FC Bayern: Thomas Tuchel vor Endspiel gegen Bochum – welchen Plan die Bosse jetzt verfolgen
München - Neben der spielerischen Leistung und dem nackten Ergebnis sind es oft auch Statistiken, die einen Trainer schlecht aussehen lassen, weil der historische Kontext die Lage noch verschlimmert. Mit dem 0:1 bei Lazio Rom hat der FC Bayern unter Trainer Thomas Tuchel zum ersten Mal seit elf Spielzeiten in der Königsklasse das Hinspiel des Achtelfinals (2012 mit 0:1 beim FC Basel) verloren.
Noch hat man das Viertelfinale im Visier, doch Tuchel muss erst einmal den 5. März, den Tag des Rückspiels vor heimischem Publikum in Amt und Würden erreichen. Angefangen mit dem Sonntagsspiel beim VfL Bochum (17.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker), dem Heimspiel gegen RB Leipzig (24. Februar) und der Auswärtspartie am 1. März beim SC Freiburg warten knifflige Aufgaben.
FC Bayern: Schon zehn Niederlagen unter Chefcoach Thomas Tuchel
Einen Schnellschuss wird es nach AZ-Informationen nicht geben. Demnach planen die Bayern-Bosse weiterhin bis Saisonende mit ihrem Chefcoach. "Thomas Tuchel und sein Trainerteam arbeiten akribisch und engagiert. Klar, im Moment fehlen uns die Ergebnisse. Wir brauchen nun eine Initialzündung, um auf dem Platz den viel zitierten Bock umzustoßen. Daran arbeiten wir alle gemeinsam und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen", betonte Präsident Herbert Hainer zudem gegenüber dem "Merkur".
Dennoch müssen die Verantwortlichen trotz aller gegenteiligen Beteuerungen einen Plan B vorbereiten, sollte es auch in Bochum schiefgehen und der Trend mit dann drei vergeigten Partien am Stück komplett nach unten zeigen. Tuchels durchwachsene Bilanz lautet bisher: Ein Titel (die vom BVB letzten Mai geschenkte Meisterschaft), 43 Spiele, 28 Siege, fünf Remis, zehn Niederlagen – bei 98:51 Toren.
Wer käme als Interimstrainer bzw. Lösung ab Sommer überhaupt infrage? Wen haben die Bayern-Bosse auf dem Radar? Ein AZ-Check:
Van Gaal ist auf dem Markt und kennt die Bayern
Interimslösung A, Hansi Flick: Mit dem ehemaligen Sieben-Titel-Coach der Jahre 2020/21 müsste man sich zunächst auf zwischenmenschlicher Ebene arrangieren. Schließlich war Flick (58) trotz gültigen Vertrages auf eigenen Wunsch gegangen, weil er als Bundestrainer zum DFB wechselte. Neben der verlockenden Aufgabe war ein Grund für den Abgang das Zerwürfnis mit dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der mittlerweile auch den Klub verlassen musste. Bahn frei für den bei den Profis beliebten Hansi, der die meisten Spieler gut kennt? Ein Makel: Flicks Standing hat, gerade bei den Nationalspielern, durch die verkorkste WM in Katar arg gelitten, auch in der letzten Saison bei Bayern lief es nicht mehr rund.

Interimslösung B, Louis van Gaal: Während Jupp Heynckes (78) und Ottmar Hitzfeld (75), zwei- bzw. einmal als Retter kurzfristig eingesprungen, aus Altersgründen nicht mehr infrage kommen, würde sich der Holländer sicher gebauchpinselt fühlen. Van Gaal (72) hat Erfahrung, kennt Bayern, fördert junge Spieler, ist eine Autoritätsperson. Würde das Oranje-Alphatier aber mit Vereinspatron Hoeneß, die sich einst zofften, aber ausgesprochen haben, zusammenarbeiten können?
Sebastian Hoeneß und Xabi Alonso als Langzeitlösung beim FC Bayern jeweils denkbar
Langzeitlösung A, Sebastian Hoeneß: Der Neffe von Uli und Sohn von Dieter Hoeneß, der aus dem Relegationsteilnehmer VfB Stuttgart einen Champions-League-Kandidaten geformt hat, hätte ein Geschmäckle. Würde die Hoeneß-Familie das gutheißen und riskieren? Die Fallhöhe wäre wohl zu hoch und der Schritt zurück zu Bayern für den gebürtigen Münchner (41) und ehemaligen Coach der zweiten Mannschaft (Drittliga-Meister!) noch zu früh.

Langzeitlösung B, Oliver Glasner: Der zurzeit vereinslose Coach, der mit Eintracht Frankfurt 2022 die Europa League gewann, wäre verfügbar – noch. Angeblich steht Glasner (49) kurz vor einem Engagement bei Premier-League-Verein Crystal Palace. Obwohl Österreicher, hat der Verfechter eines strukturierten Offensivfußballs keinerlei Bezug zum FC Bayern.
Langzeitlösung C, Xabi Alonso: Schwierig. Entweder bleibt der 42-jährige Spanier als gefeierter Meister in spé noch ein Jahr bei Bayer Leverkusen oder der Ex-Profi der Reds erfüllt sich den Traum vom Job beim FC Liverpool als Nachfolger von Klopp, der Ende Mai aufhört.

Komplett unrealistische Kandidaten: Jürgen Klopp (Sabbatical geplant), Joachim Löw (der Ex-Bundetrainer ist seit Sommer 2021 raus, zu lange), Zinedine Zidane (liebäugelt mit Real-Job), José Mourinho (nur über Hoeneß‘ Leiche).