FC Bayern findet Erklärung für Debakel in Frankfurt: "Können unter keinen Umständen auf diesem Niveau weiterspielen"

Der FC Bayern wird bei Eintracht Frankfurt mit 1:5 regelrecht gedemütigt. "Das Ergebnis ist brutal krass", sagt Trainer Thomas Tuchel und Routinier Thomas Müller fordert den "Wut-Motor" ein
Patrick Strasser |
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Augenzeugen der Bayern-Schmach: Präsident Hainer, Ehrenpräsident Hoeneß und Vorstandsboss Dreesen (v.l.)
Augenzeugen der Bayern-Schmach: Präsident Hainer, Ehrenpräsident Hoeneß und Vorstandsboss Dreesen (v.l.) © firo/Augenklick

Frankfurt am Main - Aller schlechten Dinge sind vier - zumindest in diesem Jahrtausend. Und wenn die Bayern in der Bundesliga mal mit vier Toren Unterschied auf die Mütze bekommen, dann jeweils mit 1:5. Klingt komisch, ist auch so. Im Januar 2002 setzte es das 1:5 auf Schalke, im April 2009 beim VfL Wolfsburg (mit dem Hackentor von Grafite!) und auch in Frankfurt gab es genau solch' eine Vorführung schon einmal: im November 2019.

FC-Bayern-Trainer Tuchel: "Ein herber Rückschlag"

Diesmal kam die Pleite bei der zuletzt taumelnden Eintracht (vier Niederlagen hintereinander) völlig unerwartet, "das Ergebnis ist brutal, krass. Ein herber Rückschlag", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach dem 1:5, bei dem es nach 36 Minuten bereits 0:3 stand. Eine ordentliche Abreibung, die aus Trainersicht noch schlimmer wurde, weil man trotz des strategisch-psychologisch günstigen 1:3-Anschlusstreffers durch Joshua Kimmich kurz vor der Pause (44.) noch 1:5 verlor.

"Ich bin auch sehr enttäuscht über die zweite Halbzeit. Es war das ganz klare Ziel, die zweite Halbzeit zu gewinnen - auch mit zwei Toren", betonte Tuchel. Für das Minimum, ein Remis. Typische Trainerdenke. "Wir können unter keinen Umständen auf diesem Niveau weiterspielen", sagte der 50-Jährige unter dem Eindruck der ersten Bundesliga-Pleite der Saison. Es war schon der dritte dieser Sorte von Tiefschlägen nach dem vergeigten Supercup gegen Leipzig (0:3) und der Zweitrunden-Blamage im DFB-Pokal beim 1. FC Saarbrücken (1:2).

Kuriose Erklärung für das Debakel: Die Bayern und ihr Schicksal Schnee-Chaos

Bei jenen Saarländern aus dem Mittelfeld der Dritten Liga war die Eintracht mit 0:2 gerade erst aus dem Pokal geflogen. Die Hessen wirkten gestresst, überlastet, überspielt. Die Bayern kamen zu ausgeruht daher. Wie bitte?

Ja, ohne den gewohnten Rhythmus, ohne Spielpraxis. Schuld hat Frau Holle und der massive Wintereinbruch in der Landeshauptstadt, dem am vergangenen Wochenende das Heimspiel gegen Union Berlin zum Opfer fiel. Die Bayern und ihr Schicksal Schnee-Chaos. Neun Tage kein Match nach dem 0:0 in der Champions League gegen Kopenhagen (29.11.) - eine Winterpause im wahrsten Sinne des Wortes.

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"Es sah so aus, als ob uns die Spannung gefehlt hat ab 15.30 Uhr." Also mit Anpfiff. Erklärungen? Tuchel äußerte Vermutungen. Zu seiner Ehrenrettung: Schon bei der Pressekonferenz am Freitag sprach er das Thema mahnend an: "Über freie Tage kriecht manchmal erst recht die Müdigkeit in dich rein. Deshalb war auch die Ansprache sehr direkt in dieser Woche, sehr auffordernd. Wir wollten, dass niemand einschläft, so waren auch die Trainingsinhalte."

Vorbeugendes Gegensteuern. Half aber nichts. Oder war es eine Art Alibi-Grundsteinlegung für die Spieler?

