Max Eberl und der FC Bayern 2.0: Evolutionieren statt Revolutionieren
München – Am Trainingsplatz an der Säbener Straße geht es im Moment äußerst ruhig zu. Die Rekonvaleszenten Jamal Musiala (Sehnenreizung), Leroy Sané (Schambeinentzündung) oder Kingsley Coman (Muskelbündelverletzung in den rechten Adduktoren) haben ihre Blessuren auskuriert und weilen bei ihren Nationalteams in der EM-Vorbereitung. Im Fall des DFB-Teams gab es von Julian Nagelsmann, nach der 2:1-Generalprobe gegen Griechenland, zwei Tage frei, die die Spieler bei ihren Familien verbringen können.
Absagen von Trainern, die nie gefragt wurden: Einigkeit bei Eberl und Freund
Während die Stimmung vor der Heim-EM im Land steigt, gibt es für das neue Triumvirat des FC Bayern, aus Sportvorstand Max Eberl, Sportdirektor Christoph Freund und Neu-Trainer Vincent Kompany selten dagewesene und ungewohnte Zeit abseits des Scheinwerferlichts. Für Schlagzeilen sorgte der Rekordmeister, mit der absurdesten Trainersuche seit Jahrzehnten, ohnehin genug. "Acht Wochen? Wie lang hat unsere Trainersuche Deutschland beschäftigt?“, rätselte Eberl im "Stadion der Träume", einer Kulturveranstaltung der Süddeutschen Zeitung vor der Heim-EM. Zwischenzeitlich vermutete der 50-Jährige, sein Handy wäre angezapft worden, bei den ganzen Nachrichten, die durch die Medienwelt gingen.
Wichtig war Eberl zu betonen, dass "nie ein Trainer abgelehnt worden" sei. Auch nicht Nagelsmann, der amtierende Bundestrainer, der im Vorfeld der EM seinen nach dem Turnier auslaufenden Vertrag bis 2026 verlängerte. Es habe allenfalls "Fragen gegeben", von denen einige kritischer ausfielen. Viele Gerüchte waren erfunden, erklärte Eberl. "Es gab viele Trainer, wo es keine Absage gab, weil wir gar keine Gespräche hatten." In dasselbe Horn blies jüngst auch Sportdirektor Christoph Freund. Auch in einem anderen Punkt sind sich beide einig: "Benutzt zu werden, um woanders mehr herauszuholen, das finde ich nicht so gut", kritisierte Eberl.
Mehr Verantwortung in Zukunft für Musiala und Pavlovic: "Die werden dann Gesichter"
Letztlich fiel die Wahl auf Vincent Kompany. Ob der Belgier, die D-, E-, F-, oder Was-auch-immer-Lösung ist, dazu wollte sich Eberl nicht äußern. Lediglich, dass Kompany "nicht ganz oben" auf der ominösen Trainerliste des FC Bayern stand. "Allerdings nicht wegen seiner Fähigkeiten, sondern eher wegen seiner Vita." Bislang trainierte der 38-Jährige lediglich Jugendklub RSC Anderlecht sowie den Burnley Football Club. Zuvor war Kompany bereits "verlängerter Arm" von Pep Guardiola, von dem er wärmstens empfohlen wurde.
"Wir wollen Dinge verändern, wir konnten viele Themen während der Trainersuche im Hintergrund anstoßen", erklärte Eberl. Zusammen mit Freund und Kompany werden alle drei zusammen den FC Bayern für die neue Saison aufstellen. Eine "Revolution", wie zu Pep-Zeiten zwischen 2013 und 2016 brauche es diesmal nicht, dafür eine Evolution, den nächsten Entwicklungsschritt. Neue Spieler sollen kommen, die "neue Reize" bringen. Gleichzeitig wird der FC Bayern auch seinen jungen Spielern und Eigengewächsen mehr Vertrauen zukommen lassen: "Spieler wie Jamal Musiala und Aleksandar Pavlovic, die übernehmen Verantwortung und die werden dann Gesichter."
Sollte alles perfekt funktionieren, erhofft sich Eberl einen Rekordmeister, der Dominanz, Gemeinschaftlichkeit und eine "Energie, die die Leute im Stadion spüren sollen" ausstrahlt.