FC Bayern: Der Kahn-Plan mit Neuer, Lewy, Müller, Brazzo und Co.
München - Als Torwart des FC Bayern war Oliver Kahn ein Titan. Auf dem Platz, aber auch abseits davon trat der 52-Jährige immer als absoluter Alpha-Bayer und Lautsprecher in Erscheinung.
Als Vorstandsvorsitzender des Klubs wählt er bislang eher die leiseren Töne und seine seltenen öffentlichen Auftritte sehr genau aus. Auch klubintern soll sich dem Vernehmen nach so mancher darüber ein wenig verwundert zeigen und sich zukünftig wieder ein wenig mehr Titan von Kahn wünschen.
So interpretiert Kahn seine Rolle als Bayerns Vorstandsboss
"Es ist eine Interpretation der eigenen Rolle. Ich kann mich nicht jeden Tag vor eine Kamera stellen", sagte er am Mittwoch in einer virtuellen Medienrunde auf AZ-Nachfrage und gab zu: "Ich muss mich einfinden, um den richtigen Rhythmus zu finden." Dabei gehe es "darum, einen vernünftigen Mittelweg zu finden".
Sein Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Uli Hoeneß verfolgten da zumindest in der Öffentlichkeit einen deutlich wortgewaltigeren Ansatz. Kahn lenkt die Geschicke des Klubs nun auf seine Weise. Am Mittwoch gab er ein paar Einblicke in seine Vorstellungen und Ziele, die er so mit Bayern verfolgt. Die AZ erklärt den Kahn-Plan:
Mit Thomas Müller (32), Robert Lewandowski (33) und Manuel Neuer (35): "Es sind alles Größen dieses Vereins, alles Spieler, an denen man auch die Erfolge des letzten Jahrzehnts und die aktuellen Erfolge festmachen kann", sagte Kahn über das Ü30-Trio. Bei allen drei läuft der Vertrag nur noch bis 2023.
"Es versteht sich von selbst, dass wir mit all diesen Spielern in den Austausch gehen, um auch zu verstehen, was sie für Überlegungen haben und was sie wollen. Natürlich ist das auf unserer Agenda ganz oben in der nächsten Zeit."
Lewandowski ist die "Versicherung für den FC Bayern"
Den Weltfußballer Lewandowski bezeichnete Kahn als "ein absolutes Phänomen" und "Versicherung für den FC Bayern. Natürlich werden wir alles dran setzen, dass wir Robert möglichst lange noch bei uns halten können."
Gleiches gilt auch für Kapitän Neuer. Kahn ist "absolut davon überzeugt", dass der Nationalkeeper auch mit 40 noch im Bayerntor stehen könnte. "Manuel bricht alle Rekorde und lässt nichts mehr für mich übrig", sagte er: "Er ist sehr, sehr gefräßig. Er zeigt keine Ermüdungserscheinungen was Titel, Auszeichnungen und Rekorde anbelangt."
Er selbst habe "mit 38, 39 irgendwann genug davon gehabt. Aber Manuel tickt da anders." Hoeneß hatte Neuer zuletzt im AZ-Interview schon als "Urgestein des Vereins" bezeichnet und gesagt: "Der muss seine Karriere hier beenden."
"Haben die Möglichkeit an ablösefreie Spieler ranzukommen"
Mit Niklas Süle: Die Verhandlungen mit dem Abwehrmann hätten sich "sehr lange Zeit hingezogen, und wir haben ihm ein Angebot gemacht, das hat er nicht angenommen", sagte Kahn und schaffte offiziell Fakten. Süle wird Bayern im Sommer ablösefrei verlassen.
Kahn bestätigte auch, dass sich Bayern nun nach Ersatz umschaut: "Ganz klar muss sich der FC Bayern immer mit Spielern beschäftigen, wenn uns einer verlässt."
Das Problem mit ablösefreien Abgängen habe der FC Bayern "nicht exklusiv". Das bringe auch die Pandemie mit sich. "Das gibt auch Chancen. Wir haben Möglichkeiten, auch an ablösefreie Spieler ranzukommen."
Mit Hasan Salihamidzic: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Hasan noch eine lange Zeit beim FC Bayern München bleiben wird", sagte Kahn: "Wir arbeiten sehr gut zusammen, es macht unheimlich Spaß." Brazzo und der zum Technischen Direktor beförderte Marco Neppe würden sehr gute Arbeit machen. Wie die "Sport Bild" berichtet, soll das belohnt werden und Brazzo zukünftig deutlich mehr Entscheidungsfreiheit in Sachen Transfers und Kaderplanung erhalten.
Kahn schwärmt von Nagelsmann: "Das ist sensationell"
Mit Julian Nagelsmann: "Es ist erstaunlich, wie schnell er angekommen ist und die Mannschaft von seiner Philosophie und Führung überzeugt hat", sagte Kahn: "Man spürt es. Und man sieht es auf dem Platz, welchen Fußball wir spielen." All das bringe Nagelsmann "in dem jungen Alter zusammen. Das ist sensationell."
Mit dem Transfermarkt: Es sei "wichtig, auf der Gehälterebene eine gewisse Beruhigung ins Fußballgeschäft zu bekommen", erklärte Kahn. Auch bei Transferhöhen wäre dies sinnvoll. Man sei auf einem "guten Weg, was ein Salary Cap angeht", auch bei Regeln für Beteiligungen von Investoren. Er sei "sehr, sehr optimistisch, dass da gute und positive Dinge passieren". Bayern habe es "immer geschafft, ganz oben mitzuspielen. Wenn ich in die Zukunft schaue, tue ich das alles andere als negativ."
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