Kommentar

Das Fan-Experiment in Budapest: Ein Spiel mit dem Feuer

Bayern-Reporter Patrick Strasser über das Fan-Experiment in Budapest.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Ein "Testballon" sei der Supercup in Budapest gewesen, sagte die Uefa. War es nicht eher: Ein Spiel mit dem Feuer? Mit der Gesundheit der Fans und der teilnehmenden Mannschaften? Trotz all der Kritik und Kontroversen um dieses Event hielt die Uefa an ihrem prestigeträchtigen Pilotprojekt zur Zuschauer-Rückkehr fest.

Lesen Sie auch

Corona-Infektionen: Die 0,0 muss stehen

15.180 Fans waren offiziell in der "Puskás Aréna". Damit ergab sich eine Auslastung von fast 23 Prozent. Alles Zahlenwerk. Denn die Rate derjenigen Fans, die sich auf der An- und Abreise, in der Stadt, am Stadion oder auf den Rängen mit Corona infiziert haben, muss exakt 0,0 Prozent betragen – nur dann hat sich das Experiment gelohnt.

Natürlich schmeckte es auch aus meiner Sicht als Reporter vor Ort mehr nach echtem Fußball. Das Raunen der Fans, die Sprechchöre, der Jubel waren endlich wieder da, plötzlich viel präsenter als früher. Als wären es Relikte aus vergangenen Zeiten. Wenn man Urlaubsfotos vom Strand anschaut, kann man das Meeresrauschen auch nicht hören, es sich nur dazu denken.

Lesen Sie auch

Fußball ohne Fans in den Stadien? Undenkbar!

Undenkbar ist auf Dauer Fußball ohne Fans in den Stadien, selbst in Zeiten einer Pandemie. Pilotprojekte, das impliziert, dass etwas ausprobiert wird. Möglicherweise auf Kosten der Gesundheit? Touristen sollen, dürfen dieser Tage nicht in Corona-Hotspots reisen und Risikogebiete meiden – Fans aber schon? Das darf man nicht trennen. Die Teams reisen abgeschirmt, bleiben in ihrer Blase. So können sie ihren Beruf ausüben. The Show (und das Business) must go on – okay.

Man wird erst in zehn bis 14 Tagen sehen, ob der Budapester Testballon unter einer Kerze stand. Die Zeit der Geisterspiele hat einen an den Hall der Kommandos von Spielern und Trainern in ansonsten menschenleeren Arenen gewöhnen lassen. Taktische Feinheiten sind nachvollziehbar, Motivationsversuche vernehmbar. Das hat was Gutes, manchmal Kurioses: Beim aussichtslosen Stand von 0:3 nach etwas mehr als einer halben Stunde rief Schalkes Kapitän Benjamin Stambouli seinen Mitspielern vergangenen Freitag in München zu: "Wir gewinnen noch!!!" Endstand 8:0 für Bayern.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • glooskugl am 29.09.2020 07:04 Uhr / Bewertung:

    Solange die Leute so dämlich sind sehe ich für Großveranstaltungen schwarz. weiß man eigentlich wer die Fans in Budapest waren? Die würde ich alle zum Test auf eigene Kosten verpflichte und bis zum Ergebnis in Quarantäne stecken. wir brauchen eine Politik die sich das traut., sonst tun wir noch Jahre rum.

  • GJtax am 27.09.2020 15:01 Uhr / Bewertung:

    Mal sehen, wie viele Jahre oder Jahrzehnte die angstgetriebene 0,0-Forderung durchzuhalten ist.

    Irgendwann fliegt der Kochtopfdeckel einfach davon, wenn wir es nicht schaffen, tragfähige Kompromisse zu schließen..

  • MichiK am 28.09.2020 13:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von GJtax

    ich bin mir ziemlich sicher, dass Abstand halten, Maske tragen, Zulassung nur geringer bis gar keiner Zuschauer zu Großveranstaltungen, Maske tragen im ÖPNV auch 2017/2018 zur Eindämmung der Grippewelle geholfen hätte. Auch die Grippe bedroht gewisse Risikogruppen. Aber da wurde auch von Seiten der Virologen, Epidemologen und Politiker nicht so eine Aufregung verbreitet. Auch gegen Grippe haben sich nicht so viele impfen lassen, wie gewünscht (vergleiche ich jetzt mal mit "es ist kein Impfstoff vorhanden"). Man hatte lediglich mehr Erfahrung in der Behandlung der Grippe erkrankten. Während der Grippewellen habe ich noch nie gehört, dass der R-Wert öffentlich bekannt gegeben wird oder man sich darüber unterhält. Warum nicht?
    mittlerweile kann ich die steigende Zahl derer verstehen, die sich nicht länger an die restriktiven Vorgaben der Politik halten wollen, so wie sie es anfangs getan haben.
    Wie bei der Grippe: Nur weil man Infiziert ist, ist man noch lange nicht dem Tode geweiht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.