FC Bayern: Raus aus dem Schatten – Ulreich und Meyer im Torhüter-Duell der Stellvertreter
München - Am 1. April 2023, also fast auf den Tag genau vor einem Jahr, hatte Thomas Tuchel als Nachfolger des kurz zuvor entlassenen Julian Nagelsmann seine Premiere auf der Bayern-Bank mit einem 4:2 im Klassiker gegen Borussia Dortmund gegeben. Ja, Fußball ist schnelllebig. Aber so schnell? Es wirkt, als sei dies schon Jahre her.
Gregor Kobel (26), der Dortmunder Torwart, hatte mit einem kräftigen Luftloch-Tritt für die kuriose Bayern-Führung gesorgt. Weil er den Ball dabei minimal berührte, wurde die Slapstick-Aktion als Eigentor gewertet. Spötter in NRW scherzen vor dem Klassiker am Samstag gegen den FC Bayern in der Allianz Arena (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker): Hömma, das kann dem guten Gregor diesmal wenigstens nicht passieren! Der Schweizer fällt aus, eine Magen-Darm-Infektion setzt ihn außer Gefecht.
Kobel fehlt erneut – auch Neuer muss im Clasico passen
Bitter für Kobel, der schon vor 14 Tagen beim 3:1 gegen Frankfurt wegen einer Muskelverletzung (Adduktoren) passen musste, diese auskuriert hatte, dann aber erkrankte. Anstelle von Kobel, der perspektivisch als einer der möglichen Nachfolger von Manuel Neuer im Bayern-Tor gilt, steht Alexander Meyer im BVB-Kasten. Der 32-Jährige hatte Kobel in dieser Saison bereits in sieben Partien vertreten – sechs davon in diesem Kalenderjahr.
Und so wird der deutsche Klassiker nicht zum Duell Neuer gegen seinen möglichen Kronprinzen, denn auch der Bayern-Torhüter wurde nach seinem bei der Nationalelf erlittenen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich nicht rechtzeitig fit. "Manu ist raus. Es ist zu schmerzhaft", sagte Trainer Thomas Tuchel am Freitag an der Säbener Straße über den 38-jährigen Neuer. "Wir hoffen, dass eine Woche ausreicht und er gegen Heidenheim im Tor stehen kann." Kommenden Samstag tritt Bayern beim Aufsteiger an.

Ulreich ersetzte Neuer schon zwölf Mal in dieser Saison
Koan Neuer, koan Kobel – es wird also ein Torhüter-Duell der Stellvertreter, die wieder aus dem Schatten treten dürfen. Beim BVB Meyer, der von 2019 bis 2022 bei Jahn Regensburg im Tor stand. Bei Bayern der treue, der ewige Ulle: Sven Ulreich. Kein Wort wurde auf der Pressekonferenz am Freitag über den 35-Jährigen verloren, weil es mittlerweile so selbstverständlich und normal ist, dass er Neuer ersetzt. Zwölf Mal schon in dieser Saison (neun Siege, nur eine Niederlage) und zuletzt am 24. Oktober beim 3:1-Erfolg bei Galatasaray Istanbul.
Vier Tage später hatte Neuer knapp elf Monate nach seinem verheerenden Schien- und Wadenbeinbruch bei einer Skitour sein umjubeltes Comeback gegeben – und seitdem durchgespielt. Bis zum Malheur am DFB-Campus vergangenen Mittwoch just nachdem ihm Bundestrainer Julian Nagelsmann mitgeteilt hatte, dass er bei der Heim-EM auf ihn als Stammtorhüter setzt – und nicht auf Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona. Unglückliches Timing. Für alle Beteiligten.
FC Bayern: Keine Bedenken bei Ulreich
Nun kehrt Ulreich, ein Schwabe ohne Allüren und überzogene Ansprüche, für dieses eine, aber sehr wichtige Spiel zurück – Bedenken hat bei Bayern keiner. Parallel hatten Neuer und Ulreich, privat sehr gut befreundet, im November ihre Verträge jeweils um ein Jahr bis 2025 verlängert – doppelt hält besser. Keeper Daniel Peretz (23) rückt gegen den BVB auf die Bank.
Jungstar Aleksandar Pavlovic (19) fällt nach einer Mandelentzündung aus. Dazu muss Tuchel auf Raphael Guerreiro und Sacha Boey verzichten. Torjäger Harry Kane ist nach überstandener Sprunggelenksverletzung fit. Kane habe "voll mit der Mannschaft trainiert. Es ist alles gut", so Tuchel. Erstmals nach zwei Monaten kehrt Kingsley Coman (Knieverletzung) in den Kader zurück. "King ist ein riesiger Faktor für uns", betonte Tuchel. Zunächst als Joker von der Bank.
Randnotiz gefällig? Wer stand am erwähnten 1. April 2023 gegen den BVB im Bayern-Tor? Yann Sommer. . .