Ein komplizierter Winter: Kimmich ist kein Einzelfall im Spitzensport
München - Beim FC Bayern ist Joshua Kimmich der prominenteste Impfverweigerer im Team – aber nicht der einzige. Mehrere prominente Profis der Münchner verweigern nach AZ-Informationen bislang den so wichtigen Pieks, der den eigenen Körper und nicht zuletzt auch andere Menschen schützt. In der Bundesliga gibt es weitere sehr bekannte Topspieler, die sich - bislang - nicht impfen lassen wollen.
Vorbildfunktion in Gefahr?
Was den Vorwurf, der Profifußball habe die Bodenhaftung verloren, freilich erhärtet. Und Zweifel wachsen lässt, ob Kimmich und Co. wirklich als Vorbilder dienen können. Dafür müsste speziell beim Bayern-Star möglichst rasch ein Sinneswandel einsetzen – und ein öffentliches Bekenntnis für und nicht gegen die Impfkampagne.
Bayern-Präsident Herbert Hainer sagte am Montagabend vor der Premiere der Doku-Serie "FC Bayern – Behind The Legend" (Amazon Prime) zur Causa Kimmich: "Wir als Verein unterstützen es, wenn die Spieler geimpft werden. Ich würde mich freuen, wenn er sich noch impfen lässt, aber es gibt bei uns keinen Impfzwang. Man muss seine Entscheidung respektieren."
So oder so: Aufgrund der deutlich steigenden Infektionszahlen droht ein komplizierter Winter – weil nicht wenige Sportler so denken wie Kimmich. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie viele Bundesliga-Profis sind denn überhaupt geimpft?
Offizielle Angaben macht die Deutsche Fußball Liga nicht, auch die Vereine sind nicht verpflichtet, öffentlich über den Impfstatus ihrer Spieler Auskunft zu geben. Mit 94 Prozent bezifferte der scheidende DFL-Geschäftsführer Christian Seifert vor kurzem die Quote über alle Teams hinweg. Auch er appellierte an die Profis, sich impfen zu lassen: "Auf der einen Seite kann jeder für sich entscheiden, auf der anderen Seite hat man aber auch eine professionelle Verantwortung sich und seinem Körper gegenüber. Man verdient halt mit seinem Körper Geld – und sogar ziemlich viel."
Darf ein nicht-geimpfter Spieler wie Kimmich in einem Stadion spielen, in dem Fans nur unter 2G-Bedingungen (geimpft oder genesen) zugelassen sind?
Nach aktuellem Stand: ja. Das Konzept der DFL für die Klubs und ihre Angestellten ist ein Arbeitsschutzkonzept und mit der Berufsgenossenschaft abgestimmt. Dieses Hygienekonzept ist unabhängig von dem für die Zuschauer. Dieses liegt in der Verantwortung der Klubs in Zusammenarbeit mit den Behörden, die auf die Vorgaben des Landes angewiesen sind. Daher hat die DFL auch keinen Einfluss auf die Vorgaben für die Zuschauer, bei denen es auch um Konzepte für Freizeitveranstaltungen wie Konzerte oder Ähnliches geht. Als plakatives Beispiel wird gerne die Gastronomie genannt: Da könne es für Gäste 2G geben, aber der Koch muss sich möglicherweise nur nach 3G (geimpft, genesen oder getestet) richten.
Wie sieht es in anderen Sportarten aus?
Besonders im Tennis gibt es heftige Debatten. Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic beispielsweise hat bislang offengelassen, ob er angesichts der strengen Corona-Auflagen zu seiner Titelverteidigung in Australien antreten wird. Der 34 Jahre alte Serbe ist zwar von einer Corona-Infektion genesen, will aber nicht öffentlich machen, ob er gegen das Virus geimpft ist oder nicht. Nach Angaben der Profiorganisation ATP beträgt der Anteil der geimpften männlichen Spieler im Tennis rund 65 Prozent.
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist besonders betroffen: Nach den zahlreichen Fällen beim EHC Red Bull München und der Düsseldorfer EG konnten am Sonntag die Iserlohn Roosters wegen eines positiven Corona-Tests nicht spielen.
Von der Basketball-Bundesliga hieß es vor Saisonbeginn, dass bis auf einen Spieler alle anderen in allen Teams vollständig geimpft seien. Trotzdem gab es bei den Bayern-Basketballern drei Corona-Fälle – obwohl die Spieler geimpft waren.
Auch Julian Nagelsmann, den Chefcoach der Bayern-Fußballer, erwischte es kürzlich, er musste in Lissabon und gegen Hoffenheim passen. Sollte sein geplanter Test am Dienstag jedoch negativ ausfallen, könnte Nagelsmann im Pokal gegen Gladbach schon wieder auf der Bank sitzen. Zum Impfen hat Nagelsmann trotz seiner Infektion eine klare Haltung: "Wir plädieren dafür, dass man es macht." Ob Kimmich doch noch auf seinen Trainer hört?