FC Bayern München auf Audi Summer Tour: Druck auf Carlo Ancelotti steigt

Shanghai - Die Bayern sind da – und die Chinesen drehen durch! Um 15:04 Uhr landete der Sonderflieger der Münchner am Montag in Shanghai, kurz darauf wurden die Stars um Thomas Müller (ab-)gefeiert.
"Gib alles – in Thomas we trust!", stand auf einem Plakat geschrieben. "Wow, das ist beeindruckend", sagte der Weltmeister. "Der erste Fan hat mich gleich auf die Hand geküsst", verriet Mats Hummels, der bei den Chinesen besonders gut ankam. "Ich liebe dich, Mats", rief ein junger Mann dem Abwehrstar zu. Etwa 700 Fans waren zum Flughafen gekommen, fast alle trugen Trikots ihrer Lieblinge. Ni hao! Servus!
Carlo Ancelotti schien der ganze Trubel wenig auszumachen. Wie immer eigentlich. Der Bayern-Coach, der im Urlaub in Vancouver ein paar Kilo abgenommen hat, stieg seelenruhig in den Bus. Mehr als zehn Stunden hatte die Bayern-Crew zuvor im Flieger gesessen. Shanghai empfing den Meister mit schwülen 35 Grad. In den kommenden Tagen der Asien-Tour (bis 28. Juli) haben Ancelotti und die Bayern eine Menge Arbei vor sich.
Die AZ zeigt Carlos To-do-Liste für die zwölf Tage in Asien.
Mannschaft einspielen
Wichtige Spieler traten die Reise nach Fernost gar nicht erst mit an. Manuel Neuer (Mittelfußbruch), Jérôme Boateng (Muskelverletzung im Oberschenkel) und Arjen Robben (Verletzung in der Wade) arbeiten in München an ihrem Comeback. Die Confed-Cup-Finalisten Joshua Kimmich, Sebastian Rudy, Niklas Süle und Arturo Vidal stoßen erst nach der Audi Summer Tour zum Team. Trotzdem muss Ancelotti schon jetzt eine eingespielte Mannschaft formen. Nach der Rückkehr aus China und Singapur bleiben nur drei Wochen bis zum Bundesliga-Start, zwei Wochen bis zur ersten Pokalrunde in Chemnitz, nur eine Woche bis zum Supercup in Dortmund. Die Tests gegen den FC Arsenal (19. Juli), AC Mailand (22. Juli), FC Chelsea (25. Juli) und Inter Mailand (27. Juli) sind deshalb sehr wichtig.
Lösung für Offensive finden
Thomas Müller überzeugte am Samstag beim Telekom Cup - und wurde anschließend von Ancelotti als "bester Spieler" des Finals bezeichnet. Müller steht unter Druck – denn die Konkurrenz ist stark und prominent. Neuzugang James Rodríguez gefiel beim Telekom Cup ebenso, Ancelotti lobte ihn als "fantastischen Spieler" und sagte: "Wir werden in China verschiedene Positionen mit ihm ausprobieren." Der Kolumbianer hat seine Stärken als Zehner, Thiago müsste dafür eine Position weiter nach hinten auf die Sechs rücken, links würde Franck Ribéry spielen, rechts Arjen Robben. Und Müller säße auf der Bank. Doch auch ein System mit James auf dem Flügel und Müller in der Zentrale ist denkbar.
Spagat meistern
"Die Reise hat einen sportlichen Wert. Wir haben vier Testspiele gegen namhafte Gegner", sagte Rummenigge. "Und sie hat einen finanziellen Wert." Zahlreiche Marketingtermine werden auf dem Programm stehen, die Bayern wollen ihre Marke stärken, Präsenz zeigen. Deshalb ist Miroslav Klose als bekanntes Gesicht mitgereist. Deshalb war Präsident Uli Hoeneß unter den Fluggästen zu finden. Deshalb nutzt der Transfer von Social-Media-Superstar James den Bayern enorm. Sponsor Paulaner bringt extra ein Bayern-Fanbier auf den Markt. "Alles ist mit Carlo Ancelotti abgestimmt", sagte Rummenigge. Doch es bleibt wenig Zeit für Training, insgesamt 30 Stunden sitzen die Stars im Flieger. "Das wird eine Reise, die hart sein wird", sagte David Alaba.
Jupp Heynckes folgen
Der Traum vom Triple – er lebt für die Bayern auch vor der kommenden Saison. Und Rummenigge schraubte die Erwartungen nicht gerade herunter. "Er macht ein bisschen den Eindruck auf mich wie Jupp Heynckes in seinem zweiten Jahr", sagte der Vorstandsboss am Sonntag über Ancelotti. Rummenigge meinte 2013, das Triple-Jahr. "Jupp war im ersten Jahr dreimal Zweiter geworden, das hat ihn schon gewurmt." Er habe nun den Eindruck, so Rummenigge, "dass Carlo die Schrauben anzieht. Wir wollen eine erfolgreiche Saison spielen." Der Titel-Auftrag an den Coach ist damit formuliert. Ancelotti hat eine respektable To-do-Liste, die er in Asien abarbeiten muss.
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