FC-Bayern-Legende Augenthaler: Deutsche Nachwuchsarbeit "ein bisschen enttäuschend"
München – Klaus Augenthaler gehört zu den größten Legenden des FC Bayern. 404 Partien bestritt er für den Rekordmeister und führte die Mannschaft, bei der er seine gesamte Profikarriere verbrachte, viele Jahre als Kapitän an. Währenddessen gewann "Auge" sieben Meistertitel und dreimal den DFB-Pokal.
"Aus ihm könnte etwas werden" – Entwickelt Augenthaler Kolumbien-Talent für den FC Bayern?
Auch heute ist er noch beim FC Bayern tätig, Zusammen mit Roy Makaay trainiert Augenthaler den "FC Bayern World Squad", für den der Verein Talente aus allen Kontinenten scoutet. Im Interview mit "web.de" gab Augenthaler zu, dass es sich dabei zunächst um ein Marketingprojekt handelte. Inzwischen hätte man auf diese Art und Weise allerdings José Mulato entdeckt, den der FC Bayern unter Vertrag genommen und an den FC Dallas, einen der Partnervereine in der MLS, weiterverliehen hat. "Ich denke, aus ihm könnte etwas werden, wenn er sich weiterentwickelt – vielleicht in der Bundesliga oder sogar beim FC Bayern", gab es Lob von der Bayern-Legende für den Kolumbianer.
Dennoch musste auch Augenthaler einräumen: "Die Chance, dass wir einen Spieler für den FC Bayern entdecken, ist natürlich klein. In Deutschland sind zum Beispiel alle jungen Fußballspieler mit 14 oder 15 Jahren gesichtet. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass jemand einmal durch das Raster fällt."
Deutsche Nachwuchsarbeit für Augenthaler "ein bisschen enttäuschend"
Die deutsche Nachwuchsarbeit findet Augenthaler dennoch "ein bisschen enttäuschend". Einerseits seien die Nationalmannschaften vielversprechend, wie die U17, die Anfang des Monats Europameister wurde oder auch die U19. "Aber bei welchen Vereinen spielen die U19-Nationalspieler? Kaum einer davon ist in der Bundesliga aktiv."
Die Trainer wären heutzutage hauptsächlich für Ergebnisse und Tabellenstände zuständig. Das wirkliche Fördern von Jugendspielern sei zweitrangig. "Außer der Trainer hat die Unterstützung vom Präsidium, weil gewollt ist, dass jedes Jahr ein oder zwei Nachwuchsspieler in den Profikader gelangen. Aber diese Unterstützung ist selten", moniert Augenthaler.
Augenthaler: Meistertitel ein "Weihnachtsgeschenk von Borussia Dortmund"
Seinen Klub, den FC Bayern, stellt Augenthaler ein gemischtes Zeugnis aus und mutmaßt, dass die Mannschaft durch den Abgang von Robert Lewandowski in einem Umbruch stecke. "Trotzdem hat der FC Bayern sehr gute Einzelspieler. Aber man hatte in den vergangenen Wochen nicht immer das Gefühl, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht, die unbedingt gewinnen will. Das war nicht so, wie sich der Fan den FC Bayern vorstellt." Die letztlich doch noch gewonnene Meisterschaft sei ein "Weihnachtsgeschenk von Borussia Dortmund" gewesen.
Vorsichtig optimistisch ist Augenthaler bei der neuen Transfer-Taskforce um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge: "Seitdem der Uli und der Kalle nicht mehr da waren, fehlte beim FC Bayern einfach etwas. Das war mein Gefühl und offenbar auch das Gefühl vieler Fans. Nun sind die beiden wieder öfter an der Säbener Straße. Wir werden sehen, was sich dort tut."
Augenthaler bemängelt fehlende Identifikation: "Heute lese ich immerhin von Coman, dass er eine Bayern-Legende werden möchte"
Figuren wie die beiden oder auch Thomas Müller, die sich komplett mit dem Verein identifizieren, bräuchte es laut Augenthaler, besonders im heutigen Fußball häufiger: "Es gibt Spieler, die sind 25 Jahre alt und haben schon bei zehn Vereinen gespielt. Die Fluktuation ist groß. Früher war jeder froh, dass er beim FC Bayern einen Vertrag unterschreiben und dort spielen durfte."

Augenthaler weiter: "Heute lese ich immerhin einmal von Kingsley Coman, dass er eine Bayern-Legende werden möchte." Am Ende ginge es aber nur um den Erfolg. Dennoch wäre es schön, "wenn vom FC Bayern Campus mal wieder ein Nachwuchsspieler bei den Profis durchstartet und zur neuen Identifikationsfigur wird."