Der FC Bayern kauft die Bundesliga-Konkurrenz kaputt? Das war einmal!
München - Was waren das noch für Zeiten, als die Bayern die Bundesliga leergeshoppt und damit gezielt die nationale Konkurrenz geschwächt haben, wenn die Hegemonie des Branchenprimus auch nur im Ansatz gefährdet zu sein schien.
Die Liste ist lang, ein paar Beispiel-Opfer von den 90ern bis heute: Bayer Leverkusen (Jorginho, Ballack, Zé Roberto, Lucio), Borussia Dortmund (Helmer, Frings, Hummels, Götze – Lewandowski kam ablösefrei), Werder Bremen (Basler, Herzog, Ismael, Klose) aber auch aufstrebende Ausbildungsvereine wie der Karlsruher SC (Sternkopf, Kreuzer, Kahn, Scholl, u.a.).
Anders als früher: Der FC Bayern wildert nur noch begrenzt in der Bundesliga
Stets war die landesweite Empörung noch größer als die Zufriedenheit der Verkäufer über die Münchner Moneten. Die Bayern machen die Liga platt, ihre Konkurrenten kaputt! Es war einmal. Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben, die Preisspirale ging durch die Decke. Diesen Sommer haben die Bayern zwei Bundesliga-Deals gemacht, mit Konrad Laimer (RB Leipzig) und Raphael Guerreiro (Dortmund) zwei Ergänzungsspieler geholt – beide gratis, weil ablösefrei.
Mit Ausnahme von Min-jae Kim, der aus Neapel verpflichtet wurde, sucht Thomas Tuchel, dessen letzter Arbeitgeber der FC Chelsea war, hauptsächlich in der Premier League, also in der Luxus-Dependance "Harrods" des internationalen Transfer-Kaufhauses. Aus dem obersten, überteuerten Regal kam Harry Kane. Es sollten kommen: João Palhinha, Armel Bella-Kotchap oder Trevoh Chalobah. Wurde nix, ein Satz mit x.
Borussia Dortmund kopiert die Transfer-Strategie des FC Bayern, Leverkusen und RB werden kreativ
Und der BVB? Ging auf Nummer sicher und machte einen auf Retro-Bayern. Griff zwei Regale tiefer zu und holte Liga-Stars wie Niclas Füllkrug (Werder), Felix Nmecha (Wolfsburg), Marcel Sabitzer (Bayern – oha!) und Ramy Bensebaini (Gladbach). Kreativität und Mut bewiesen RB Leipzig und Bayer Leverkusen.
Die fuhren – siehe Leverkusen – einen gesunden Mix aus Routiniers (Granit Xhaka), Liga-Transfers (Jonas Hofmann, Bayern-Leihgabe Josip Stanisic) und nahezu unbekannten Talenten wie Nathan Tella und Victor Boniface mit hohem Wiederverkaufswert. Oder machten schlaue Leihtransfers wie RB mit Xavi Simons und Fábio Carvalho. Dazu aus der französischen Liga, dem Decathlon der Transferindustrie, beinahe namenlose Rohdiamanten wie Lois Openda oder Castello Lukeba.
Kompliment nach Leipzig und Leverkusen an die Macher Max Eberl und Simon Rolfes, die jeweiligen Geschäftsführer Sport. Wer ko, der ko. Oder angesichts des bayerischen Deadline-Day-Desasters: Well done!