Nagelsmann-Entlassung war teurer Fehler: Die verheerende Bilanz von Thomas Tuchel beim FC Bayern
München - Es passt einfach nicht zwischen Thomas Tuchel und dem FC Bayern – das haben beide Seiten auch längst eingesehen. Dabei hatte alles so vielversprechend, so ambitioniert begonnen an jenem 25. März vergangenen Jahres. "Es ist einer der besten Kader der Welt und es ist eine riesige Freude, mit diesen Spielern zusammenarbeiten. Man kann mit diesem Kader um jeden Titel spielen", schwärmte der 50-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung im großen Presseraum der Allianz Arena.
Um alle Titel mitzuspielen, das hatte die damalige Führung um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic seinem Vorgänger Julian Nagelsmann offenkundig nicht mehr zugetraut – obwohl der heutige Bundestrainer noch in allen Wettbewerben vertreten war. Man hatte allerdings Unstimmigkeiten zwischen Coach und Mannschaft ausgemacht und sich deshalb zu einem Wechsel auf dem Trainerposten entschlossen.
Thomas Tuchel hat beim FC Bayern verheerende Statistiken
Nun, gut ein Jahr später, ist klar: Die Entscheidung der Ende vergangener Saison geschassten Führung wird als fatale und sündhaft teure Fehleinschätzung in die Vereinsgeschichte eingehen. Nachdem die abgelaufene Spielzeit gerade noch mit der glücklichen Fotofinish-Meisterschaft gerettet wurde, droht nun die erste titellose Saison seit 2012.
Längst ist offensichtlich, dass Tuchel aus seiner Mannschaft nicht schlau wird – und die Mannschaft aus Tuchel ebenfalls nicht. Die folgerichtige Trennung im Sommer ist lange beschlossen, bis dahin wollen beide Seiten die Saison noch irgendwie abwickeln. Wie gut – oder eben schlecht – das gelingt, wird sich zeigen. Der Blick auf die nackten Zahlen gibt jedenfalls wenig Grund zur Hoffnung.
Die AZ hat gemeinsam mit Statistik-Dienstleister Opta analysiert, wie Tuchel statistisch gesehen im Vergleich zu den bisherigen Bayern-Trainern in diesem Jahrtausend abschneidet. Tatsächlich fällt die Bilanz des 50-Jährigen verheerend aus.
Unter Thomas Tuchel verliert der FC Bayern fast jedes vierte Spiel
In seiner Amtszeit kommt Tuchel bislang auf 50 Pflichtspiele, davon gingen ganze zwölf verloren. Damit verzeichnet der gebürtige Krumbacher schon jetzt mehr Niederlagen als seine Vorgänger Nagelsmann (10 in 84 Spielen), Hansi Flick (7/86) und Niko Kovac (8/65) – obwohl die deutlich häufiger an der Seitenlinie standen.
Unter dem Strich gehen die Bayern unter Tuchel in 24 Prozent ihrer Spiele als Verlierer vom Platz. Selbst Louis van Gaal (20 Prozent) und Jürgen Klinsmann (21 Prozent) hatten eine weniger bescheidene Quote.
Apropos van Gaal und Klinsmann: Sie waren die einzigen Bayern-Trainer in diesem Jahrtausend, die wettbewerbsübergreifend auf einen schlechteren Punkteschnitt kamen als Tuchel. Der fährt mit seiner Mannschaft pro Partie durchschnittlich 2,04 Zähler ein und ist damit zumindest etwas erfolgreicher als van Gaal (2,03) und Klinsmann (1,95). Auweh!
Unter Tuchel ist Bayern deutlich schlechter als unter Julian Nagelsmann
Wie wenig sich der Wechsel von Nagelsmann zu Tuchel ausgezahlt hat, lässt sich ebenfalls an den Statistiken ablesen – denn die sind seitdem fast durchweg schlechter geworden. Frappierend ist vor allem die negative Entwicklung bei den erzielten Toren (von 3,04 pro Spiel auf 2,4), den Gegentoren (1,0 auf 1,24) sowie der Anteil der torlosen Spiele (4 auf 14 Prozent).
Sicher auch deshalb gibt es bei den Bayern Gedankenspiele, Nagelsmann im Sommer zurückzuholen – auch wenn intern nicht jeder an der Säbener Straße von diesem Gedanken begeistert ist. Zur Erkenntnis, dass dessen Freistellung trotz der Chance auf drei Titel völlig überstürzt war, dürfte im Klub mittlerweile jeder gekommen sein. Die Zahlen und Statistiken sprechen für sich.
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