"Der größte Fußballer, den Deutschland jemals hatte": Franz Beckenbauer ist tot
München - Tragische Nachricht für alle Fußball-Fans: Franz Beckenbauer ist tot. Der gebürtige Münchner starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, teilte seine Familie mit. "In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist. Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen", hieß es in einem Statement.
Der als "Kaiser" in die Fußballgeschichte eingegangene Beckenbauer hinterließ seine Spuren vor allem als Spieler und Trainer beim FC Bayern und in der deutschen Nationalmannschaft sowie später als Fußballfunktionär in verschiedenen Ämtern – so auch als Organisator der "Sommermärchen"-WM 2006 in Deutschland.
Franz Beckenbauer ist tot: Schon seit einiger Zeit stand es nicht gut um die Gesundheit des "Kaisers"
Schon seit längerer Zeit kämpfte Franz Beckenbauer mit gesundheitlichen Problemen und zog sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. So verriet Bruder Wolfgang in einer ARD-Doku über das Leben des "Kaisers" (Ausstrahlung am Montag, 8. Januar, 20.15 Uhr): "Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab."
Auch eine Reise zur Beerdigung seines Fußball-Kollegen und Freundes Pelé musste Beckenbauer im Sommer aufgrund der schlechter werdenden Gesundheit absagen: "Ich würde es gerne tun, aber einen so langen Flug lässt meine Gesundheit leider nicht zu. Ich werde meinen Freund im Herzen auf seinem letzten Weg begleiten", sagte Beckenbauer im August der Bild.
Beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft: Franz Beckenbauer stieg zur Lichtgestalt auf
Franz Beckenbauer, der am 11. September 1945 in München geboren wurde, kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.
Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.
Beckenbauer trat zurück – nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten.
WM 2006 in Deutschland: Das Sommermärchen wirft einen Schatten auf den Kaiser
Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär – und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.
Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.
Jean-Marie Pfaff verabschiedet sich von Franz Beckenbauer
Der Tod Beckenbauers sorgt bei Fußballfans, seiner Familie und seinen Weggefährten für große Trauer. Der ehemalige Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff reagierte in der AZ emotional auf die Meldung: "Mit Bestürzung und großer Trauer habe ich die Nachricht vom Tod Franz Beckenbauers aufgenommen. Franz war mir immer ein guter Freund, in den sechs Jahren, die ich beim FC Bayern München gespielt habe, haben wir uns oft über Fußball ausgetauscht oder auch nur über ganz private oder banale Dinge gesprochen. Auch in den letzten Jahren sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen und haben uns jedes Mal in den Arm genommen, wenn wir uns gesehen haben."
Der frühere Weltklasse-Keeper fuhr fort: "Franz Beckenbauer war der größte Fußballer, den Deutschland jemals hatte. Mit Sepp Maier und Gerd Müller bildete er die berühmte Achse des FC Bayern, die verantwortlich für die großen Erfolge in den 1960er und 1970er Jahren war. Er wurde als Spieler und Trainer Weltmeister und holte 2006 die WM ins Land. Mit ihm geht einer der ganz Großen. Meine und die Gedanken der ganzen Familie Pfaff sind in dieser schweren Zeit bei Franz‘ Familie. Es war mir eine Ehre.
Ruhe in Frieden, mein Freund!"
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