Interview

Dante und sein Foul im Champions-League-Finale 2013: "Ich hatte Angst, Rot zu sehen"

Der ehemalige FC-Bayern-Star Dante spricht in der AZ über das Finale 2013 in der Champions League gegen Borussia Dortmund, den jetzigen Titelkampf und seinen runden Geburtstag,
Patrick Strasser |
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"Sowas sollte einem Innenverteidiger nicht passieren - es passiert aber", sagt der frühere Bayern-Star Dante, der jetzt bei OGC Nizza spielt, über sein Foul an Dortmunds Reus im CL-Finale 2013. Fotos: imago
"Sowas sollte einem Innenverteidiger nicht passieren - es passiert aber", sagt der frühere Bayern-Star Dante, der jetzt bei OGC Nizza spielt, über sein Foul an Dortmunds Reus im CL-Finale 2013. Fotos: imago © Sven Simon/imago

Die Verpflichtung von Abwehrspieler Dante war mitentscheidend für den Champions-League-Sieg des FC Bayern im Jahr 2013. Schließlich sorgte der Publikumsliebling auf Anhieb für mehr Stabilität in der Defensive. 

Im Finale selbst musste der Brasilianer aber einige kritische Momente überstehen, wie er sich im vierten Teil der AZ-Serie anlässlich des 10. Jahrestages des großen Triumphes erinnert. 

AZ: Hallo, Dante, am Samstag wird die deutsche Meisterschaft entschieden im Fernduell zwischen Tabellenführer Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Sie haben von 2012 bis 2015 drei Jahre für die Münchner gespielt. Keine Frage, wem Sie die Daumen drücken, oder?
DANTE: Natürlich nicht! Bayern muss in Köln gewinnen – aber sie kennen diesen Druck in solchen Momenten. Aber ob Dortmund gegen Mainz gewinnt? Die Bayern müssen bis zum Ende daran glauben. Ich werde Thomas Müller noch mal eine Nachricht schreiben.
(Das Interview fand vor dem Spiel in Köln und der erneuten Meisterschaft des FC Bayern statt, d. Red.)

Dante zum Champions-League-Finale 2013: "War etwas ganz Besonderes"

Im August 2015 sind Sie dann zum VfL Wolfsburg gewechselt, ein Jahr später zu OGC Nizza. Mit welchem Ihrer ehemaligen Kollegen von Bayern haben Sie noch Kontakt?
Mit Manuel Neuer habe ich nach seiner Verletzung telefoniert. Die meisten spielen ja noch – wie mein Landsmann Rafinha, David Alaba und Jérôme Boateng - oder haben schon aufgehört wie Franck Ribéry oder Basti Schweinsteiger, der Fußballgott (lacht).

Mit diesen Jungs haben Sie 2013 das Triple gewonnen, im Champions-League-Finale Borussia Dortmund bezwungen. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph zehn Jahre danach?
Ich kam im Sommer 2012 aus Mönchengladbach und habe sofort gespürt, wie viel Schmerz allen Verantwortlichen, Trainern, Spielern und Mitarbeiter das verlorene "Finale dahoam" gegen Chelsea bereitet hat. Sie waren sehr traurig, es wurde viel geweint. Dass wir dann ein Jahr später die Champions League gewinnen konnten, war etwas ganz Besonderes. Nun haben viele vor Freude geweint. Für mich war es der beste Moment meiner Karriere.

Geld-Rot für Dante? "Sowas sollte einem Innenverteidiger nicht passieren"

Nach dem 1:0 durch Mario Mandzukic führte Ihr Foul an Marco Reus zum Elfmeter und damit zum 1:1 durch Ilkay Gündogan. Sie hatten zuvor Gelb gesehen, nicht nur die Dortmunder forderten für Sie die Gelb-Rote Karte. Glück gehabt?
Ja, aber das gehört eben dazu. Sowas sollte einem Innenverteidiger nicht passieren – es passiert aber. Ich hatte ein bisschen Angst vor einem Platzverweis, Rot zu sehen. Doch sofort nach dem 1:1 war ich mir sicher: Wir gewinnen!

Warum?
Weil wir über die gesamte Saison stabil und fokussiert waren. Weil wir immer gut reagiert haben bei Rückschlägen. Weil wir nicht nur eine Mannschaft, sondern eine Gemeinschaft waren. Bei uns hat jeder für den anderen gekämpft. Auch die Spieler, die von der Bank gekommen sind. Denken Sie an Pizarro, Luiz Gustavo, Gomez, van Buyten und und und. Wir hatten einen super Kader.

Dante über den ehemaligen FC-Bayern-Coach Heynckes: "War unser großer Papa"

Wie sehr haben Sie diesen Erfolg Trainer Jupp Heynckes zu verdanken?
Sehr! Jupp war unser großer Papa. Über die gesamte Saison war er immer für jeden einzelnen Spieler da, hat immer die richtigen Worte gefunden und damit der ganzen Mannschaft ein gutes Gefühl gegeben. Er war stets klar in seinen Ansagen, ist souverän aufgetreten, hat uns die richtige Einstellung vermittelt. Dazu kam seine immense Erfahrung, weil er als Spieler und Trainer alles erlebt hat im Fußball. So konnte er Entwicklung antizipieren und mit seiner Empathie sofort reagieren.

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Als wir im Winter erfahren haben, dass er nach Ende der Saison von Pep Guardiola abgelöst wird, sind wir als Gruppe noch stärker geworden, weil wir Jupp den perfekten Abschied bereiten wollten. Wir haben für ihn unser Leben auf dem Platz gelassen! Er hat diesen Triumph am meisten verdient, das macht mich heute noch glücklich. Ich habe viel von ihm gelernt und gratuliere Jupp jedes Jahr per Nachricht zum Geburtstag.

Wie war die Siegerparty in London? Sogar Heynckes hat ein wenig mitgetanzt.
Und nicht so schlecht! Da schlummert ein Brasilianer in seinen Tanzbeinen (lacht). Die Feier war unfassbar schön und intensiv. Um 6 Uhr früh haben die Mitarbeiter in unserem Hotel gesagt: Schluss jetzt, bitte! Es reicht. Sie haben die Lichter ausgemacht, es gab keine Getränke mehr.

Dann hat unser Kapitän Philipp Lahm den Vorsänger gemacht und "Stern des Südens" angestimmt. Wir haben einfach weitergefeiert. Ich glaube, ich habe höchstens zwei Stunden geschlafen bis zur Abfahrt des Busses Richtung Flughafen am Vormittag.

Erinnerungen an den Triumph: "Habe mir Zuhause ein kleines Museum eingerichtet"

Haben Sie noch Andenken an den 25. Mai 2013 zu Hause?
Nicht hier in Nizza, aber bei mir zu Hause in Salvador. Dort habe ich in einem Zimmer ein kleines Museum eingerichtet, mit einer Nachbildung des Henkelpotts, dem Trikot des Spiels, der Hose, der Medaille und dazu einige Fotos – eine wunderschöne Erinnerung. Dort lagern auch all die getauschten Trikots meiner Karriere.

Sie haben kürzlich Ihren Vertrag bei OGC Nizza bis 2024 verlängert. Respekt – im Oktober werden Sie 40. Brechen Sie bald alle Altersrekorde?
In der französischen "Ligue 1" bin ich schon der älteste Profi. Ich fühle mich gut, Kopf und Körper machen noch mit, also entscheide ich Jahr für Jahr, wann ich aufhöre. Fußball bedeutet mir so viel. Ich spüre immer noch die Motivation und möchte meine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben - auch wenn manche Teenager bei uns im Kader meine Kinder sein könnten (lacht).

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