FC Bayern als Meisterschaftsfavorit - und wer wird Zweiter?

München - Wenn am Freitag mit dem Saison-Eröffnungsspiel zwischen Meister FC Bayern und Sparringspartner – sorry: Gegner – Werder Bremen die 54. Bundesliga-Spielzeit eröffnet wird, stellen sich Fans und Experten die Frage: Wer wird Zweiter? Wer erreicht hinter den Bayern die Plätze zwei bis vier, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen? Oder kann tatsächlich jemand die Mannschaft des neuen Trainers Carlo Ancelotti (wenigstens ein bisschen) ärgern?
Einen neuen Rekord, einen neuen Meilenstein hatten die Bayern im Mai aufgestellt. „4 ever“ stand auf den Meistershirts nach dem vierten Titel hintereinander. Nun wollen sie die nächste magische Marke knacken: Alle Fünfe!
„Es ist ganz normal bei Bayern, dass nur der erste Platz zählt“, sagt Ancelotti. Der Nachfolger von Pep Guardiola fügt hinzu: „Ich will meinen Job so gut machen wie möglich.“ Die Aussichten sind blendend. „Meine Spieler sind auf einem hohen Niveau“, betont der Italiener, „die Gruppe funktioniert gut.“
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Nachlassen gilt nicht im Bayern-Kader. Koan Schlendrian! „Ich habe richtig Bock auf Fußball und die neue Saison“, meint Thomas Müller. Oha! Gute Nacht, Konkurrenten!
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Borussia Dortmund: Attacke mit 120 Millionen
Vorlage André Schürrle, Treffer Mario Götze – und auch Marco Reus soll bald mitfeiern. Anders als im WM-Finale 2014 von Rio, als Reus verletzt fehlte. So ist es auch zu Beginn dieser (Wundertüten-) Saison der Schwarz-Gelben. Das Kumpel-Trio stürmt künftig mit Lewandowskis Torjägerkanonen-Herausforderer Aubameyang. Volle Offensiv-Power mit Konfliktpotenzial bei all den Nationalspielern, auf der Bank lauern die Mega-Talente Dembélé und Mor, beide erst 19, beide Neuzugänge.
Die mehr als 100 Millionen Euro Einnahmen für die Abgänge Hummels (Bayern), Mkhitaryan (ManUnited) und Gündogan (ManCity) hat der BVB ausgegeben. Neben Schürrle, Götze, Mor und Dembélé noch für Bartra, Merino, Rode und Europameister Guerreiro. Für rund 120 Millionen Euro – wow! Mehr als Bayern.
Gelingt es Thomas Tuchel, den Top-Kader mit Top-Talenten (Pulisic! Passlack!) schnell auf eine Linie zu trimmen, ist Platz zwei drin.
Der Bayern-Ärgern-Faktor: dennoch nur 50 Prozent.
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Borussia Mönchengladbach: Näschen Maxl und die Fohlen
Die Bundesliga? Vorher kommt heute (20.45 Uhr/ZDF) das Millionenspiel um die Teilnahme an der Königsklasse gegen Bern (Hinspiel 3:1). Wohl kein Problem für die Borussia, die Achterbahn-Trainer André Schubert behalten hat, sich aber darauf einstellen muss, dass Erfolgsmanager Max Eberl mittelfristig Thema beim FC Bayern wird. Der hat die 45 Millionen Euro Ablöse für Kapitän Xhaka top reinvestiert. Aus Leverkusen kam Kramer zurück, von Werder Verteidiger-Hüne Vestergaard und aus Hoffenheim Defensiv-Allrounder Strobl. Gewohnt gezielte Transfers von „Näschen Maxl“, dem Niederbayern.
Die Fohlen sind konstant in der Top-Gruppe der Bundesliga, haben zum vierten Mal in fünf Jahren den Europacup erreicht. Der nächste Schritt? An der schwarz-gelben Borussia wird man nicht vorbeikommen, an Bayern ohnehin nicht. Gladbach war 2015/16 das einzige Liga-Team, das vier Punkte (3:1/1:1) gegen Pep holte.
Der Bayern-Ärgern-Faktor: 40 Prozent.
