FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer im AZ-Interview: "Dortmund war der exakt richtige Gegner"
München - Seit der Rückrunde ist Manuel Neuer nach seinem Skiunfall nur zum Zuschauen verdammt. Von der Tribüne aus musste der Bayern-Kapitän miterleben, wie seine Kollegen nach und nach aus dem DFB-Pokal und der Champions League ausschieden – und nun wahrscheinlich mit der Meisterschaft auch den letzten Titel verspielen.
Klar, dass sich der 37-jährige Torhüter da gerne exklusiv in der AZ an Bayerns rauschenden Wembley-Triumph vor zehn Jahren gegen den BVB erinnert.
AZ: Herr Neuer, am 25. Mai jährt sich der Wembley-Triumph des FC Bayern gegen Dortmund nun bereits zum zehnten Mal. Im Rückblick: Welchen Stellenwert nimmt dieser Triumph in Ihrer so titelreichen Karriere ein?
Manuel Neuer: Auf jeden Fall einen der größten! Da wir in der Saison davor drei Mal Zweiter geworden waren und vor allem das verlorene "Finale dahoam" zu verkraften hatten, war die Motivation enorm hoch, der Druck aber genauso.
Wir wollten es allen, auch uns selbst beweisen. Wir waren eine fantastische Mannschaft mit einem großartigen Trainerteam. Das Drehbuch war top, für uns etwas Einmaliges.
Neuer über das Finale 2013: "Niederlage wäre absoluter Tiefpunkt gewesen"
Im Jahr 2013 ist Ihnen mit Bayern sogar das Triple gelungen. Welche Bedeutung hatte dieser historische Erfolg – auch unter dem Gesichtspunkt, dass Borussia Dortmund in den Jahren 2011 und 2012 national vor Bayern gelegen hatte?
Wir hatten etwas wiedergutzumachen – und Borussia Dortmund war dafür der exakt richtige Gegner. Eine erneute Niederlage wäre ein absoluter Tiefpunkt gewesen.
Welche Momente des Wembley-Triumphs sind Ihnen noch besonders präsent?
Der BVB hatte einen guten Start ins Spiel, machte viel Druck und hatte Torchancen. Da musste ich mich ein, zwei, drei, vier Mal richtig zeigen. Danach hatten sie bis zum Elfmeter eigentlich keine Möglichkeiten mehr. Deshalb erinnere ich mich gerne an die Anfangs-Viertelstunde, weil ich da gleich gut ins Spiel gefunden hatte – und dann natürlich an die beiden Tore. Die jeweiligen Entstehungen habe ich noch genau vor Augen.
FC Bayern feierte vor dem DFB-Pokalfinale 2013
Und die Party danach?
Bei der Feier nach dem Spiel ging es dann schon ordentlich rund, aber auch nicht vollends ohne Bremse, weil wir ja eine Woche später das Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart zu spielen hatten. Es war dennoch eine schöne, intensive Feier mit unseren Familien, dem Verein und den Fans. Als es schon hell war, so gegen halb sieben, bin ich mit Philipp Lahm als Letzter durch die Lobby in unsere Zimmer geschlendert.
Hat es Sie speziell für Arjen Robben gefreut, der in der Saison 2011/12 noch zu den tragischen Figuren gezählt hatte?
Das auf jeden Fall, und wir haben gerade vor ein paar Tagen darüber gesprochen, als er mich besucht hat. Wir werden eine gemeinsame Feier zum 10-jährigen Wembley-Jubiläum haben, da kommt er hoffentlich wieder nach München.
Er hatte es absolut verdient, das Spiel zu entscheiden. Zuvor stand er etwas in der Kritik – und hat eine wunderbare Antwort gegeben. Arjen ist ein herausragender Sportler und Mensch.
"Er wusste, wie sehr mich Gegentore aufregen": Neuer adelt Trainer Heynckes
Sie haben viele große Trainer in Ihrer Karriere kennengelernt. Wo ordnen Sie Jupp Heynckes ein, was hat diesen Coach besonders ausgezeichnet?
Ich habe schon einige großartige Trainer erlebt und möchte diese nicht kategorisieren. Ich würde es so sagen: Es stehen mehrere Trainer nebeneinander auf Platz eins meiner Hitliste.
Bei Jupp war sein Umgang mit jedem Einzelnen herausragend. Und dann sein defensives Denken. Das hat mir und unseren Innenverteidigern besonders gefallen. Er wollte immer die Null stehen haben – und er wusste, wie sehr es mich aufregt, wenn ich ein Gegentor bekomme.
Was war das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft von 2013?
Der Kader wurde vor der Saison nicht groß umgebaut, nur an einer oder zwei Stellen neu justiert. Wir waren ja eine gute Mannschaft, nur der letzte Schritt hatte gefehlt. Jeden Einzelnen zeichnete seine Verlässlichkeit aus, jeder konnte sich auf den anderen verlassen. Ein echtes Team. Dann war der Kader nicht zu groß. Jupp baute auf 15-16 Spieler, wir hatten jederzeit ein gutes Gefühl auf dem Platz.