"Große menschliche Stärke": Krebskranker Daum freut sich über Hoeneß-Anruf
München - "'Hallo Christoph, hier ist Uli Hoeneß.' Mir fällt fast der Hörer aus der Hand. Meine Augen suchen instinktiv die Wände in meinem Büro ab, rechts und links ist nichts, selbst an der Decke finde ich keine versteckte Kamera."
So beschreibt Christoph Daum in seiner Autobiografie den überraschenden Anruf von Uli Hoeneß vor einigen Jahren. Jetzt rief der Bayern-Boss erneut an.
FC-Bayern-Patron Hoeneß spricht krebskrankem Daum Mut zu
Der an Krebs erkrankte Daum sagte, er habe Genesungswünsche und aufmunternde Worte aus aller Welt bekommen, "auch von Uli Hoeneß. Er hat mich vor ein paar Wochen angerufen. Da habe ich mich sehr drüber gefreut, dass er mir viel Kraft gewünscht hat", so Daum, "das ist keine Selbstverständlichkeit, und das zeichnet eben auch Uli Hoeneß aus. Wenn es dem ein oder anderen mal nicht so gut geht, dann meldet er sich. Das ist eine sehr große menschliche Stärke."
Daum und Hoeneß hatten sich seit Ende der 80er-Jahre in der Bundesliga immer wieder hitzige Wortgefechte geliefert. Unvergessen der legendäre, beinahe halbstündige Showdown von 1989 im "Aktuellen Sportstudio", mit den Statisten Jupp Heynckes und Udo Lattek: Selten war Fernsehen unterhaltsamer. Allein dieser an Hoeneß gerichtete Daum-Satz: "Um das Maß an Überschätzung zu erreichen wie du, muss ich hundert Jahre alt werden."

Hoeneß, Daum und der Kokain-Skandal
Am 26. September 2000 erschien dann in dieser Zeitung ein Interview mit Hoeneß, das einen der größten Skandale der Bundesliga-Geschichte ins Rollen brachte. "Der DFB kann doch keine Aktion 'Keine Macht den Drogen' starten, und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun", sagte Hoeneß. Auch das Zitat des "verschnupften Daums" rückte Daum in die Rolle eines Kokain-Konsumenten. Dennoch hat sich das Verhältnis der beiden seit einigen Jahren normalisiert.
Der 69-jährige Daum unterzieht sich derzeit einer zweiten Chemotherapie. Ob er je ins Fußballgeschäft zurückkehrt, kann er nicht sagen. "Im Augenblick konzentriere ich mich nur darauf, möglichst diesen Krebs unter Kontrolle zu bekommen und vielleicht glücklicherweise sogar loszuwerden", sagte Daum. "Die Gesundheit hat absolute Priorität. Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken über irgendwelche beruflichen Dinge, weil ich gar nicht weiß, ob diese Möglichkeit überhaupt kommt."