Der Fall Kimmich: Was Müller und Neuer über ihren Kollegen denken

Bayern-Star Joshua Kimmich erklärt nach dem Spiel gegen die TSG, warum er noch nicht geimpft ist. Was die Kollegen Thomas Müller und Manuel Neuer dazu sagen.
Patrick Strasser |
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Bayern-Star Joshua Kimmich hat sich noch nicht gegen Corona impfen lassen.
Bayern-Star Joshua Kimmich hat sich noch nicht gegen Corona impfen lassen. © imago/MIS

München - Dass Cheftrainer Julian Nagelsmann, trotz doppelter Impfung an Corona erkrankt, das souveräne 4:0 gegen die TSG Hoffenheim aus seinem mit mehreren Bildschirmen aufgerüsteten "Rechenzentrum in der Küche" (Nagelsmann) diagnostizierte und seine Mannschaft per Ferndiagnose steuerte, tat Bayerns Siegesserie keinen Abbruch.

Erneut fungierte Co-Trainer Dino Toppmöller als Sprachrohr und Antreiber an der Seitenlinie, die übrigen Assistenten setzten Nagelsmanns Kommandos aus der Küche eins zu eins um. Ob Nagelsmann dank eines negativen Tests seine häusliche Isolation bis zum DFB-Pokalspiel der zweiten Runde am Mittwoch (20.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach verlassen kann, ist offen.

"4:0 ist jetzt ein gutes Standard-Ergebnis", meinte Thomas Müller und fügte lachend hinzu: "Wenn Dino das halten kann, wird es irgendwann schwierig, wen man als Cheftrainer dann installiert." So viel Gaudi muss sein.

Ein Geständnis wurde zum Hauptthema

Nach Schlusspfiff drehte sich das Bild, und das Thema der Dominanz-Bayern, die zu gut sind für die Bundesliga, wurde durch ein Geständnis in den Hintergrund gedrängt. In einem Interview bei "Sky" bestätigte Joshua Kimmich, einer der wohl fünf Bayern-Spieler zu sein, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind.

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Kimmich äußert Impf-Bedenken

"Ich habe einfach für mich persönliche Bedenken, was Langzeitstudien angeht. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, werde alle zwei oder drei Tage getestet. Jeder sollte seine Entscheidung für sich selbst treffen. Das sollte man respektieren", erklärte der 26-Jährige und betonte, "kein Corona-Leugner oder Impfgegner" zu sein.

Eine zeitnahe Impfung schloss der Nationalspieler, der in der ersten Welle der Pandemie gemeinsam mit Teamkollege Leon Goretzka die Spenden-Initiative "We Kick Corona" gegründet und finanziell unterstützt hatte, nicht aus: "Ich sage nicht kategorisch, dass ich mich überhaupt nicht impfen lasse. Es ist gut möglich, dass ich das noch mache."

Ein zeitlich unglückliches "Outing"

Das "Outing" aber kommt ausgerechnet in einer Zeit, da die Republik mit einer stagnierenden Impfkampagne kämpft und deutlich steigende Infektionszahlen verzeichnet, mit Bayern-Trainer Nagelsmann als einem der aktuell prominentesten Betroffenen. Bei Kimmichs Arbeitgeber herrscht natürlich auch kein Impfzwang, aber eine klare Haltung.

"Wir plädieren dafür, dass man es macht", hatte Nagelsmann aus der Quarantäne mitgeteilt, weil man den Unterschied im Krankheitsverlauf zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften in den Kliniken sehen könne. Man habe eine Empfehlung ausgesprochen, so der geimpfte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Zwiegespaltene Mitspieler

Kimmichs Mitspieler sind zwiegespalten. Für Müller ist es "ein schmaler Grat, eine ethische, eine moralische Diskussion". Er sagt: "Als Freund ist das eine absolut akzeptable Entscheidung. Als Teamkollege und wenn man auch ein bisschen auf das schaut, was für alle drum herum vielleicht besser wäre, ist vielleicht die wissenschaftliche Meinung und auch meine Meinung, dass das Impfen besser wäre."

Kapitän Manuel Neuer meinte: "Ich habe mich impfen lassen und ich denke, dass es für uns auch alle unabdingbar ist, dass wir so viele Zuschauer in der Arena (erstmals wieder 60.000 bei einer 3G-Regelung, d.Red.) hatten." In manch anderen Stadien wie etwa Köln, Stuttgart und demnächst Leipzig gilt nur die 2G-Regel (geimpft oder genesen).

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Die Bayern-Bosse schweigen noch

Während die aktuellen Bayern-Bosse zur Causa Kimmich schwiegen, meinte der Ex-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bei "Bild": "Ich bin überzeugt, das hat Joshua ja auch angekündigt, dass er möglicherweise zeitnah sich jetzt impfen lässt. Als Vorbild, aber auch als Fakt wäre es besser, er wäre geimpft." Und genau darum geht es ja.

Sieht auch Karl Lauterbach so, der SPD-Gesundheitsexperte erklärte bei "Sport1": "Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist. Wenn er sagt, er wartet ab, dann ist das schwierig. Es ist Kimmichs eigene Entscheidung. Wir dürfen keinen Druck aufbauen, aber es wäre sehr wertvoll, davon geht eine enorme Symbolwirkung aus."

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23 Kommentare
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  • eule75 am 25.10.2021 22:19 Uhr / Bewertung:

    Ich denke an die vielen, vielen Toten weltweit!

  • Giesingerin am 25.10.2021 20:40 Uhr / Bewertung:

    " Causa Kimmich", gehts noch?? Jeder kann selber entscheiden, was er mit seinem Körper macht, was soll diese lächerliche Diskussion?? Wo sind wir mittlerweile gelandet, dass wir uns gegenseitig so abwatschen?? Abstand halten war das erste und immer noch vernünftigste Gebot, alles andere muss jeder selber mit sich ausmachen. Verurteilen, Hysterie, Diskriminierung, Aggression hat noch nie zu etwas Gutem geführt.Einfach mal die Kirche im Dorf lassen..

  • Bavarian Shuffle Two am 25.10.2021 15:41 Uhr / Bewertung:

    Ja laßts doch mal den Buam in Ruhe. Er kann selber denken (und zwar sehr gut!). Spätfolgen wird dir kein Hersteller schriftlich ausschließen können. Die Impfstoffe sind noch nicht mal 1 Jahr flächendeckend im Umlauf. Fehlentscheidungen gab es schon zur Genüge. Prominentes Beispiel: Contergan (kein Impfstoff; Nebenwirkungen wurden auch nicht vorhergesehen).
    Julian Nagelsmann ist geimpf UND infiziert, Colin Powell (Ex US-Außenminister) doppelt geimpft und an Corona verstorben, Paticia Kelly (Musikerin) ebenfalls geimpft und hat Corona und das sind nur die prominenten Fälle der letzten Tage. Soviel zur Wirksamkeit der Impfung. Bald werden wir zu unserer 3. Impfung noch die vierte usw. im Quartaltakt abholen gehen...

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