David Alaba: "Meine Zukunft sehe ich im Mittelfeld"

Im AZ-Interview spricht der Österreicher über seine Wunschposition – und erklärt, warum er bislang nicht verlängert hat.
von  Julian Buhl
„Ich komm’ die Piste runter“: Alaba als Zuschauer in Kitzbühel.
„Ich komm’ die Piste runter“: Alaba als Zuschauer in Kitzbühel. © DPA

David Alaba spielt seit 2010 in der Profi-Mannschaft des FC Bayern. Er ist mehrfacher Deutscher Meister, Pokalsieger und gewann 2013 die Champions League.

Im AZ-Interview spricht der Österreicher über seine Wunschposition, Boateng, seine Qualitäten als Skifahrer und Sänger – und erklärt, warum er bislang nicht verlängert hat.

AZ: Herr Alaba, Ihr Kollege Jérome Boateng hat sich schwer verletzt, fällt mehrere Monate aus. Wie schwer trifft das den FC Bayern?
David Alaba: Das ist natürlich ein Schock, sehr, sehr schade. Es ist kein Geheimnis, dass er ein sehr wichtiger Spieler ist, auf und außerhalb des Platzes.

Sie waren vergangene Saison in der entscheidenden Phase ebenfalls verletzt. Fühlen Sie besonders mit ihm?
Ich kann mich gut in ihn hineinversetzen, es ist unglaublich bitter für Jérome. Aber ich weiß, dass er mental sehr stark ist und hart arbeiten wird, dass er schnell wieder zurückkommt.

Es wird gern vom üppigen Kader der Bayern geschwärmt. Ist Boateng trotzdem ein Spieler, der nicht zu ersetzen ist?
Wir müssen in der Lage sein, jeden Ausfall zu kompensieren. Aber Jérome ist nicht zu ersetzen, weil er ein Weltklassespieler ist, der seine ganz eigene Art hat zu spielen. Eins zu eins kann man ihn nicht ersetzen. Wir müssen uns deshalb als Team jetzt noch mehr zusammenraufen.

Sie wurden von Pep Guardiola in der Hinrunde häufiger in der Innenverteidigung eingesetzt. Rechnen Sie damit, dass das nun wieder passiert?
Ich denke, dass wir auf der Position noch weitere sehr gute Innenverteidiger haben mit Holger Badstuber, Javi Martínez oder Medhi Benatia, der bald wieder zurückkommen wird.

Hat es Ihnen denn nicht gefallen in der Abwehrzentrale?
Ich denke, dass ich gezeigt habe, dass ich dort spielen kann. Es ist nicht unbedingt meine Lieblingsposition, links hinten oder im Mittelfeld fühle ich mich wohler. Aber ich werde der Mannschaft helfen, wenn mich der Trainer dort aufstellt.

Guardiola hat gesagt, dass Sie der beste Innenverteidiger der Welt werden können. Aber wollen Sie nicht lieber der beste Mittelfeldspieler der Welt werden?
Sicher. Es ist ja das Ziel eines jeden Spielers, zu den Besten zu gehören. Ich sehe mich in der Zukunft im Mittelfeld, das ist kein Geheimnis. Aber ich kann eben mehrere Positionen spielen, gerade als Linksverteidiger habe ich das gezeigt.

 

"Ich will Verantwortung übernehmen"

 

Der FC Bayern sieht Sie als eine Stütze der Zukunft neben anderen Spielern wie Jérome Boateng, Thomas Müller und Manuel Neuer. Gefällt Ihnen diese Rolle als Führungsspieler?

Das tut meiner Entwicklung gut. Ich bin ja jetzt auch schon ein paar Jahre dabei, natürlich will ich auf dem Spielfeld Verantwortung übernehmen. Das ist mir vielleicht schon gelungen, aber das kann und will ich auch noch verbessern.

Sehen Sie sich als Identifikationsfigur? Ihr Name wird immer wieder genannt, weil Sie es aus der Jugend zu den Profis geschafft haben.
Ja, so sehe ich mich schon. Ich bin mit 16 zu Bayern gekommen, das ist eine lange Zeit. München ist zu meiner zweiten Heimat geworden, ich fühle mich hier wohl.

