FC-Bayern-Matchwinner Kim schwärmt von Upamecano: "Ich liebe ihn"
München - Sein Partner drängte ihn dazu, etwas zu machen, das ihm so ganz und gar nicht liegt. Es ist mitnichten das Naturell von Min-jae Kim, im Mittelpunkt zu stehen und sich feiern zu lassen.
Passenderweise war es Dayot Upamecano, sein Nebenmann in der Innenverteidigung, der den Südkoreaner bei der kurzen Siegesparty vor der Südkurve feixend aus der Spielertraube nach vorne stieß.
Ab ins Rampenlicht mit dem Matchwinner, der das goldene Tor zum 1:0-Erfolg der Bayern gegen Paris St. Germain geköpft hatte. Kim klatschte den Fans schüchtern zu, wandte sich jedoch rasch wieder zu seiner Mannschaft. Matchwinner ist einer wie Kim, ein Verteidiger, meist nur dann, wenn er in der Defensive keinen Fehler begeht und vorne für einen - diesmal den entscheidenden - Treffer sorgt.
Kim über Upamecano: "Ich liebe ihn"
Als der 28-Jährige die Trophäe als "Man of the match" erhielt, machte er etwas verlegen, fast schüchtern Selfies. Ist doch sonst immer die Sache von den Offensiv-Stars Harry Kane oder Jamal Musiala. Angesprochen auf sein erstes Tor im 23. Champions-League-Spiel meinte Kim auf Englisch, er sei "darauf sehr stolz". Ganz leise und zurückhaltend beantwortete er im - ebenso ungeliebten - Scheinwerferlicht der Kameras ein paar Fragen.
Lieber als über sich sprach er über die wunderbar funktionierende Partnerschaft mit Nebenmann Upamecano. "Als ich in China (von Januar bis August 2019 bei Beijing Guoan, d. Red.) war, habe ich viele Spiele von Dayot gesehen. Ich liebe ihn und bin sehr glücklich, mit ihm spielen zu dürfen."
Das war nicht abzusehen. Schon gar nicht in der vergangenen Saison, als die Bayern Kim im August 2023 für 50 Millionen Ablöse von der SSC Neapel verpflichtet hatten.
Kim hatte ein schwieriges erstes Jahr beim FC Bayern
Status: bester Abwehrspieler der Serie A. Erwartung: Stabilisator der Bayern-Abwehr, verpflichtet auf besonderen Wunsch von Trainer Thomas Tuchel. Doch spätestens zur Rückrunde, als die ersten Krisen den Verein durchrüttelten, setzte Tuchel auf das Abwehr-Duo Matthijs de Ligt und Eric Dier. Beide zweikampfstark, beide Typ Turm in der Schlacht. Aber mit geringerem Tempo und Defiziten im Spielaufbau - aus der Kategorie Retro-Verteidiger. Upamecano und Kim, die pfeilschnellen Pressing-Maschinen mit hoher Passqualität im Spielaufbau, waren abgeschrieben, nur noch Ersatz.
Bis Vincent Kompany zur neuen Saison kam. Respekt und zahlreiche Titel hatte der sich einst als Weltklasse-Innenverteidiger erarbeitet, in seiner neuen Rolle als junger Trainer mit seinen erst 38 Jahren fehlten ihm neben Erfahrung noch die Meriten. Für Kim und Upamecano war und ist Kompany ein Segen.
Wie Kompany Kim und Upamecano wieder in die Spur brachte
Weil Vorbild und Ratgeber. Als einer ihrer Zunft. Ob bei der Videoanalyse oder auf dem Platz. Der Belgier mischt oft im Training mit, läuft Bälle ab und grätscht, als wäre er zehn Jahre jünger. Kim & Upa, so der Spitzname des 26-Jährigen, der seine vierte Saison in München spielt, gefällt das. Sie fühlen sich verstanden, die Kante aus Korea und das Kraftpaket aus Frankreich. Speziell, wenn ihr Trainer Dinge sagt wie: "Bei Verteidigern ist es wie beim Torwart. Es braucht immer erst 15 Spiele, bevor jemand sagt: Das hast du gut gemacht."
Kompany setzt auf Vertrauen - und das eingespielte Duo. Er weiß, was Abwehrspieler brauchen. Dier ist nur noch Ersatz mit überschaubarer Einsatzzeit. Ja, und wer war eigentlich Matthijs de Ligt? Tuchels Abwehrchef wurde zum Unmut vieler Fans im August für rund 45 Millionen Euro an Manchester United abgegeben. So hart und schnelllebig ist das Geschäft.
Im Herbst 2024 freuen sich die Bayern über sieben Siege hintereinander - über sieben Mal zu Null seit dem heilsamen Schockerlebnis, dem 1:4 beim FC Barcelona vor fünf Wochen. Weiße Westen en masse sammelte Torhüter Manuel Neuer dank der Stabilität seiner Vorderleute zuletzt im August/September 2011 unter Trainer Jupp Heynckes- damals waren es sogar zehn Zu-Null-Spiele. Der simple Schlüssel laut Kim: "Wir spielen zusammen, halten zusammen, kämpfen zusammen." Sportvorstand Max Eberl ergänzte mit einem Siegerlächeln: "Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Titel."