohen. Bei den Bayern dürfte Kingsley Coman, stärkster und vor allem konstantester Flügelspieler der vergangenen Saison, zunächst gesetzt sein. Zudem soll die Offensive mit Königstransfer Sadio Mané verstärkt werden. Sané wird daher mit seinen DFB-Teamkollegen Serge Gnabry – sofern er bei Bayern bleibt – und Supertalent Jamal Musiala um einen Platz kämpfen müssen. Insbesondere letzteren würden viele bei Bayern und in der Nationalmannschaft gerne häufiger in der Startelf sehen.

Für Leroy Sané wird sein drittes Jahr im Trikot der Münchner also richtungsweisend – auch mit Blick auf seine Karriere. Etabliert er sich endlich auf Top-Niveau, kann er bei Bayern zu einer tragenden Säule und in der Nationalmannschaft zu einem der Hoffnungsträger für Katar werden. Wenn nicht, drohen ihm Bank-Frust und ein unfreiwilliger Winter-Urlaub. Es liegt an ihm. Die Zeit der Ausreden ist jedenfalls vorbei.

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29 Kommentare
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  • FCBULI am 17.06.2022 21:49 Uhr / Bewertung:

    Tja Reneka leider ist dies bei manchen sogenannten Fußball - Experten der Fall, dass Sie sich in Unkenntnis der allgemeinen,durch Überfliegen der jeweiligen Artikel der Fachpresse, Kenntnislage dieser Medien selbst in Ihrer Einschätzung vollkommenwiederum selbst überschätzen und diese Seite für den FCB München dazu benutzen um Ihre wiederum unmaßgeblichen Meinungen zu kommunizieren! Allein so mancher User überschätzt Sein Fachwissen und insbesondere Seine Fähigkeit Artikel kenntnisreich zu kommentieren. Siehe NFL Spiel in der AA mit den Kommentaren.
    Der eine prahlt mit seiner Fußballkenntnis der ander meint Er müßte undifferenzierte Kommentare abgeben, mag ange-
    sprochen sein wer will, ich bleibe dabei. Auch ich bin keinesfalls mit allen Entscheidungen seitens der Vorstandschaft
    des FCB München einverstanden und hätte ( hätte Fahradkette ) manche Entscheidung anders getroffen. Aber zum Glück muß ich mich mit solchen Entscheidungen nicht befassen sondern bin " nur Fan " des FCB

  • Ivan1 am 17.06.2022 10:10 Uhr / Bewertung:

    Sané kommt arrogant und desinteressiert rüber, ist aber wohl vielmehr introvertiert und sehr sensibel. Auch wenn ich es gerne anders hätte: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei Bayern noch einschlägt. Er hätte das Potenzial, ein Weltklassespieler zu sein, aber eben: Hätte, hätte Fahrradkette. Ehrlich gesagt, wird er sich bei keinem Top-Verein etablieren können. Zu teuer, zu wenig konstant, zu still, zu unsicher. Sollte Mane wechseln, ist schlicht kein Bedarf für Sané.

  • Fußball-Fan am 17.06.2022 07:51 Uhr / Bewertung:

    Stellen Sie sich mal vor, sie stellen jemanden in ihrem Unternehmen ein. Müssen ihn sogar noch teuer von einer anderen Firma abwerben. Und dann erfüllt er zwei Jahre lang nicht das Mindestmaß ihrer Ansprüche. Was würden Sie sagen? Nur weil er Fußballer ist, muss er sein Geld nicht wert sein? Haaland hat die Borussen viel gekostet, aber er hat massenhaft Tore geschossen und ist jetzt für ein Zichfaches der ursprünglichen Ablöse verkauft worden. Das nennt man Win-Win, oder?

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