FC Bayern: Hansi Flick gegen Hasan Salihamidzic – der Feind im eigenen Team
München - Für Rekordtrainer Hansi Flick geht es im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Lazio Rom (21 Uhr/live bei Sky und im AZ-Liveticker) mal wieder um eine Bestmarke.
Wen wundert's? Der FC Bayern könnte zum 19. Mal in ein Königsklassen-Viertelfinale einziehen und damit den FC Barcelona (18 Teilnahmen) distanzieren. Nach dem 4:1-Erfolg in Rom zweifelt niemand ernsthaft daran - vor allem wegen Flick.
Plötzlich ist ein Flick-Abgang vom FC Bayern denkbar
Der Sextuple-Trainer ist als Chefcoach in der Champions League noch ohne Niederlage, sein Bayern-Team gewann 14 von 15 Partien, spielte nur einmal remis. Besser geht's fast nicht - aber wie lange geht's noch mit Flick?
Das ist die geradezu wahnsinnig erscheinende Frage, die im März 2021 aber realistischer ist als je zuvor. Denn trotz aller Erfolge und Rekorde ist Flicks Verbleib über den Sommer hinaus nicht sicher. Der FC Bayern, so macht es den Eindruck, ist derzeit selbst sein größter Gegner auf dem Weg zum nächsten Königsklassen-Triumph.
"Wir wären ja verrückt, wenn wir jetzt unseren Trainer vorzeitig gehen lassen würden", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach einem Gespräch mit DFB-Präsident Fritz Keller zwar und schwärmte von Flicks Arbeit: "Ich möchte daran erinnern, dass wir gerade die erfolgreichste Zeit in der Geschichte des FC Bayern erleben." Zudem spiele die Mannschaft "attraktiven Fußball", und Flick habe ja schließlich einen gültigen Vertrag bis 2023. "Jede Vereinbarung beinhaltet sowohl Rechte als auch Pflichten", stelle Rummenigge klar.
Flick gibt zu: Mit Salihamidzic herrscht nicht immer Einigkeit
Doch der Bayern-Boss weiß um die Gesetzmäßigkeiten des Fußballgeschäfts, in dem Verträge oft nicht eingehalten werden. Und er weiß um den internen Machtkampf zwischen Coach Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der auch die Partie gegen Lazio überschattet.
Dabei geht es um diverse Personalentscheidungen der vergangenen 16 Monate, seitdem Flick Cheftrainer geworden ist. "Brazzo und ich versuchen, die Dinge so zu gestalten, dass wir uns beide einbringen", sagte Flick: "Es ist eine ganz normale Zusammenarbeit, bei der auch das eine oder andere Mal mit Sicherheit nicht immer Einigkeit herrscht."
Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Im Januar 2020 etwa sprach sich Flick öffentlich für einen neuen Rechtsverteidiger aus, das gefiel Salihamidzic überhaupt nicht. Der Sportvorstand verpflichtete Álvaro Odriozola, der bei Flick in der Rückrunde keine Rolle spielte und zurück zu Real Madrid wechselte.
Nach Thiago: Zwei weitere Flick-Lieblinge vor dem Abgang
Ähnlich ist es bei Bouna Sarr, Marc Roca, Douglas Costa oder Eric-Maxim Choupo-Moting, die alle Salihamidzic vor dieser Saison nach München holte. Flick setzt die Neuen nur ganz selten ein.
Auch in der Torwartfrage gab und gibt es Unstimmigkeiten. Flick hätte gern mit Ersatztorhüter Sven Ulreich weitergearbeitet, Salihamidzic forcierte hingegen den Transfer von Alexander Nübel. Nun sitzt Nübel trotz Einsatzgarantien auf der Bank. Flick würde einem Leihgeschäft zustimmen, Salihamidzic und Oliver Kahn wollen Nübel aber halten.
Hinzu kommt der Qualitätsverlust im Kader durch den Abgang von Thiago, der nicht aufgefangen wurde. Im Sommer verlässt nun Flicks Abwehrchef David Alaba den Klub, Jérôme Boateng wird wohl folgen. Die Laune des Trainers wird dadurch sicher nicht besser.
Flick hat Rummenigge hinter sich, doch der hört Ende 2021 auf
Intern befürchtet man, dass Flick und Salihamidzic in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten könnten, weil zu viel Vertrauen verloren gegangen ist. Der Feind im eigenen Team: Eine solche Konstellation gefährdet auf Dauer die sportlichen Ziele und den Zusammenhalt im Klub.
Während Salihamidzic den noch immer mächtigen Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß hinter sich weiß, wird Flick von Rummenigge, der allerdings Ende 2021 aufhört, gestützt. Präsident Herbert Hainer und der künftige Vorstandschef Kahn bemühen sich, beide Parteien zusammenzubringen. "Auch in einer Ehe kommt es immer mal wieder zu Unstimmigkeiten", sagte Flick. Stimmt. Und 35 Prozent der Ehen in Deutschland werden geschieden...