DFB oder Kroatien: Bayerns Überflieger Stanisic muss sich entscheiden
München - In diesem Fall passt das Sprichwort: Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt so nah. Kein Neuzugang wie etwa Dayot Upamecano, der diesen Sommer für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Bayern transferiert wurde, sondern ein Nobody mit der Erfahrung von lediglich einem Bundesligaspiel wurde zum Gewinner der Vorbereitung und der ersten zwei Pflichtspiele des Abo-Meisters: Josip Stanisic.
Josip Stanisic ist der Gewinner der Bayern-Vorbereitung
Josef - wer? Sagten einige Fans in München, doch mittlerweile hat sich der Deutsch-Kroate, der bereits im April unter Hansi Flick sein Profidebüt feierte, einen Namen gemacht und ist für das erste Heimspiel der Saison gegen den 1. FC Köln eine Alternative. Als Innenverteidiger oder auf der rechten Abwehrseite einsetzbar, beweist er auch im Training, dass er zu Höherem berufen ist.
Sehr gutes Tempo, zweikampfstark, ruhig am Ball, mit Mut und Zug nach vorne beim Spielaufbau. Unter Flick-Nachfolger Julian Nagelsmann durfte der 21-Jährige, der Anfang Juli mit einem Profivertrag bis 2023 ausgestattet wurde, von Beginn an kontinuierlich bei den Profis mittrainieren.
Stanisic hat auch von Pavards Verletzung profitiert
Doch jeder Spieler, der den extra-schwierigen Weg aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Bayern zu den Profis anstrebt, braucht Glück und den richtigen Moment, um sich zeigen zu können. Anfang August verletzte sich der etatmäßige und als Stammspieler fest eingeplante Rechtsverteidiger Benjamin Pavard am Bandapparat des Sprunggelenks.
Der französische Weltmeister von 2018 wird bis Mitte September fehlen. Überraschend stellte Nagelsmann zum kniffligen Bundesliga-Auftakt bei den offensivstarken Gladbachern nicht Routinier Niklas Süle auf die rechte Seite, sondern den weitgehend unbekannten Mann mit der Nummer "44". Der letzte Spieler, der über die Nachwuchsabteilung den Sprung zu den Profis packte, war der damals noch nicht volljährige Jamal Musiala, mittlerweile 18 und DFB-Nationalspieler.
Stanisic: Mehr als ein Pavard-Backup?
Beim 1:1 in Gladbach machte Stanisic seine Sache "so gut, so ordentlich" (Nagelsmann), dass er seinen Platz auch im Supercup in Dortmund (3:1) behalten durfte. Funktionierte wieder. Lediglich in den letzten zehn Minuten beider Partien spürte er in jedem Muskel die neue Belastung auf Profi-Ebene und wurde für die Schlussphase von Buona Sarr abgelöst.
Jenem Franzosen, der eigentlich das Label "Pavard-Backup" trägt seit er im Oktober 2020 als Schnellschuss für rund zehn Millionen Euro Ablöse von Olympique Marseille verpflichtet und mit einem Vierjahres-Vertrag bis 2024 ausgestattet. Nun ist er überzählig, ein Verkaufskandidat.
Stanisic: "Großer Traum" FC Bayern
Stanisic sieht seine Chance, will sein Ding durchziehen. Er spricht vom "größten Traum, für den FC Bayern auflaufen zu können. Schon als Kind habe ich mir regelmäßig die Einheiten der Mannschaft an der Säbener Straße angeschaut." In der Jugend kickte er beim Lokalrivalen TSV 1860 und beim SC Fürstenfeldbruck.
Im Januar 2017 wechselte er zum Nachwuchs des FC Bayern, kam in der Dritten Liga unter Trainer Sebastian Hoeneß regelmäßig zum Einsatz. Beraten wird Stanisic vom früheren Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß (68), der jedoch derzeit öffentlich nicht über seinen Klienten sprechen möchte. Um ihn zu schützen. An der Säbener Straße einen Hoeneß hinter sich zu haben, kann nie schaden.
Auch der DFB buhlt um den 21-Jährigen
Neben der kroatischen Junioren-Auswahl (wohin Stanisic zu tendieren scheint) buhlt auch U21-Trainer Stefan Kuntz, der ihn Gladbach persönlich unter die Lupe nahm, um den Verteidiger. Hat Nagelsmann einen Tipp für Stanisic, der bereits zwei U19-Länderspiele für den DFB bestritten hat?
"Ein Rat von mir ist da fehl am Platz. Stefan Kuntz darf das gerne probieren, am Ende muss er aber mit seiner Familie entscheiden, da hängen viele Emotionen dran. Er ist alt genug und darf selbst entscheiden."
Könnte "Stani" wie ihn Nagelsmann nennt, mittelfristig Flicks Personalprobleme auf der rechten Abwehrseite der Nationalelf lösen? Beste Aussichten hat da eigentlich Wolfsburgs Ridle Baku (23) - bisher.