Interview

Kahn-Bruder Axel spricht in der AZ über "ein generelles Problem des FC Bayern"

Axel Kahn spricht im AZ-Interview über seine Erwartungen an die Heim-EM, die Zukunft seines Bruders Oliver Kahn und das Führungsproblem beim FC Bayern: "Es fehlt an Spirit und Feuer."
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Oliver Kahn (Mitte) mit Bruder Axel (l.) und Ehefrau Svenja.
Oliver Kahn (Mitte) mit Bruder Axel (l.) und Ehefrau Svenja. © imago images/VISTAPRESS

AZ: Herr Kahn, die deutsche Mannschaft hat beim 0:0 im Test gegen die Ukraine zahlreiche Torchancen vergeben, an diesem Freitag (20.45 Uhr/RTL) steht nun die EM-Generalprobe gegen Griechenland an. Ist die Chancenverwertung die größte Baustelle der DFB-Elf vor dem Turnierstart?
AXEL KAHN: Die Chancenverwertung gegen die Ukraine war sicher suboptimal, aber wir haben jede Menge Spieler, die Tore schießen können, sodass ich mir keine Sorgen mache: Florian Wirtz, Jamal Musiala, Leroy Sané. Dazu unsere Stürmer Kai Havertz und Niclas Füllkrug sowie die Newcomer Deniz Undav oder Chris Führich. Insgesamt hat Julian Nagelsmann einen spannenden EM-Kader zusammengestellt, daher würde ich diese Partie nicht überbewerten. Zumal die Spieler gerade aus einer anstrengenden Saison kommen. Ich bin sicher, dass die Mannschaft zum Auftaktspiel gegen Schottland auf den Punkt da sein wird - und extrem motiviert ist. Den Teamspirit unter Julian Nagelsmann und Sandro Wagner kann man förmlich riechen, super erfrischend. Wenn die Mannschaft das halten kann, ist vieles möglich.

"Kroos kann ein Schlüsselspieler bei der EM werden - zulasten von Kapitän Gündogan"

Wie wichtig ist Toni Kroos für das Team? Der Champions-League-Sieger von Real Madrid wird gegen Griechenland in die Startelf rücken. . .
Für Toni Kroos habe ich sehr große Anerkennung. Er hat in den vergangenen Jahren bei Real Madrid Unfassbares geleistet und ist für die DFB-Elf extrem wichtig. Kroos ist gerade für die jungen Spieler ein absolutes Vorbild, und er kann ein Schlüsselspieler bei der EM werden - was zulasten von Kapitän Ilkay Gündogan wäre.

Warum?
Kroos und Gündogan ähneln sich als Spielertypen zu sehr, das geht eigentlich nicht zusammen. Kroos ist aus meiner Sicht deutlich effektiver als Gündogan. Nagelsmann muss schauen, wie er diese Situation löst.

"Wenn Sané topfit und bereit ist, muss er in der Startelf stehen"

Falls Gündogan nicht in der Startelf stehen sollte, würde wohl Leroy Sané seine Chance bekommen. Obwohl der Bayern-Star seit Monaten Probleme am Schambein hat.
Wenn Sané topfit und auch vom Kopf her bereit ist, alles für die Mannschaft zu geben, offensiv wie defensiv, muss er in der Startelf stehen. Der Junge hat ein unfassbares Potenzial, das immer wieder aufblitzt. Ich hoffe, dass er es konstant zeigen kann. Sané ist ein Riesentyp. Ich gönne ihm den maximalen Erfolg, gerade bei dieser Heim-EM.

Hand aufs Herz: Wie weit wird die deutsche Mannschaft bei der EM kommen?
Ich hoffe, dass die Mannschaft mit den Fans im Rücken mindestens ins Halbfinale kommt. Es wird wichtig sein, dass die ersten beiden Spiele gut laufen, damit die Euphorie im Land so richtig entfacht wird. Diesen Hype braucht die Mannschaft, dann kann es bis ins Endspiel gehen.

EM ohne Hummels und Goretzka? Kahn: "Ich halte die Entscheidung für richtig"

Es wurde zuletzt darüber diskutiert, ob Nagelsmann die richtige Entscheidung getroffen hat, Mats Hummels und Leon Goretzka nicht zu nominieren. Wie sehen Sie das?
Ich halte die Entscheidung für richtig. Bei Mats Hummels ist es für ihn persönlich sehr schade, da er eine sehr starke Champions-League-Saison gespielt hat. Aber es gibt mit Antonio Rüdiger und Jonathan Tah zwei absolute Weltklasse-Verteidiger, die Hummels in nichts nachstehen. Im Fall Goretzka sehe ich das so, dass er für mich in den vergangenen zwei Jahren nicht die Konstanz gezeigt hat, die es braucht, um ein absoluter Leader zu sein. Er hat für mich zu viel Leerlauf in seinem Spiel. Das ist ein generelles Problem des FC Bayern, dass sie keine Führungsspieler mehr besitzen.

