FC Bayern: Nagelsmann und Streich im Trainer-Duell – Jungenhaftigkeit gegen Ewigkeit
Wenn am Sonntag um 19.30 Uhr (DAZN und im AZ-Liveticker) die Partie zwischen dem FC Bayern und dem SC Freiburg angepfiffen wird, steigt ein Generationenduell der Extreme.
Jung, jünger, Nagelsmann? Alt, älter, Streich? Stimmt nur bei Streich. Seit Januar 2012 arbeitet der 57-Jährige - und damit aktuell älteste Bundesliga-Vertreter seiner Zunft - als Cheftrainer des SCF. Damals übernahm er den Posten des beurlaubten Marcus Sorg. Zuvor hatte Streich seit Sommer 2007 als A-Jugendtrainer, Teamassistent und Co-Trainer für die Breisgauer gearbeitet. Diese Zeitspanne - im aktuellen Fußball-Business eine Rarität, nein: eine Sensation.
Nagelsmann ist nicht der jüngste Bundesliga-Trainer
Dagegen muss mit zwei Mythen um den 35-jährigen Nagelsmann aufgeräumt werden. Erstens: Ole Werner von Aufsteiger Werder Bremen ist mit seinen 34 Jahren jünger als der Bayern-Trainer. Und zweitens ist Nagelsmann nicht der jüngste Cheftrainer überhaupt, der je bei einem Bundesliga-Spiel an der Seitenlinie stand. Denn: Am 23. Oktober 1976 war ein gewisser Bernd Stöber, heute 70 Jahre alt, beim 5:1 des 1. FC Köln gegen Saarbrücken auf der Bank der Gäste - im Alter von 24 Jahren und 48 Tagen.
Es war Stöbers einziges Spiel als Interimstrainer des FCS, danach rückte er wieder auf seinen Assistenztrainer-Posten.
Streich ist der dienstälteste Liga-Trainer
Dass Streich, der gelernte Industriekaufmann, gebürtig im südbadischen Weil am Rhein, zugleich der aktuell dienstälteste Liga-Trainer ist, verwundert nicht. In Urs Fischer (56) rangiert der Coach von Union Berlin in dieser Rangliste auf dem zweiten Platz - heißt: Die Sensationsteams nach neun Spieltagen, die als Tabellenführer (Union) und Zweiter (Freiburg) vor Bayern und Dortmund stehen, werden von Cheftrainern angeleitet, die am längsten im Amt sind. Ein klares Argument pro Kontinuität?
"Die gibt es in einem Verein nur dann, wenn eine Mannschaft Ergebnisse erreicht, die über den Erwartungen liegen", sagt Streich, der zuletzt wegen einer Corona-Infektion zwei Partien aus dem "Homeoffice" coachen musste.
Die Entwicklung in Freiburg ging stetig nach oben, zuletzt rasant. Im Sommer erreichte man das Finale des DFB-Pokals, verlor im Elfmeterschießen gegen RB Leipzig. Am Donnerstag erst sicherte man sich in der Europa League durch das 4:0 in Nantes souverän das Weiterkommen in die K.o.-Runde.
Dienstälteste Bundesliga-Trainer: Nagelsmann auf Platz vier
In Nagelsmanns Augen ist Streich ein "cooler Fetzen" und "ein ganz lieber Mensch, den ich unheimlich schätze". Freiburg ist anders, Streich besonders. "Man kann im Fußball nicht sagen, dass man einen Trainer für die nächsten acht oder zehn Jahre einstellt. Das wird nicht passieren. Dafür ist das Geschäft zu fiebrig", sagt "der ewige Streich". Er weiß: "Bei uns in Freiburg ist das etwas weniger zum Glück. Aber auch wir sind darauf angewiesen, sportlichen Erfolg zu haben."
Am Spieltag dann Sonntag ist Streich exakt zehn Jahre, neun Monate und 17 Tage im Amt. Nagelsmann, sein Gegenüber an der Seitenlinie, erst ein Jahr, drei Monate und 15 Tage - wobei sich diese Zeitspanne für ihn deutlich länger anfühlen dürfte. Das Überraschende: Damit liegt Nagelsmann gemeinsam mit Frankfurts Oliver Glasner und Kölns Steffen Baumgart auf Rang vier. Alle übernahmen am 1. Juli 2021, sind also erst im ersten Drittel ihrer zweiten Saison.
Streich: "Wir haben keine Angst" vor Bayern
Das Frappierende: Alle anderen Cheftrainer unterhalb der Top sechs sind weniger als 365 Tage unter Vertrag. Zum 1. Juli fingen sieben Trainer bei ihren Klubs neu an, vier übernahmen bereits für ihre entlassenen Kollegen.
Vor dem Duell mit Nagelsmann sagte Streich über die beständig inkonstanten Bayern bei RTL: "Die werden natürlich auf uns losgehen. Aber wir haben keine Angst. Uns geht's gut und wir werden uns mit allem wehren, was uns zur Verfügung steht. Ich hoffe, dass wir ein tolles Spiel sehen - nicht nur von Bayern, sondern auch von uns." So selbstbewusst spricht einer, der aktuell den Titel "Trainer des Jahres" trägt.