FC Bayern macht Transfer von Mathys Tel perfekt: So plant Nagelsmann mit "Mini-Mbappé"
München – "Durch diese hohle Gasse muss er kommen." – heißt es in Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell. Und weiter: "Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht."
Genau dort, in der Hohlen Gasse, dem künstlichen Hohlweg zwischen Küssnacht und Immensee in der Schweiz, soll Tell 1307 den habsburgischen Landvogt Hermann Gessler erschossen haben. Dichtung und Wahrheit.
Bayern-Neuzugang Mathys Tel gilt als Supertalent
Bayerns Tel der Gegenwart, der mit einem "l", heißt Mathys und soll eine ganz große Nummer sein. Der 17-jährige Franzose gilt als Supertalent, weshalb der FC Bayern zunächst 20 Millionen Euro Ablöse plus späterer möglicher Boni in Höhe von 8,5 Millionen an Stade Rennes überweist. Der Stürmer landete am Montagvormittag um 9.13 Uhr mit einem Privatflieger samt Entourage aus Paris kommend am Münchner Flughafen. Am Dienstag verkündeten die Bayern den Transfer offiziell.
Ein Bayern-Angestellter holte Tel am Montag vom Flughafen ab, chauffierte ihn zum Krankenhaus Barmherzige Brüder im Stadtteil Nymphenburg. Dort fand der Medizincheck statt (Stichwort: durch diese hohle Gasse muss er kommen), danach ging es zum Klubgelände an der Säbener Straße, um den Fünfjahres-Vertrag bis 2027 zu unterschreiben.
Nur dieser, kein and'rer Weg soll Tel zum Ruhm führen. Ob das Teenager-Juwel schon in seiner ersten Saison bei den Bayern den Vogel abschießt, wird sich zeigen. Am Dienstag soll Tel erstmals mit seinen neuen Kollegen trainieren, wenn die Mannschaft nach der Rückkehr vom US-Trip am Sonntag die Vorbereitung auf das Duell mit Pokalsieger RB Leipzig aufnimmt. Am Samstagabend steigt bei den Bullen der DFL-Supercup. Da wird Tel höchstens eine Statistenrolle einnehmen, sein Transfer ist eine Wette auf die Zukunft.
Julian Nagelsmann: "Kann einer der besten werden"
"Er kann auf mehreren Positionen spielen, ist sehr schnell und stark", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann am Wochenende und fügte hinzu: "Er kann einer der besten Stürmer werden." Damit nicht genug der Hypotheken für Teenie Tel. Nagelsmann traut ihm "eines Tages 40 Tore pro Saison" für den Abo-Meister zu, schränkte jedoch generös ein: "Aber wenn er diese Saison zehn Tore schießt, sind wir alle glücklich." Eine Spur weniger Druck hätte es auch getan.
Warum investieren die Bayern so viel Geld für einen 17-Jährigen? "Er ist kein Eins-zu-Eins-Ersatz für Lewy – das ist normal in dem Alter", schränkte Nagelsmann ein mit Blick auf Weltfußballer Robert Lewandowski (33), der zum FC Barcelona gewechselt ist. Er wird auch nicht die 9 von Lewandowski übernehmen, sondern die Rückennummer 39, wie schon zuvor in Rennes.
Wer ist Bayern-Neuzugang Mathys Tel - und was kann er?
Geboren in Sarcelles, einer 60.000-Einwohner-Stadt an der nördlichen Peripherie von Paris, lernte Tel das Kicken mit sieben Jahren bei JS Villiers-le-Bel. Er durchlief mehrere Jugendmannschaften, unter anderem bei Paris FC, bis er im Juli 2020 in die Jugendakademie von Stade Rennes wechselte. Seitdem ging es raketenmäßig nach oben: Mit 15 debütierte er im August 2020 in Rennes' U19 in der Uefa Youth League. Nur ein Jahr später folgte mit 16 der erste Einsatz für die Profis in der französischen Ligue 1.
In der Bretagne spricht man von Tel als sehr ruhigem, bescheidenen jungen Mann, der seine Karriere sehr fokussiert angeht. Sein erster Trainer Eric Campaner sagt: "Er ist sehr höflich. Ich habe nie gehört, dass er sauer auf mich war, obwohl ich manchmal hart zu ihm war. Er ist ein wunderbarer Junge, auf allen Ebenen."
Die Bayern hatten Scharfschütze Tel schon seit zwei Jahren auf dem Radar. Sie machten nun ernst als der Stürmer Anfang Juni mit der U17 Frankreichs die EM in Israel gewann und dabei als Kapitän drei Treffer in sechs Partien erzielte. Dabei überzeugte er mit Tempo, Abschlussstärke und Freistößen. Er ist technisch stark, beidfüßig und gilt als kompletter Angreifer, der offensiv auf allen Positionen spielen kann. In Frankreich nennt man Tel bereits "Mini-Mbappé" – in Anlehnung an Weltmeister Kylian Mbappé (23) von Paris St.-Germain.
Bleibt zu hoffen, dass Tel, dessen Marktwert laut transfermarkt.de lediglich zwei Millionen Euro beträgt und der in zehn Profi-Einsätzen noch kein Tor erzielte, all dem Druck standhält.