Comeback von Manuel Neuer beim FC Bayern lässt noch auf sich warten – Tuchel erklärt weiteren Plan
München - Am Samstag sind es exakt 344 Tage. Genauso viel Zeit liegt zwischen Bayerns 2:0-Sieg auf Schalke und dem kommenden Auswärtsspiel in Mainz (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker).
In 344 Tagen um die Welt: Während Neuers Verletzung ändert sich beim FC Bayern (fast) alles
In jenen 344 Tagen wurde die Welt des FC Bayern einmal komplett auf den Kopf gestellt. Winterpause, WM-Aus des DFB-Teams in der Gruppenphase, Nagelsmann-Entlassung, die Verpflichtung von Thomas Tuchel als dessen Nachfolger, der hochdramatische Titelgewinn am 27. Mai und Nagelsmanns Einstellung als Bundestrainer nach dem Aus von Hansi Flick.

Über alldem schwebte in 344 Tagen die Frage: Kommt er nochmal zurück, dieser Manuel Neuer? Diese Frage lässt sich nun klar mit einem Ja beantworten – aber eben noch nicht am Samstag in Mainz. Das erklärte Trainer Tuchel am Freitag. Nach einen langen Gespräch hätten sich er und Neuer gegen ein Comeback bei den Rheinhessen entschieden. Und das obwohl sein Kapitän gerade in dieser Phase der Saison jetzt überaus wichtig wäre für die Mannschaft – und auch für seinen Trainer!
Tuchel über Neuer: "Trotz aller Euphorie gilt es, nicht hektisch zu werden"
"Wir haben Manu zurück im Training, das ist eine herausragend gute Geschichte, wir sind sehr stolz auf ihn. Wir haben gestern mit ihm gemeinsam entschieden, dass Sven Ulreich gegen Mainz und voraussichtlich in Istanbul im Tor stehen wird, um ihm noch weitere Trainingseinheiten zu geben", erklärte Tuchel: "Er hat herausragend gut trainiert. Trotz aller Euphorie gilt es, nicht hektisch zu werden und nichts zu überstürzen."
Tuchel weiter: "Natürlich müssen wir uns alle bremsen, er war neun oder zehn Monate raus. Jetzt wäre es wichtig, dass er Training mit den Innenverteidigern hat. Das können wir ihm nicht geben, weil wir die Zeit nicht haben. Deshalb müssen wir improvisieren."
Zu Beginn des Jahres schockte der Kapitän seinen Verein mit seinem schweren Skiunfall, bei dem er sich einen offenen Bruch des rechten Schienbeins zuzog. Unzählige Reha- und Trainingseinheiten später ist der 37-Jährige tatsächlich auf dem besten Weg wieder ins Bayern-Tor zurückzukehren. Für das Spiel in Mainz reicht es zwar noch nicht, ebenso wie kommenden Dienstag, wenn der FC Bayern in der Champions League auf Galatsary Istanbul trifft. Dennoch: Das Neuer-Comeback ist absehbar – endlich, dürften sich Bosse und Fans denken.
Das Manuel-Neuer-Comeback kommt für den FC Bayern genau rechtzeitig
Dabei wäre ein fitter Neuer jetzt wichtiger denn je. Der FC Bayern steht in der Bundesliga auf Platz drei – hinter Bayer Leverkusen und Überraschungsmannschaft VfB Stuttgart. Vergangenes Wochenende sorgte Noussair Mazraoui mit Pro-Palästina-Posts auf Instagram für Aufruhr. Und zuvor zündelte Uli Hoeneß am nächsten Pulverfass, als er Tuchel teils deutlich kritisierte.
Was es in der jetzigen Situation also braucht, ist eine weitere, starke Führungspersönlichkeit, die Ruhe ins Geschehen bringt, einen Stabilisator auf und neben dem Platz – es braucht Manuel Neuer.