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Bayer 04 Leverkusen: Vizekusen? Eher Bronze
So mancher Experte glaubt an den Werksklub als Meister 2017. Zu hoch gegriffen? Wohl schon. Nach Platz drei zuletzt ist man bei Bayer mutiger geworden. Trainer Roger Schmidt, den Guardiola schätzt wie kaum einen anderen deutschen Coach, sagt: „Ich sehe unser bestes Jahr kommen.“
Mit Nationalstürmer Kevin Volland (Hoffenheim) und Julian Baumgartlinger (Mainz) hat man sich prominent verstärkt, dazu kann Chiles Copa-America-Sieger Charles Aránguiz durchstarten. Wegen Verletzung fiel er 2015/16 nahezu komplett aus. Der mexikanische Superstürmer Javier Hernandez („Chicharito“, die „kleine Erbse“) erlitt bei einem Treppensturz in seiner Wohnung eine Mittelhand-Fraktur. Kapitän Lars Bender, frisch dekoriert mit Olympiasilber, fällt wegen einer Kapselverletzung des Innenknöchels ebenfalls rund zwei Wochen aus. Torjäger Kießling fehlt auf unbestimmte Zeit. Wird deshalb nichts mit „Vizekusen“ – höchstens Bronze.
Der Bayern-Ärgern-Faktor: 35 Prozent.
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VfL Wolfsburg: Neue Wölfe, neuer Angriff?
Nach nur einem Jahr ist auch Stimmungskanone Dante wieder weg aus der VW-Stadt, der Kumpel von Julian Draxler verabschiedete sich nach Nizza. Der Verlust von Abwehrchef Naldo und Weltmeister Schürrle dürfte deutlich schwerer wiegen. Dagegen hat man Draxler, der auf einen Wechsel drängte, gezwungen, zu bleiben. Geht das gut? Didavi aus Stuttgart und „Kuba“ Blaszczykowski (BVB) wurden als Vorlagengeber für den neuen Stürmer Mario Gomez verpflichtet.
Das (zu) schnelle Kommen und Gehen in Wolfsburg hält an, ohne Teilnahme am Europacup ist der VfL für viele Profis nur Durchgangsstation. Eine Herkulesaufgabe für das Gespann Hecking/Allofs, den Trainer und den Manager. Alles andere als mindestens Rang vier wäre enttäuschend. Doch die Unruhe um Draxler und der weiterhin drohende Zerfall – auch Gustavo & Rodríguez woll(t)en weg – machen die Wölfe zahm. Der Pokalsieger von 2015 wurde abgehängt.
Der Bayern-Ärgern-Faktor: Nur noch 10 Prozent.
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FC Schalke 04: Heidels blaues Abenteuer
Die interessantesten Figuren der renovierten Königsblauen sitzen auf der Bank: Der neue Trainer Markus Weinzierl, zuvor in Augsburg erfolgreich, und der neue Sportdirektor Christian Heidel, der über Jahre die Mainzer aufgebaut hatte und nun Horst Heldt ablöste. Schaffen sie Schalke oder schafft der Chaos-Klub aus Tradition das neue Duo?
Heidel hat zum Einstand 50 Millionen Euro Ablöse für Jungstürmer Leroy Sané von Manchester City erhalten und nur zum Teil ausgegeben: Embolo (Basel), Baba (Chelsea), Naldo (Wolfsburg) und Coke (Sevilla), der sich allerdings gleich langfristig verletzt abmelden musste. „Wir wollen frech Fußball spielen“, meinte Weinzierl. Frech – aber auch erfolgreich? Mit Kolasinac, Geis, Schöpf sowie den Olympioniken Goretzka und Meyer hat man einen Talente-Pool und mit Huntelaar einen Alt-Stürmer, der es nochmal wissen will. Doch für ganz oben reicht es nicht.
Der Bayern-Ärgern-Faktor: 20 Prozent.
AZ-Umfrage: Wer ist Ihr Meisterschaftsfavorit?
Bayern, Dortmund oder doch eine ganz andere Mannschaft: Wer ist Ihrer Meinung nach der Titelfavorit Nummer eins für die Bundesliga-Saison 2016/2017? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil und stimmen für ihren Meisterschaftsfavoriten.