Weil Uli Hoeneß nicht kam – Max Eberl nutzt die Gunst der Stunde
München - Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen, dass man ihn gar nicht vermisst hat, den König Lear des FC Bayern, wie Mit-Veranstalter Albert Ostermaier den Bayern-Boss bezeichnete, ohne ihn beim Namen nennen zu müssen? Nein, Uli Hoeneß war nicht wie angekündigt zum Diskussions-Panel der Süddeutschen Zeitung ins "Stadion der Träume" im Fat Cat gekommen, er sei verhindert, hieß es. Und so gehörte die Bühne – neben den SZ-Redakteuren Christof Kneer und Philipp Schneider – dem Mann, den Hoeneß ja schon so lange wieder an der Säbener Straße sehen wollte: Max Eberl.
Redefreudiger Eberl lässt Hoeneß nicht vermissen
Natürlich ist das noch nicht die berühmte Zeitenwende, wenn Uli Hoeneß mal einen Termin in der Öffentlichkeit auslässt. Aber vermisst? Nicht wirklich. Nie im Leben hätte Max Eberl sonst so viel Redeanteil gehabt. Und den hat er mit seiner wasserfallartigen Rhetorik dann ganz gut genutzt.
Zwei Stunden Vorgespräch mit den SZ-Männern hatte Eberl schon in den Knochen, als es auf die vom milden Abendlicht beschienene Bühne im Stadion der Träume ging. Verschleißerscheinungen? Nicht die Bohne! Keine der vielen Fragen ließ der Sportvorstand des FC Bayern unbeantwortet, auch wenn er manch heiklen Tagesordnungspunkt mit einem Späßchen zu umschiffen suchte.
Wo genau auf der Liste mit den Trainerwünschen denn dieser Vincent Kompany wirklich gestanden habe? "Er stand von Anfang an auf der Liste, wenn auch nicht ganz oben. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich das Gespräch nicht schon sechs Wochen früher geführt habe. Dann wäre das alles viel schneller vorbei gewesen." Das unsägliche Hin und Her bei der Trainersuche? "Es gab nie einen Trainer, der abgelehnt wurde. Aber wir haben immer diskutiert. Es gab immer Fragen: Ist das richtig? Ich bin nur froh, dass wir einen sehr, sehr spannenden, sehr, sehr interessanten Trainer gefunden haben. Ein großartiger Mensch, der weiß, wie große Kabinen zu funktionieren haben. Er verkörpert, was zu Bayern passt: Erfolg."
Die Eckpunkte für den Umbruch unter dem neuen Trainer? "Bayern hat mit dem Kader sehr, sehr lange gearbeitet. Jetzt wollen wir ein Stück weit nicht revolutionieren, sondern evolutionieren. Wir wollen über Jahre hinweg wieder was auf den Weg bringen. Wir wollen definitiv Dinge verändern und das konnten wir im Zuge der Trainersuche im Hintergrund schon sehr gut anstoßen. Wir wollen Junge reinbringen, die in den nächsten fünf, sechs Jahren die Gesichter des FC Bayern sind." Erste Learnings seit dem Amtsantritt am 1. März? "Dass Bayern München einfach noch mal potenziert größer ist als alles andere, was man vorher im Fußball erlebt hat."
Eberl: "Jetzt haben wir auf die Nuss bekommen"
Die Maxime für nächste Saison? "Jetzt haben wir auf die Nuss bekommen. Aber jetzt wollen wir diesen Titel wieder zurück! Wir müssen erfolgreich sein, wir müssen gut Fußball spielen, und dann ist das andere alles Schall und Rauch."
Hätte man zu Beginn des Abends eine Strichliste begonnen mit den meist genannten Begriffen in Eberls Sätzen, es hätte einen klaren Sieger gegeben: Energie. Egal, wo ihn die Fragen der SZ-Reporter hintrieben: Immer wieder landete Eberl bei diesem Terminus. Auf den Plätzen: Identifikation, Lust, Power, Kontinuität, Dominanz. Dazu noch aus der Verben-Abteilung: aufbauen, entwickeln. Und damit ist die viel zitierte Vision des neuen starken Bayern-Mannes schon gut charakterisiert.
Natürlich hätte man Uli Hoeneß gern ins Gesicht gesehen, wenn er seine Version von den "immer großartigen Diskussionen (Eberl) der Bayern-Gewaltigen erzählt hätte. Aber er war ja verhindert. Schon bedenklich, wenn ein maximal glühender Bayern-Fan wie Albert Ostermaier den Bayern-Patron in die Nähe von König Lear rückt und sich an Shakespeares "Komödie der Irrungen" erinnert fühlt. Aber: Immerhin hat er in dem ganzen rotweißen Durcheinander der letzten Monate einen Prospero entdeckt, der mit den Zauberkräften. Sein Name: Max Eberl.
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