AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Warum Manuel Neuer für den FC Bayern nun besonders wichtig ist
München - Der FC Bayern scheidet beim 1. FC Saarbrücken aus dem DFB-Pokal aus – Alarmstimmung an der Säbener Straße, ausgerechnet vor dem Klassiker bei Borussia Dortmund. Dass man drei Tage vor dem Topspiel bei Borussia Dortmund den ein oder anderen Stammspieler schont, ist verständlich. Mannschaften mit den Ansprüchen eines FC Bayern müssen in der Lage sein, mit dem zweiten Anzug die Pokalhürde bei einem Drittligisten zu nehmen.
In der ersten Halbzeit war es sehr überschaubar, was die Münchner auf den Platz brachten. Es wurde besser, als Thomas Tuchel Coman, Gnabry und Musiala brachte. Aber Kampf und Leidenschaft bei Saarbrücken stachen dann am Ende die spielerischen Ansätze der Bayern aus. Was bedeutet das nun für das Topspiel am Samstag? Nichts. Auf gar keinen Fall darf man nun wegen dieses einen Spiels alles in Frage stellen.
Jean-Marie Pfaff: Mit dem Rücken zur Wand ist der FC Bayern am stärksten
Die Bayern sind immer dann am stärksten, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen und Häme und Kritik auf sie einprasseln. Deswegen erwarte ich am Samstag eine Reaktion der Münchner. Auch weil sich der BVB nicht mit zehn Spielern hinten einigeln wird. Das kommt den Bayern entgegen und wird ihnen mehr Räume geben als in Saarbrücken.
Personell wird es für Trainer Thomas Tuchel aber eng. Joshua Kimmich fehlt nach seiner Roten Karte aus dem Darmstadt-Spiel, dazu kommt mit Mathijs de Ligt ein weiterer Verletzter dazu. Ihm wünsche ich von Herzen schnelle Genesung, dass er nun schon wieder verletzt ausfällt, ist natürlich ein Drama.
Gegen Borussia Dortmund braucht der FC Bayern einen Manuel Neuer in Topform
Min-Jae Kim und Dayot Upamecano, der nach Verletzung wieder einigermaßen fit ist, müssen in der Abwehr ran. Leon Goretzka kann nach seinem Mittelhandbruch wohl mit Schiene spielen. Passieren darf nun aber nichts mehr. Aber auch mit dem letzten Aufgebot werden wir in Dortmund einen anderen FC Bayern sehen als am Mittwoch.
Ein heißer Tanz wird es dennoch, denn man kann davon ausgehen, dass der BVB nur allzu gerne Revanche dafür nehmen möchte, dass die Bayern ihnen am letzten Spieltag der vergangenen Saison den schon sicher geglaubten Meistertitel doch noch entrissen haben. Dazu kommt die starke Heimbilanz der Borussia, die die letzten 20 Partien im Signal Iduna Park nicht mehr verloren hat.
In Dortmund wird es auch und wahrscheinlich vor allem auf Manuel Neuer ankommen. Das Comeback-Spiel gegen Darmstadt war bestenfalls ein netter Aufgalopp für ihn, aber kein Maßstab. Gegen den Aufsteiger wurde Manuel nur einmal richtig gefordert. Nun kommt auf ihn die bärenstarke Offensive des BVB zu – möglicherweise erleben wir am Samstag schon wieder den alten Manuel Neuer, in der Form, die ihn so stark gemacht hat. Der FC Bayern kann es brauchen.
Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.