Das Sammer-Drama: Auf der Suche nach der Ursache

Nach seiner Durchblutungsstörung im Gehirn wird Bayerns Sportvorstand länger ausfallen. "Ursache könnte ein kleines Blutgerinnsel sein." Wird Hoeneß nun wieder die Mahner-Rolle übernehmen?
von  Simon Stuhlfelner, Matthias Kerber
FCB-Sportvorstand Matthias Sammer muss in nächster Zeit erstmal kürzer treten.
FCB-Sportvorstand Matthias Sammer muss in nächster Zeit erstmal kürzer treten. © GES/Alexander Scheuber/Augenklick

München - Matthias Sammer ist der Mann, der beim FC Bayern den Finger in die Wunde legt, möglichst bevor sie überhaupt entstanden ist. Er ist der Mahner und der Warner. Er sieht sich als die Vorsorge, damit bei den Bayern der mit Dauerstadionverbot belegte Schlendrian nicht doch alle Sicherheitskontrollen überwindet. Ein Mann, der feine Antennen für die Befindlichkeiten hat. So ist Matthias Sammer, der Sportvorstand.

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Der Mensch Matthias Sammer, der unter Dauerstrom zu stehen scheint, der Feuerkopf, wurde von seinem eigenen Körper völlig unerwartet aus der Spur geworfen. Am Sonntag um 18.46 Uhr versendete der FC Bayern eine Pressemitteilung, in der die Abwesenheit des 48-Jährigen beim Pokalspiel gegen Werder Bremen und in der Liga gegen Hertha, die bis dahin mit einer Grippe begründet wurde, erklärt wurde. Sammer hat "eine winzige Durchblutungsstörung im Gehirn erlitten", erklärte der Verein. Diese werde laut Klubarzt Prof. Dr. Roland Schmidt "komplett und folgenlos" ausheilen.

 

Zwangspause für Sammer

 

Bis auf Weiteres kann Sammer seinem Job nicht nachgehen: "Ich werde mir die Zeit zum Regenerieren geben, um für Bayern danach wieder mit voller Kraft zur Verfügung zu stehen", so Sammer. Am Dienstag waren bei Sammer urplötzlich Symptome aufgetreten. Das berichtet die "Bild". Ursache könnte "ein kleines Blutgerinnsel sein, das die Blutversorgung des Gehirns ganz kurz gestört hat", meint Dr. Peter Ferenczy, Internist, Kardiologe und Diabetologe am Diagnostikzentrum München zur AZ. "In der Regel kann der Körper das schnell selbst reparieren und das Gerinnsel auflösen", sagt Ferenczy. Eine medizinische Abklärung der Ursachen sei unbedingt erforderlich, denn die Symptome könnten sich zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen – und im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall führen.

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"Die Bandbreite an Symptomen bei einer Durchblutungsstörung im Gehirn ist wirklich sehr groß", erklärt Ferenczy, "das kann von Sprachstörungen für einige Sekunden bis hin zu Lähmungen reichen." Bei einer nur kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns mit vorübergehenden Symptomen sprechen Mediziner von einer "transitorischen ischämischen Attacke" (TIA). Symptome sind Sprachstörungen, Schwindel oder leichte Kopfschmerzen, die möglicherweise nur wenige Sekunden (höchstens 24 Stunden) anhalten.

"Risikofaktoren können Diabetes, Bluthochdruck, ein ungünstiger Cholesterinspiegel, Übergewicht oder Rauchen sein", erklärt Dr. Ferenczy, "aber es gibt auch eine angeborene Gerinnungsschwierigkeit, eine Neigung zu Thrombose. Eine Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern) kann ebenso als Ursache in Frage kommen. Auch die Auswirkungen von Stress, also hoher Blutdruck, können ein Risikofaktor sein. Dass Unter-50-Jährige, die vorher gesund waren und keinerlei Risikofaktoren haben, an einer Durchblutungsstörung leiden, ist sehr selten."

 

Übernimmt jetzt Hoeneß?

 

Sammer raucht nicht, trinkt kaum Alkohol und treibt viel Sport. Daher ist es umso wichtiger, die Ursachen abzuklären. Doch wie lange wird der Sportvorstand den Bayern nun fehlen? "Wenn er gar keine Symptomatik mehr hat, kann er in ein paar Wochen wieder da sein", meint Ferenczy.

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Und wer übernimmt die Rolle des Mahners, des Warners, des Antreibers in der Zwischenzeit? Einer hätte Zeit, der diese Rolle früher leidenschaftlich ausgefüllt hat. Ex-Präsident Uli Hoeneß, die frühere Abteilung Attacke der Bayern, der am 29. Februar aus seiner Haft wegen Steuerhinterziehung entlassen wurde. Hoeneß könnte durch Sammers Ausfall wieder ins Rampenlicht rücken. Vielleicht sogar rücken müssen, denn Sammers Position ist wichtig für den Bayern-Erfolg. Ein erster Schritt zu Hoeneß’ Rückkehr an die Spitze der Bayern im Herbst?

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