Der Bulle wird 70 – und fiebert mit den Bayern mit

München - Die Bayern-Legende feiert heute den 70. Geburtstag. Er spielte von 1966 bis 1978 zwölf Jahre in München und erzielte dabei 72 Tore. In der AZ erinnert er sich an alte Zeiten.
AZ: Herr Roth, Sie können sich denken, warum wir anrufen?
FRANZ ROTH: Ja klar, wegen dem Champions-League-Spiel des FC Bayern bei Atlético Madrid. (lacht)
Deshalb natürlich auch, aber bei Ihnen steht doch heute ein viel größeres Fest an. Herzlichen Glückwunsch zum 70.!
Keine Ahnung, ich bin jedenfalls nicht da. Ich bin mit meiner Familie weggefahren. Ich möchte meine Ruhe und das ganz gemütlich im engsten Kreis mit meinen Kindern und Enkelkindern feiern. Ich komme erst nächste Woche wieder.
Verraten Sie uns, wo Sie sind?
Nur so viel: Hier ist es ein bisschen wärmer. (lacht)
Wenn Sie an Ihre Karriere zurückdenken, was ist besonders in Erinnerung geblieben?
Mei, ich war zwölf Jahre bei den Bayern. Da gab es viele Highlights. Da weiß ich ja gar nicht, wo ich anfangen soll.
Zum Beispiel damit, dass Sie drei Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister gewonnen haben.
Besonders war auch, dass wir 1967 als junge Mannschaft und Außenseiter in Nürnberg den Europapokal der Pokalsieger gewonnen haben. Das war eigentlich der erste große Titelgewinn des FC Bayern, mit dem die internationale Karriere losging. Das größte Highlight war aber sicher, den Landesmeisterpokal drei Mal zu holen.
Halten Sie so etwas noch einmal für möglich?
Nein, ich glaube nicht, dass das machbar ist. Es hat ja noch kein einziger Champions-League-Sieger seinen Titel verteidigen können. Die Mannschaften rüsten ja alle immer weiter auf, ob das die Spanier oder die Engländer sind. Und die Jagd geht dann immer auf den Titelverteidiger.
Sie schossen in drei Europapokalendspielen das 1:0 – sind damit Rekordhalter!
Mich fragt jeder, ob ich mich für die Endspiele geschont habe. (lacht) Ich habe ja nicht nur die Endspieltore geschossen, sondern insgesamt 72 Tore, und das als defensiver Mittelfeldspieler. Man kann so etwas nicht planen und sagen: „Ich konzentriere mich jetzt auf’s Endspiel und schieße dort das entscheidende Tor.“ Das hat sich halt so ergeben.
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Wie eng ist der Kontakt zu Ihren alten Weggefährten noch?
Ich schaue regelmäßig an der Säbener Straße vorbei und besuche meine Freunde, den Uli und den Kalle. Die sind ja noch sehr stark involviert. (lacht).
Und wie läuft das mit dem Uli und dem Kalle dann so ab?
Wir plaudern halt ein bisschen. Wir haben ja Erfolge zusammen gefeiert. Das ist immer angenehm und schön.
Ist Uli Hoeneß nach seiner Gefängnisstrafe wieder der Alte?
Als ich mich zuletzt mit ihm unterhalten habe, war er das schon. Das ist alles wunderbar mit dem Uli.
Hat Ihnen Bayern schon gratuliert?
Der Verein hat mich nach Madrid eingeladen. Ich hatte aber andere Pläne. Ich schaue mir das am Fernseher an und drücke die Daumen, dass wir ein gutes Ergebnis holen.
Und das wäre?
Es sind zwei Mannschaften, die grundverschieden spielen. Madrid ist defensiv sehr gut, wir offensiv. Mal schauen, wer sich durchsetzt, die Defensive oder die Offensive. Ich gehe davon aus, dass wir dort 1:1 spielen. Dann schau mer mal, wie das Rückspiel in München läuft.
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Vielleicht gibt es wieder ein 4:0, so wie 1974 nach dem 1:1 im Finale des Landesmeisterpokals gegen Atlético im Wiederholungsspiel?
Zweimal Hoeneß, zweimal Gerd Müller. So war das damals. Ein 1:0 reicht jetzt aber auch. Man muss es ja nicht übertreiben. (lacht) Die Tore können sich die Bayern dann für’s Finale aufheben.