FC-Bayern-Legende Roy Makaay adelt Nachwuchsspieler: "Bayern hat erneut Mega-Talent im Verein"
München - Über 100 Pflichtspieltore erzielte Roy Makaay in vier Jahren für den FC Bayern, sieben davon in nur acht Spielen gegen Borussia Dortmund. Im AZ-Interview blickt der Niederländer auf den deutschen Klassiker voraus und verrät, was er von Superstar Harry Kane hält.
AZ: Herr Makaay, einen Tag nach dem deutschen Clasico in Dortmund am Samstag treten Sie zusammen mit vielen Bayern-Legenden in Bonn beim Telekom Star-Kick (13.30 Uhr/MagentaSport) an. Wie ist es denn aktuell um Ihr fußballerisches Können in der Halle bestellt?
ROY MAKAAY: Wir spielen auf Kunstrasen, das ist schon mal gut. In meiner aktiven Zeit beim FC Bayern war das noch ein anderer Boden, aber wir haben damals wegen der Verletzungsgefahr ohnehin nicht mitgemacht. Aber jetzt freue ich schon drauf – in der Halle müssen wir zum Glück auch nicht so viel laufen wie auf dem großen Fußballplatz (lacht). Und das Wichtigste ist ja eh: Wir machen das alle für den guten Zweck.
Roy Makaay: Spiele wie der FC Bayern gegen Borussia Dortmund "verlieren nie an Wert"
Am Abend zuvor geht es bei dem Prestige-Spiel der Bundesliga um deutlich mehr als den guten Zweck, oder hat dieses Duell – nachdem Leverkusen und Leipzig mittlerweile mindestens ebenso so gefährliche Titel-Konkurrenten für den FC Bayern sind – für Sie schon etwas an Glanz eingebüßt?
Nein, solche Spiele verlieren nie an Wert. In Holland gibt es zum Beispiel Ajax Amsterdam gegen Feyenoord Rotterdam – da ist es eigentlich egal, wo beide Mannschaften in der Tabelle stehen, das sind immer ganz spezielle Begegnungen. Für die Bundesliga ist es doch sehr gut, dass jetzt auch andere Mannschaften oben mitspielen – und nicht nur zwei. Leverkusen hat es letztes Jahr schon gut gemacht und bestätigt diese Form jetzt, Leipzig ist auch schon ein paar Jahre oben mit dabei und – Dortmund sowieso. Egal, ob dann in München oder jetzt in Dortmund, die Kulisse wird auf jeden Fall fantastisch sein.
Gerade in so wichtigen Duellen kommt es besonders auf den Angriff an. Was ist Ihr Gefühl als ehemaliger Topstürmer: Wird die Partie gegen den BVB – mal wieder – ein Harry-Kane-Spiel?
In den letzten paar Jahren war es immer das Duell Erling Haaland gegen Robert Lewandowski – und das hat Robert meistens für sich entschieden. Deshalb ist umso wichtiger, dass Bayern mit Harry Kane nun wieder einen absoluten Ausnahmestürmer in seinen Reihen hat. Das ist übrigens auch gut für die Bundesliga, weil es beweist, dass die Liga auch für solche Superstars attraktiv ist.
"Harry Kane spielt jetzt bei einer Mannschaft, die auch Titel gewinnen wird"
Der englische Kapitän ist mit rund 100 Millionen Euro Ablöse der teuerste Transfer der Bundesligageschichte – seine Leistungen scheint der Druck dieser Rekordsumme aber nicht zu beeinflussen. Wie war das bei Ihnen, als Sie im Sommer 2003 für den damaligen Spitzenwert von knapp 20 Millionen Euro nach München wechselten?
Ich hatte nie ein Problem damit. Und generell gilt: Wenn man diesem Druck nicht gewachsen ist, dann wird's hier auch nichts. Das hört sich einfach an, aber das ist schon ein großer Unterschied zu anderen Vereinen: Bei Bayern muss man Meister und Pokalsieger werden und am besten noch die Champions League gewinnen. Aber Harry Kane wird mit dieser Erwartungshaltung gut klarkommen. Er ist der Kapitän der englischen Nationalelf – da hast du auch immer Druck! Bei Tottenham Hotspur war er der große Star, hat aber nie Titel gewonnen. Jetzt spielt er bei einer Mannschaft, die immer um Titel mitspielt und sicher auch ein paar gewinnen wird.
Kanes Spielweise bei Bayern unterscheidet sich ein wenig von der eines klassischen Zentrumsstürmers: Der 30-Jährige lauert nicht nur vorne, sondern lässt sich häufig sogar bis tief ins Mittelfeld fallen. Ist das für Sie ein Zeichen dafür, dass er seine Rolle auf dem Platz noch sucht?
Nein, so hat Harry Kane ja schon in Tottenham gespielt, das ist eben seine ganz eigene Interpretation eines zentralen Stürmers. Bei den Spurs hatte er Heung-min Son als kongenialen Partner, in München sind es Leroy Sané, Serge Gnabry oder Kingsley Coman, die ihn unterstützen. Es kommt aber natürlich immer auf den Gegner an. Ich kann mir vorstellen, dass Thomas Tuchel es auch nutzen wird, dass Kane vielleicht nicht als klassischer, aber als Extra-Zehner spielen kann.
Makaay adelt Mathys Tel: "Der FC Bayern hat wieder ein Mega-Talent im Verein"
Durch die Kombination Kane plus die schon genannten Sané, Gnabry und Coman ist der FC Bayern in der Offensive in dieser Spielzeit für den Gegner nur schwer auszurechnen – oder anders gesagt: Irgendeiner bei Bayern trifft immer!
Dass Harry Kane immer spielt, das wissen wir, aber auf den Flügeln kann sich das immer ein bisschen verändern. Das macht es für die Gegner schwerer, sich vorzubereiten. Und nicht zu vergessen: Da ist ja noch Mathys Tel, der sich enorm stark entwickelt.
Bei dem jungen Franzosen muss einem früheren Weltklasse-Stürmer wie Ihnen das Herz aufgehen, oder?
Er hat letzte Saison schon gute Ansätze gezeigt, aber jetzt belohnt er sich auch, weil er zudem noch wichtige Tore schießt. Bei welchem anderen Weltverein bekommt ein 18-Jähriger schon so viel Spielzeit. Du musst als junger Spieler Geduld haben und dich weiterentwickeln, dann bekommst du auch deine Chance bei Bayern. Wenn du besser bist als andere, wird der Trainer dich auch anfangen lassen. Vor zwei Jahren kam Jamal Musiala ebenfalls als 18-Jähriger und jetzt hat er einen Stammplatz bei Bayern und ist mit Jude Bellingham der beste jüngere Spieler der Welt. Und mit Tel hat Bayern schon wieder das nächste Mega-Talent im Verein!