"Machen da keinen Druck": Thomas Tuchel bleibt bei Neuer-Comeback realistisch
Deshalb räumte sein Trainer ihm auch beim Comeback-Fahrplan alle Zeit der Welt ein, war stets darauf bedacht, nur keinen Druck aufzubauen. Tuchel ließ seiner Nummer 1 beim Zeitpunkt für die Rückkehr freie Hand – weil er nur zu gut weiß, was ein fitter Neuer einer Mannschaft geben kann: "Mein Bauchgefühl hat sich mit seinem gedeckt, dass wir ihm noch ein bisschen Zeit geben. Wir versuchen, dass es das Heimspiel gegen Darmstadt wird, aber machen da keinen Druck", betonte Tuchel nun vor dem Spiel in Mainz.
Die beiden Partien gegen die Rheinhessen sowie bei Galatasaray wird Sven Ulreich daher noch bekommen. Nichtsdestotrotz ist sich Tuchel sicher: "So wie er (Neuer, d. Red.) es hinter sich gebracht hat, bin ich zu 100 Prozent überzeugt, dass er auf sein Niveau zurückkehrt."
Bereits nach dem Pokalspiel in Münster war Tuchel "sehr positiv, weil er (Neuer, d. Red.) glaubt, dass es sehr, sehr schnell geht, sobald er im Mannschaftstraining ist, dass er zurück ist und das hat, was er für den Wettkampf braucht."
"Es ist Wettbewerbsverzerrung": Tuchel und Neuer schätzen sich seit vielen Jahren
Tuchel schätzt den Keeper seit vielen Jahren. Bereits im Champions-League-Finale 2020, als sich beide noch als Gegner gegenüberstanden, witzelte der damalige Trainer von Paris Saint-Germain trotz Niederlage: "Es ist ein bisschen Wettbewerbsverzerrung. Er hat das Torwartspiel auf ein anderes Niveau gehoben und zum falschen Moment für uns war er, wie schon seit Monaten, in absoluter Topform."

Den "falschen Moment" kann es jetzt nicht mehr geben. Die medizinische Abteilung winkte laut "kicker" einen Einsatz am Wochenende in Mainz durch. Nach einem Gespräch entschieden sich Tuchel und Neuer aber nun gemeinsam dafür, dass das Tor-Comeback noch etwas auf sich warten lässt.
Dann, wenn es soweit ist, könnte er auch der bisweilen strauchelnden Defensive wieder mehr Sicherheit geben. Sechs Gegentore sind zwar einerseits der zweitbeste Wert der Liga, hinter Eintracht Frankfurt (fünf). Andererseits fielen vier der Gegentreffer in den beiden großen Duellen gegen Leverkusen sowie in Leipzig (jeweils 2:2) – mit Potenzial für mehr.
Manuel Neuer kommt in der Länderspielpause bei der U23 wieder auf Betriebstemperatur
Wie weit Neuer ist, zeigte er bereits im Training der U23. Die Länderspielpause nutzte der Kapitän, um zusammen mit Ex-Teamkollege Jérôme Boateng Spielpraxis zu sammeln. In den ersten Tagen merkte man ihm noch an, dass sein Torwartspiel nach gut zehn Monaten außerhalb des Platzes wieder auf Betriebstemperatur kommen muss.
Mit jeder Einheit wurde Neuer jedoch sicherer in seinen Paraden und seinem Spiel. Wie über Jahre gewohnt, bot er sich weit vor dem Tor als erste Anspielstation an und überspielte auch die Reihen mit seinen punktgenauen langen Pässen und Abwürfen.
Zudem gab Neuer wieder lautstarke Kommandos an seine (Hinter-)Mannschaft. Am Mittwoch, als Thomas Tuchel die erste Einheit nach der Länderspielpause abhielt, war Neuer wieder dabei. Es wird deutlich: Der Kapitän ist (fast) bereit für sein Comeback – nach 344 Tagen.