FC Bayern siegt nach Schema Pep

Mainz - Der FC Bayern ist Herbstmeister. Nein, jetzt bitte kein Aufschrei. Natürlich nicht faktisch. Anders gesagt: Die Münchner machen sich aktuell mal wieder im Herbst zum Meister, zum Champion 2016. Sie sammeln wie in den drei Spielzeiten zuvor so viele Punkte und damit Vorsprung-Polster bis Weihnachten, dass sie sich in der Rückrunde ab Anfang März, spätestens April, auf die K.o.-Runden in der Champions-League konzentrieren können – Vollrotation in der Bundesliga inklusive. Und mit dem 3:0 beim FSV Mainz bewies der Rekordmeister, warum er eben der Rekord(e)meister ist.
Die Zahlen, bitte: Sieben Siege vom Start einer Saison weg mit einer Tordifferenz von +20 bedeuten die beste Bilanz aller Zeiten. Auch 2012 begann man mit sieben Siegen, holte am Ende das Triple. Damals glückten acht Dreier ab dem ersten Spieltag.
Zur Einstellung dieser Marke wäre ein Sieg im Top-Spiel gegen den Zweiten und diese Saison wohl einzig ernsthaften Verfolger Borussia Dortmund am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) der würdige Rahmen.
3:0-Sieg gegen Mainz: Die Bayern-Spieler in der Einzelkritik
Nach dem 1:1 gegen Hannover hat Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg bereits neun Punkte Rückstand, ebenso Leverkusen. Wohl nur die Tuchel-Borussen können die Herbst- und dann auch Ganzjahresmeisterschaft der Guardiola-Bayern verhindern. „Sie sind schon nahe dran“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Er bilanzierte in Mainz: „Bis hierher sind wir sehr zufrieden. Wir haben die optimale Punkteausbeute.“
Durch stets dasselbe Schema P. Und zwar P wie Pep. Sein aktuelles Sieg-Rezept ist ein Drei-Stufen-Plan: beobachten, zuschlagen, trainieren.
FC Bayern auf Stufe eins
Guardiola, der sein Team derzeit schon so aufstellt, dass jeder einmal eine Pause erhält (diesmal von Beginn an Jérôme Boateng und Arturo Vidal), nimmt in den ersten Minuten einer Partie das Finetuning vor, passt seine Startelf dem System des Gegners entsprechend an. Flügelspieler wechseln die Seiten, aus einer Dreier- wird eine Viererkette und umgekehrt. Es ist die Phase des Beobachtens, des Analysierens.
Die Gegner haben noch Kraft, halten mutig dagegen. „Mainz war in der ersten Halbzeit Wahnsinn – wie sie gelaufen sind und verteidigt haben. Das ist dann nicht einfach“, meinte Sammer.
Mehr als die 4:3 Tore in den sieben Halbzeiten vor der Pause sollten schon herausspringen, kritisiert Kapitän Philipp Lahm: „Wir kommen zur Zeit nicht immer so rund ins Spiel rein.“ Was auch daran liegt, dass meist eine auf vielen Positionen veränderte Elf aufläuft. Diesmal erstmals wieder mit Javi Martínez im Abwehrzentrum.
FC Bayern auf Stufe zwei
Nach der Pause schlägt man zu, 19:0 Tore sprechen eine eindeutige Sprache. „In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Geduld. Wenn sich Lücken ergeben, kommen dann auch solche Ergebnisse zustande,“, erklärte Boateng, „man muss den Gegner manchmal müde spielen.“ Das ewige Hinterherrennen aufgrund des hohen Ballbesitzes (66 Prozent) und der effektiven Passquote (90 Prozent kamen an) zermürbt die Gegner. Die Dominanz und die nun fallenden Tore, diesmal durch den erneuten Doppelpack von Robert Lewandowski und das 3:0 von Kingsley Coman, killte die Mainzer wie so viele Opfer zuvor.
Robert Lewandowski: Die ärmste Sau auf Rekordjagd
FC Bayern auf Stufe drei
Wenn der Vorsprung hoch genug ist, wird gewechselt – auch Mario Götze durfte noch rein. Vor allem aber wird im Spielbetrieb trainiert. Guardiola und sein Taktikflüsterer Domenec Torrent, der Assistenztrainer, stehen an der Linie und rufen Anweisungen hinein. Üben, üben! Im Training sollte Thomas Müller den ein oder anderen Elfmeter treten. Nach 13 verwandelten Strafstößen in Folge für Bayern und die Nationalmannschaft scheiterte er, weil er mit dem Standbein wegrutschte. Seine Quote: 22:3.
„Wer Thomas kennt, der weiß: Das nagt jetzt nicht an seinem Selbstvertrauen“, meinte Lahm, und Sammer sagte: „Müller muss man nicht trösten. Müller ist Müller.“ Aber was, wenn der jetzt auch wieder trifft ... noch dazu in Halbzeit eins!