"Der FC Bayern hatin der Kommunikation nach außen kein gutes Bild abgegeben"

Dem FC Bayern fehlen die Anführer? Es gibt doch Spieler wie Manuel Neuer, Thomas Müller, Harry Kane, Joshua Kimmich.
Ja. Für mich ist ein Leader nicht nur einer, der auf dem Platz Top-Leistungen bringt, sondern der auch verbal die Mannschaft führen kann. Außer Thomas Müller ist aktuell keiner in der Lage, am Mikrofon vernünftig dagegenzuhalten. Deswegen hat der FC Bayern gerade in der Kommunikation nach außen in den vergangenen Jahren kein gutes Bild abgegeben - Spieler und Verantwortliche gleichermaßen. Anführer kannst du nicht züchten, Anführer werden geboren. Manuel Neuer, gefühlt seit 20 Jahren Weltklasse, war nie ein verbaler Anführer. Er ist immer noch Weltklasse, aber nicht der, der auf dem Platz seine Mitspieler entscheidend dirigiert. Von Kimmich und Goretzka gingen ebenfalls nur wenig bis kaum entscheidende Impulse aus, die sichtbar auf die Mannschaftskollegen eingewirkt haben. Auf Kimmich wurde seit zwei Jahren nur eingeprügelt. Man hat ihn nie wirklich Leader sein lassen, obwohl er die Veranlagung und Mentalität besitzt. Kane ist erst zu kurz in Deutschland, er soll lieber seinen Torjäger-Instinkt weiter ausleben. Und Müller ist nicht mehr gesetzt in der ersten Elf. Somit fehlt die klare Hierarchie und eine Achse. Die muss der FC Bayern wiederfinden!

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Trauen Sie Sportvorstand Max Eberl zu, Ruhe in den Verein und ins Umfeld zu bringen?
Der FC Bayern befindet sich in der wohl schwierigsten Phase seiner Vereinsgeschichte. Wenn sie ehrlich zu sich sind, sind die Münchner im absoluten Wandel. Ich habe das Gefühl, dass das große Ganze etwas aus den Augen verloren wurde, nämlich, alle mit zu nehmen auf dem Weg, um wieder Großes zu erreichen. Es fehlt den zumeist satten Spielern sowie den dauerverwöhnten Verantwortlichen der Spirit und das Feuer, das alle im Klub infiziert und eint: Die Fans haben dafür ein ganz feines Gespür, ob die Spieler alles geben, ob alle zusammenhalten. Was Eberl angeht: So lange Uli Hoeneß seine Hand auf diesem Verein hat, ist es für Eberl und alle anderen Verantwortlichen kompliziert, frei agieren zu können. Eberl ist ja jetzt schon als "Feuerlöscher" gefragt, weil vieles nach außen getragen wird. Jede Ära hat mal ein Ende, birgt aber wieder Chancen und Möglichkeiten, eine neue Ära zu starten. Allerdings ist noch keine klare Strategie zu erkennen. Schaun mer mal, würde der Franz sagen.

Bruder glaubt nicht an eine Rückehr von Oliver Kahn in den Profifußball

Von 2021 bis 2023 war Ihr Bruder Oliver Kahn Vorstandschef des FC Bayern, ehe die vorzeitige Trennung erfolgte. Wie ist Ihre Prognose: Wird Oliver nach seinen Erfahrungen bei Bayern noch mal ins Profigeschäft zurückkehren in verantwortlicher Position?
Ich habe ihm gesagt, dass er sich entspannen soll (lacht). Oliver ist alt genug, er hat diesen Druck bei Bayern jahrelang erlebt und durchgestanden. Er ist sehr reflektiert und weiß, was er zu tun hat. Er kann die wirklich wichtigen Dinge im Leben jetzt ein bisschen mehr genießen, ist aber ganz sicher nicht untätig. Eine Rückkehr in den Profifußball in einer ähnlichen Position wie beim FC Bayern, in Deutschland, kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen.

Abschließend noch mal zur EM: Wie groß ist Ihre Vorfreude?
Es ist fantastisch, dass die EM in Deutschland stattfindet. Das sollte für unser Land ein positives Signal sein - gerade wirtschaftlich. Am 12. Juni veranstalte ich mit unserem Fine Time Business Club den EM-Talk bei Aston Martin in München, um die EM-Euphorie weiter zu steigern. Es sind tolle Protagonisten dabei, etwa Manuel Baum und Manni Schwabl. Das wird eine tolle Runde - und dann kann die EM losgehen.

Es sind nur noch wenige Tage, ehe die Heim-EM endlich losgeht – mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft gegen Schottland am 14. Juni in der Münchner Arena. Vorab wollen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf dieses besondere Turnier einstimmen. Gemeinsam mit dem Fine Time Business Club verlosen wir 2 x 2 Tickets für den EM-Talk am 12. Juni (ab 18 Uhr) bei Aston Martin in München (Moosacher Straße 56), an dem unter anderem Unterhaching-Präsident Manni Schwabl und der frühere Bundesliga-Trainer Manuel Baum, heute Leiter der Nachwuchsabteilung bei RB Leipzig, teilnehmen werden. Gastgeber und Moderator ist Axel Kahn, zu den weiteren Gästen gehören Sportmanager Peter Olsson, „Kicker“-Reporter Georg Holzner und AZ-Sport-Chefreporter Maximilian Koch. Speisen und Getränke vor Ort (Sushi, Wein etc.) sind gratis in den Tickets enthalten.  Bei Interesse melden Sie sich gerne bis Freitag, den 7. Juni  um 12 Uhr per E-Mail an gewinnen@abendzeitung.de.

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18 Kommentare
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  • Knoedel am 07.06.2024 19:57 Uhr / Bewertung:

    Herr Kahn betritt die Karierre Leiter.
    Nächster Schritt dann Experte und Co Kommentator.

  • Der Pipopax am 07.06.2024 17:13 Uhr / Bewertung:

    Weiss man schon was Kahn-Bruder-Tochter-Freund-Halbschwester-Ehemann-Stiefmutter Iris Klamm dazu sagt?

  • BingoMuc am 06.06.2024 23:15 Uhr / Bewertung:

    Leider können wir meine Oma nicht mehr fragen… ihre Ansichten waren klüger

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