Tuchel über die Bayern-Mannschaft: "Sie war definitiv nicht bereit"

"Diese lange Pause kann einen Effekt haben, der dir nicht hilft", erklärte Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Didi Hamann. Denn: "Der Rhythmus ist alles. Wenn du alle drei Tage spielst, das wollen die Spieler. Mir war klar, dass es sein kann, dass sie schwer ins Spiel kommen." Tuchel klang bei Sky ratlos: "Wir hatten acht, neun Tage, die Mannschaft vorzubereiten. Sie war definitiv nicht bereit, deshalb müssen wir uns natürlich hinterfragen, warum wir das Spiel dann so begonnen haben."

Augenzeugen der Bayern-Schmach: Präsident Hainer, Ehrenpräsident Hoeneß und Vorstandsboss Dreesen (v.l.)
Augenzeugen der Bayern-Schmach: Präsident Hainer, Ehrenpräsident Hoeneß und Vorstandsboss Dreesen (v.l.) © firo/Augenklick

Dazu kam die Sache mit dem Spielberichtsbogen, also der Formation der Eintracht, aus der Tuchel und sein Stab eine Fünferkette (und nicht die vermutete Viererkette) der Gastgeber herauslasen. Hektisch wurden kurz vor Anpfiff taktische Abweichungen eingetrichtert, "vielleicht ein Fehler", so der Coach. Weniger ist eben manchmal mehr.

Müller: "Da muss der Wut-Motor angehen"

"In der ersten halben Stunde haben sie uns den Schneid abgekauft", sagte Thomas Müller und resümierte: "1:5 zu verlieren, da muss eine Reaktion kommen. Da muss der Wut-Motor angehen." Trotzig kündigte der Routinier an: "Wir werden zurückschlagen und zurückkommen." Schon am Dienstag in der Champions League bei Manchester United?

Übrigens: Statistisch gesehen wurde der FC Bayern in einer Saison, in der man mit 1:5 in Frankfurt verlor, immer Meister. Allerdings mit einem anderen Trainer. Damals folgte Hansi Flick auf Niko Kovac. Hm, nein - das muss nichts heißen.

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  • Senf am 12.12.2023 11:11 Uhr / Bewertung:

    Ich frage mich, wie zwischen feinstofflichen Datengeschubse (Expected Goals, Sprintwerte, Laufleistungen, gewonnene Zweikämpfe, angekommene Pässe, etc.), Spielsystemen und pausenlosen Diskussionen um neue Spieler und Trainer eine Mannschaft entstehen soll, die gemeinsam Fußball spielt? Vielleicht kümmert sich der eine oder andere Spieler dann eben doch eher um sein Bewerbungsvideo, als um die werblich weniger attraktive Korrektur der Fehler von Mitspielern. Führungsspieler werden dann zur Lachnummer, wenn der blanke Individualismus zur bestimmenden Atmosphäre innerhalb des Teams werden sollte.

  • 747-200 am 11.12.2023 19:34 Uhr / Bewertung:

    Am anderen Ende Bayerns wohnt ein Trainer, der schon mehr Erfolge auch mit dem FCB erreicht hat und sich auch schon bereit erklärt hat den Job zu übernehmen: der 'Quälix'

  • Südstern7 am 12.12.2023 10:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von 747-200

    Quälix?
    Ist das Herr mit Brille, der nach dem Spiel Dortmund vs. Bayern festgestellt hat, dass Dortmund die bessere Mannschaft war, nur dass Bayern eben die Tore gemacht hätte?

    Grundsätzlich ist es kein Trainer-Thema, auch wenn die Öffentlichkeit nach dem Motto "Hauptsache Sensation" seit Menschengedenken solche Themen gerne diskutiert. Der FC Bayern hat in dieser Saison sehr seriös und anständig agiert, hat uns viel Freude bereitet, viele Tore erzielt und offensiv glänzend und defensiv solide agiert. Dennoch ist da im Fanlager diese latente Unzufriedenheit zu sehen, die ich so nicht verstehen kann. Das Spiel in Frankfurt war natürlich eines FC Bayern unwürdig, es gibt jedoch keinen Grund sich jetzt wie Lemminge von der Klippe ins Meer zu stürzen. Auch und gerade dank Trainer Tuchel wirkt die Mannschaft grundsätzlich gefestigter als unter Nagelsmann. Das ist nicht selbstverständlich, denn der Kader wurde vor Jahren als Flick(en)teppich zusammengewürfelt.

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