Fluch oder Segen für den FC Bayern? Thomas Tuchel und das Dilemma der Länderspielpause
München – Es ist eine echte Hassliebe zwischen Bayern-Coach Thomas Tuchel (50) und der Länderspielpause. "Für Trainer ist das sensationell. Da darf man sich mit gutem Gewissen ein paar Tage Urlaub machen und abschalten", sagte der Coach des Rekordmeisters einst über die Zeit, in der seine Stars mit der Nationalmannschaft auf Reisen gehen. Doch so wirklich entspannen kann der gebürtige Krumbacher während der Länderspiele dann doch nicht.
"Länderspielpause ist nicht ohne": Thomas Tuchel sorgt sich um die Stars des FC Bayern
Während seine Schützlinge für Deutschland, Frankreich und Co. die Beine hinhalten, sitzt Tuchel mit Sorgenfalten zu Hause auf dem Sofa. "Ich habe immer Sorge bei jeder Länderspielpause. Die größte Sorge ist natürlich die Verletzungssituation", so der scheidende Trainer des FC Bayern auf der Pressekonferenz vor der Partie beim Tabellenschlusslicht Darmstadt. Erst am vergangenen Spieltag gegen Mainz konnte er erstmals seit Monaten wieder eine prominent besetzte Bank präsentieren. "Das macht sofort was mit einer Gruppe", so Tuchel. Beweise hat seine Mannschaft dafür reichlich geliefert. Die Hessen wurden mit 8:1 aus der Arena geschossen.
Doch neben Verletzungssorgen hat der Bayern-Coach noch eine zweite Sache, die ihm Sorge bereitet. Seine Truppe könnte schon, bevor sie so richtig ins Rollen kommt, wieder aus dem Rhythmus gebracht werden. Vor allem vor den wichtigen Wochen in der Champions League und der Meisterschaft wäre das Gift für den FC Bayern. Denn selbst eine Mini-Krise kann man sich in der bayerischen Landeshauptstadt nicht mehr erlauben, wenn man vielleicht doch noch einen Titel einfahren will. "Deshalb ist die Länderspielpause nicht ohne", betonte Tuchel. "Aber wir müssen damit umgehen. Wir drücken die Daumen."
FC Bayern: Leroy Sané bleibt nach Roter Karte gegen Österreich in München
Was anderes wird Tuchel auch gar nicht übrig bleiben. Hoffnung dürfte dem 50-Jährigen aber machen, dass seine Mannschaft die Länderspielpausen in dieser Saison bisher gut verkraftet hat. Sowohl im Oktober als auch im November gewann der FC Bayern seine Spiele nach den internationalen Partien: Einmal mit 3:1 in Mainz und einmal mit 1:0 gegen den 1. FC Köln. Also keine Sorgen, Herr Tuchel, das sollte auch ein drittes Mal klappen.
Daumendrücken muss Tuchel diesmal auch nicht allein. Unterstützung bekommt er von Leon Goretzka (29) und Leroy Sané (28). Während der Sechser gar nicht erst nominiert wurde, gehört der Flügelflitzer wegen seiner Roten Karte im November gegen Österreich (0:2) nicht zum DFB-Team. Doch mit Sané will Tuchel eigentlich nicht die Daumen drücken: "Mir ist da am liebsten, er spielt und spielt und spielt. Ich bin überzeugt davon, dass ihm das am meisten hilft. Deswegen weiß ich nicht genau, was Pausen mit ihm machen."

Tuchel mit klarer Ansage an Leroy Sané: "Muss liefern, sonst muss er hier jeden Tag trainieren"
Was Sané im Spiel gegen Darmstadt machen muss, das weiß der Bayern-Trainer aber ganz genau: "Er muss liefern, sonst muss er hier jeden Tag antreten und trainieren." Klarer geht es wohl kaum. Und damit es auch der letzte anwesende Journalist und hoffentlich auch Sané selbst versteht, präzisiert Tuchel seine Aussage im selben Atemzug nochmal. "Er muss 100 Prozent liefern", so der 50-Jährige. "Dann werden wir für ihn ein gutes Programm in der Länderspielpause finden, dass er gegen Dortmund nachlegen kann."
Daumen drücken im Hause Tuchel wird das nicht sein. Sané soll vielmehr seine Wehwehchen der vergangenen Wochen auskurieren, um im Klassiker gegen den BVB seinem kongenialen Sturm-Kollegen Harry Kane (30) wieder die Bälle aufzulegen. Denn die britische Tormaschine hat noch eine Mission in dieser Saison. Die 41-Tore-Marke von Robert Lewandowski (35) soll geknackt werden.
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