FC Bayern München: Thomas Müller trifft und kämpft weiter um Stammplatz

München - Es war zwar nur der Schlusspunkt unter die Gala - doch nach dem 5:1 von Thomas Müller fiel der Bayern-Jubel derart überschwänglich aus, als hätte der Weltmeister gerade das Finale der Champions League entschieden. Die Münchner Teamkollegen umarmten und herzten ihn. Alle Freude sich sichtlich, dass Müller seinen Instinkt beim Kantersieg des Rekordmeisters gegen den FC Arsenal zurückgefunden hatte und seine nervenzehrende Flaute beendete.
Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus streute Salz in die Wunde - und bezog in der heftig diskutierten Personalie bei Sky klar Stellung: "Seine Position ist besetzt. Wenn sich keiner verletzt, dann ist in diesem System von heute kein Platz für Thomas Müller. In wichtigen Spielen muss er daher wahrscheinlich weiter auf der Bank sitzen."
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte fest, "dass Thomas langsam wieder in eine gute Verfassung kommt". Der FC Bayern brauche "18 bis 20 Top-Spieler", man müsse Geduld haben. "Thomas ist Thomas, er hat eine Riesen-Bedeutung für uns. Die Geduld hatten wir immer."
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Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Müller sehenswert den Endstand (88.). "Ich bin sehr glücklich über sein schönes Tor. Ich glaube, dass er endlich den Durchbruch geschafft hat. Das hat er sich verdient. Wir können optimistisch in die Zukunft schauen. Er wird noch wichtig für uns sein", sagte Trainer Carlo Ancelotti zufrieden.
Zwar war auch gegen die Gunners für den zuletzt formschwachen Müller kein Platz in der Startformation der Münchner gewesen. Thiago hatte den Vorzug erhalten - und rechtfertigte das Vertrauen mit einer überragenden Leistung. Doch der Treffer machte auch Mats Hummels Hoffnung: "Wir wissen doch alle, dass er Tore schießen kann, dass er gefährlich ist. Da werden noch ein paar mehr kommen."
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Auf dem Spielfeld war die Bedeutung der Identifikationsfigur in dieser Saison zusehends geschrumpft. In der Liga gelang Müller im Dezember nach 999-minütiger Flaute sein erstes Tor. Dabei blieb es bis jetzt. Mehrfach musste er den ungewohnten Platz auf der Ersatzbank einnehmen.
Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm ist ein Fan seines 27-jährigen Teamkollegen: "Ich glaube, dass Thomas Müller in jeder Mannschaft einen Platz hat. Er geht immer voran und es ist unglaublich, wie er arbeitet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder zu seiner 100-prozentigen Form findet. Das Tor heute war auch für ihn persönlich wichtig."
Dennoch: Das einstige Credo von Louis van Gaal ("Müller spielt immer") gilt unter Ancelotti längst nicht mehr. Selbst der immer locker wirkende Müller war deshalb zuletzt ins Grübeln gekommen. "Ich gehe weite Wege, die aber wenig produktiv sind", sagte er unlängst.
In den letzten Spielen habe er zu oft keine Position gefunden, wo er anspielbar war. Die Situation sei "nicht prickelnd". Nun, nach dem vermeintlichen Erweckungserlebnis gegen Arsenal verzichtete Müller auf einen Kommentar. Augenzwinkernd und mit einem breiten Grinsen verließ er die Arena - es war Ausdruck genug.
Jérôme Boateng leidet mit Thomas Müller, sieht allerdings Licht am Ende des Tunnels. "Es ist keine schöne Situation, aber er weiß am besten damit umzugehen. Thomas wird auch wieder seine Tore machen. Das ist eine Phase, und da kann er sich nur selber rausholen. Die Mannschaft wird ihm so gut es geht helfen", sagte der derzeit verletzte Innenverteidiger am Sky-Mikrofon.