Die Rekord-Bayern: "Mustergültig"

Die Finanzen stimmen – und die sportlichen Triumphe sollen folgen: Der FC Bayern präsentiert auf der Jahreshauptversammlung einen Rekordumsatz. „Diese Zahlen machen uns stolz“
München - Zwei Pokale waren ausgestellt auf der Bühne neben dem rot-weißen Blumenschmuck: der DFB-Supercup und der DFB-Pokal der Frauen. Schöne Schmuckstücke, aber speziell was den Ertrag der Männerabteilung betrifft, nur Beiwerk. Man hätte sie so schön herausputzen können für die gestrige Jahreshauptversammlung der 2591 anwesenden Mitglieder (von mittlerweile insgesamt 187.865) im Audi-Dome, jene drei Trophäen für die Wettbewerbe, in denen der FC Bayern im Mai jeweils nur Zweiter geworden war. Also präsentierte man lieber Zahlen.
Und da ist man im Herbst 2012 auf bestem Wege. Die Tabellenführung auf wirtschaftlichem Sektor wird man auf keinen Fall herschenken – das ist nicht machbar. „Wir stehen als Musterklub dieser Welt da“, sagte der Vorstandsvorsitze Karl-Heinz Rummenigge. „Diese Zahlen sind mustergültig und machen uns stolz. Nicht finanziert von Investoren, Oligarchen oder Scheichs. Unsere Devise finde ich gut: Nur ausgeben, was man eingenommen hat.“
Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte der Klub 373,4 Millionen Euro Umsatz, ein Rekord, (als AG ohne die Allianz Arena 332,2 Millionen Euro) und 11,1 Millionen Euro Gewinn nach Steuern. Das Eigenkapital hat der FC Bayern auf 278,3 Millionen Euro gesteigert, was eine Quote von 77,5 Prozent.
Der zum Jahresende scheidende Finanzvorstand Karl Hopfner (er wird neuer Vizepräsident des e.V.) sagte: „Ich denke, die Mitglieder können stolz auf ihren Verein sein. Der FC Bayern hat heute eine wirtschaftliche Basis, wie es dieser Verein noch nie zuvor in seiner 112-jährigen Geschichte hatte.“
Die Aktionäre profitieren: Die FC Bayern München AG schüttet ihnen die Rekorddividende von 5,5 Millionen Euro aus.
Hoeneß, der mit 97 Prozent wiedergewählt wurde, jubilierte: „Ich bin überzeugt: Es gibt keinen Verein auf der Welt, der solche Zahlen vorweisen kann. Es ist ein Traum, Präsident dieses Vereins zu sein.“ Für sein kickendes Personal gab der Klub 165,6 Millionen Euro aus, bei der Verlesung der Sommer-Transfers gab es für Rückkehrer Claudio Pizarro den meisten Applaus (Zweiter im Zustimmungs-Ranking: Shaqiri, dann Dante, Mandzukic und 40-Millionen-Euro-Transfer Martínez).
Sie und der Rest der Truppe von Trainer Jupp Heynckes, wegen einer Grippe nicht anwesend, sollen dafür sorgen, dass im 2013 andere Trophäen präsentiert werden können. Daher appellierte Rummenigge an die Mannschaft, von der nach Absprache nur Bastian Schweinsteiger gekommen war: „Unsere Mannschaft spielt guten und erfolgreichen Fußball, macht einen stabilen Eindruck. Im Uefa-Ranking stehen wir auf Platz drei – vor Real Madrid und Chelsea. Vor einem Jahr standen wir sportlich auch wunderbar da. Ich warne davor, unsere gute Situation mit zu viel Euphorie zu begleiten.“
Zum Nachlesen: Der Liveticker von der Hauptversammlung
Mahnen und warnen – nicht zum ersten Mal. Es fiel Rummenigge schwer, aber er musste noch einmal an das verlorene „Finale dahoam“ gegen Chelsea zu erinnern: „Wir hätten es verdient gehabt, dass die Champions- League-Trophäe hier auf der Bühne gestanden hätte. Es gilt, einen weiteren Anlauf nehmen. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren wieder unsere Chance bekommen und dann nutzen werden. Drei zweite Plätze – das mag für andere Klubs gut sein, soll aber für uns nicht die Norm werden.“
Früher klangen die Ansagen ans Personal an solchen Abenden schon mal deutlicher.