Müller, Boateng und Martínez haben vor Weihnachten bis 2021 verlängert. Wann unterschreiben Sie einen neuen Vertrag?
Meiner läuft ja noch bis 2018. Ich war jetzt lange verletzt, deshalb habe ich mich erstmal auf mein Comeback konzentriert und mir nicht Gedanken um andere Dinge gemacht.

Wäre es vorstellbar, für immer bei Bayern zu bleiben?
Ich schaue nicht so weit in die Zukunft, ich bin eher jemand, der sich kurzfristige Ziele steckt.

Aktuell gehen viele Spieler – auch aus der Bundesliga – nach England. Guardiola wechselt ebenso in die Premier League. Verstehen Sie das?
Ja, ich verstehe das. Die Liga ist eine der besten der Welt. Aber das kann man über die Bundesliga genauso sagen.

Gibt es etwas in München, das Ihnen fehlt zu Ihrem Glück?
Nein. Jeder, der mal bei Bayern war, weiß, wie gut der Klub ist. Dass man sich hier wie in einer Familie fühlt. Jeder Spieler hier ist dankbar, für Bayern spielen zu dürfen. München ist ein sehr, sehr gutes Pflaster für mich. Ich habe es auch schon in meiner Jugend hier nicht schwer gehabt, weil ich meine Familie und Freunde oft sehen konnte. Von Wien ist es ja nur ein Katzensprung bis hier her.

Am Wochenende haben Sie sich das Slalom-Rennen in Kitzbühel angeschaut: Was machen denn Ihre eigenen Qualitäten als Skifahrer?
Es geht, ich komm’ runter. Ich bin schon länger nicht mehr gefahren, zuletzt war ich ja auch verletzt, da habe ich es lieber gelassen.

 

"Wir Österreicher sind sehr stolz auf Marcel Hirscher"

 

In Österreich sind Sie längst ein Superstar. Nach zwei Siegen in Folge mussten Sie Alpin-Star Marcel Hirscher in diesem Jahr den Vortritt lassen als Sportler des Jahres. Sauer?
Nein, der Marcel hat sich das verdient, er hat alles abgeräumt, was es in seiner Sportart zu gewinnen gibt. Außerdem war ich verletzt. Unser Verhältnis ist sehr gut, ich verfolge seine Erfolge genau. Wir Österreicher sind sehr stolz, dass wir so einen Skifahrer haben.

Neben Ihnen hat man auf Fotos in Kitzbühel Schlager-Sänger Andreas Gabalier gesehen. Trifft seine Musik Ihren Geschmack?
Ich kenne einige Lieder von ihm, ein paar schöne sind sicher auch dabei. Es ist jetzt nicht meine liebste Musikrichtung, aber er macht das schon gut.

Sie sind eher im Bereich Hip Hop und R&B zuhause.
Stimmt. Drake, Chris Brown und Justin Bieber höre ich gern.

Musik liegt bei Ihnen bekanntlich in der Familie. Ihre Schwester ist Sängerin, Ihr Vater DJ. Hatten Sie auch mal an eine Musik-Karriere gedacht?
Also ich bin da persönlich schon sehr selbstbewusst, aber meine Eltern und meine Schwester sagen, ich soll es lieber lassen (lacht). Weil ich es wirklich nicht kann. Ich glaube, ich bin auf dem Platz besser aufgehoben.

Wer ist der begabteste Sänger beim FC Bayern: Franck Ribéry oder vielleicht einer der Nachwuchsspieler, die ja im Trainingslager vor der Mannschaft gesungen haben?
Ich glaube, wir sind alle besser auf dem Platz aufgehoben (lacht).

Es ist zu hören, dass Rafinha in der Kabine immer wieder brasilianische Klänge anstimmt, sogar auf der Ukulele spielt er manchmal. Wie wichtig ist die Musik auch vor den Spielen in der Kabine?
Wir stimmen uns damit ein. Sicher gibt es verschiedene Geschmäcker, ich haue da eher Hip Hop und R&B rein, aber wir versuchen, die Mitte zu finden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.