Echte Alternative oder einmalige Sache? Leon Goretzka spielt beim FC Bayern als Innenverteidiger
Münster - Wenn aus der Not möglicherweise mal eine Tugend wird. Der FC Bayern musste beim DFB-Pokalspiel gegen Preußen Münster (4:0) auf eine ungewöhnliche Abwehr zurückgreifen.
Leon Goretzka fand sich da plötzlich mit Noussair Mazraoui als Innenverteidiger wieder. Wird er zur Alternative in der unterbesetzten Innenverteidigung vom FC Bayern? Am Wochenende steht das Topspiel in Leipzig an. Ein ganz anderes Kaliber als der Drittligist also.
Völlig cool zeigte sich Goretzka nach dem Abpfiff. Wie seine Meinung denn war, als Trainer Thomas Tuchel ihn kurzfristig als Innenverteidiger platzierte, fragte ZDF-Reporter Boris Büchler: "Nous (Mazraoui d. Red.) neben mir hat gesagt, er hat schon einmal da gespielt auf der Position. Daher konnten wir von seiner Erfahrung profitieren." Der Aushilfs-Verteidiger musste sich ein Lachen verkneifen.
"Den Ball mal ins Aus schießen": Leon Goretzka hilft als Innenverteidiger beim FC Bayern aus
Im Anschluss analysierte er die 90 Minuten als Innenverteidiger. "Spaß beiseite. Es ist Fußball, das machen wir schon ein paar Jahre und deswegen ist das unsere klare Aufgabe, das souverän zu Ende zu spielen." Goretzka fragte vor dem Spiel bei einem alten Innenverteidiger-Kumpel aus Bochum an, ob er denn noch ein paar Tipps hätte. "Der hat gesagt, dass ich den Ball auch mal ins Aus schießen darf", so Goretzka augenzwinkernd.
Brauchte er nicht. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Preußen Münster in der Dritten Liga kickt und nur phasenweise im Strafraum der Bayern auftauchte. Immer wieder konnte sich Goretzka seelenruhig ins Angriffsspiel einschalten und legte sogar das 2:0 von Laimer vor.
Unter Vollauslastung agierte Goretzka also nicht. Trotzdem könnte er mit seiner Kopfballstärke und Erfahrung zur Alternative in der Defensive werden. Gegen Leipzig wird er wohl wieder ein Stück nach vorn rücken.
Und wer Innenverteidiger kann, der kann vielleicht auch "Holding Six". Zumindest angelernt werden könnte er für dieses Positionsprofil, das Tuchel in diesem Sommer so dringend haben wollte – von den Bossen allerdings nicht bekam...
Beim Topspiel in Leipzig soll es wieder mehr Auswahl in der Defensive des FC Bayern geben
Tuchel hofft, dass es bis zum Spiel am Samstag in Leipzig in der Innenverteidigung wieder mehr Auswahl gibt. Kim Min-jae und Dayot Upamecano sollen zurückkommen. "Aber es wird ein knappes Rennen, das wir da zu absolvieren haben, dass wir sie fit bekommen. Aber es ist realistisch, es ist machbar."
Für Matthijs de Ligt kommt ein Einsatz am Wochenende noch zu früh. Der Niederländer werde frühestens in der kommenden Woche wieder zur Verfügung stehen, sagte Tuchel.
Im Winter soll in der Defensive nachgelegt werden. "Wir diskutieren, wo wir Handlungsbedarf haben", sagte Sportdirektor Christoph Freund vor dem Spiel vielsagend: "Es muss passen. Da werden wir die richtigen Lösungen finden."