Der FC Bayern München und die Pep-Matrix

Der Bayern-Trainer riskierte mit viel – und gewann. Nach dem Spiel spricht er offen: „In diesem Verein ist alles nie genug“. Die AZ entschlüsselt das Guardiola-Prinzip  
von  ps, fbo

Der Bayern-Trainer riskierte mit seiner offensiven Aufstellung viel – und gewann. Nach dem Spiel spricht er offen: „In diesem Verein ist alles nie genug“. Die AZ entschlüsselt das Guardiola-Prinzip.

München - Pep Guardiola hatte das zweite Duell mit Manchester martialisch zum „Tod-oder-Leben“-Spiel deklariert. Er selbst sah danach aus wie: das blühende Leben.

Etwas abgekämpft, okay. Aber doch „juberglucklisch“. Überglücklich. Befreit. Erleichtert. Er hatte so viel riskiert mit der Aufstellung von Toni Kroos als Sechser und Wachhund für Wayne Rooney. Er hatte im wichtigsten Saisonspiel ein neues System ausprobiert. Auch deshalb legte Guardiola an der Seitenlinie einen Jubelsprung hin, der an Jürgen Klinsmann erinnerte. Der Ex-Bayern-Trainer musste einst derart ausgelassen über Siege gegen Arminia Bielefeld feiern – viel mehr Anlass war nicht.

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Auf der Pressekonferenz kurz vor Mitternacht war der Spanier so emotional wie noch nie, sprach so offen wie bisher nicht. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Hat er jemals besser Deutsch gesprochen? „Ich bin sehr, sehr stolz auf diesen Verein und auf diese Spieler. Wir sind im Halbfinale, ich bin sehr glücklich.“ Juberglucklisch! Die Anspannung – weg. Der Druck – fort. Pep: „Es ist eine Ehre, hier zu sein.“ Mit der Emotion kam die Ehrlichkeit: „Ich weiß, in diesem Verein ist alles nie genug“, sagte Guardiola, „alles zu erreichen, ist nicht genug. Wenn du lange nicht im Halbfinale warst, ist es einfacher. Aber diese Männer haben mit Jupp Heynckes alles gewonnen. Jetzt heißt es: Warum haben wir nicht in Augsburg gewonnen?“

Guardiola fordert: Mehr Stimmung in der Allianz Arena!

Sich plötzlich zu öffnen, ist eine der Facetten von Guardiola. Bisher wirkte der 43-Jährige nicht nur unantastbar, auch unnahbar. Das 0:1 in Augsburg und der selbst auferlegte Druck vor dem Viertelfinal-Rückspiel hat ihn menschlicher erscheinen lassen, seine Arbeitsweise und Spielphilosophie bleibt: juber-irdisch.

Die Pep-Matrix. Mehr und mehr lässt sich das Prinzip Guardiola entschlüsseln.

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Verteidigung ist der beste Angriff

Das ist eine der Maximen des früheren Barcelona-Trainers. Ganz nach dem Motto: Wenn man selbst den Ball hat, kann der Gegner in diesem Moment kein Tor schießen. Pep liebt die Kontrolle über das Spiel und den Gegner. Daher mag er auch keine Weitschüsse – sind diese doch meist nur Ballverluste.

Improvisation ist gewünscht

Pep hat in München gelernt, seinen Spielern zu vertrauen. Er lässt sie. Wenn Plan A nicht greift, wenden die Spieler Plan B an. Flanke, Kopfball, Tor – das 1:1 von Mandzukic. Pass, Schuss, drin – das 2:1 von Müller. Wenn’s sein muss, schaltet Bayern von Tiki-Taka auf Brechstange um, klassisch deutsch. Und Pep hat sich damit arrangiert.

Vorbereitung ist alles

Guardiola ist sich nicht zu fein, Taktik und Aufstellung nach dem Gegner zu richten – ob Manchester oder Freiburg. Matthias Sammer schwärmte im ZDF: „Er ist nicht nur ein besonders guter Trainer, taktisch unglaublich, von der Trainingsarbeit unglaublich, sondern auch von der Mentalität her verrückter als die verrücktesten Deutschen, die es je gegeben hat.“ Pep, der Teutone.

Der Tunnelblick ist seine Spezialität

Am Samstag (18.30 Uhr, Sky live) geht es gegen Dortmund, den Erzrivalen. Pep doch egal! „Die Bundesliga ist vorbei“, wiederholte er, „das wichtigste Spiel ist das Pokal-Halbfinale gegen Lautern. Das ist die Wahrheit.“ Er wird Spieler schonen. Knallhart.

 

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