Bayerns Mané-Rätsel: Gelingt in Augsburg die Befreiung?
München - Es ist das Schicksal eines jeden Stürmers – speziell, wenn er bei einem Topklub wie dem FC Bayern spielt und Woche für Woche Tore erwartet werden: Dann tickt die Uhr gnadenlos, die Minuten ohne Treffer werden präzise gezählt, sie summieren sich. Tick-tack, tick-tack. Bis endlich die Erlösung vor dem Tor gelingt.
Bei Sadio Mané (30) sind es inzwischen 286 torlose Minuten, sein letzter Treffer gelang ihm in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Drittligist Viktoria Köln am 31. August.
Warum hat Mané nach gutem Start seine Form verloren?
In der Bundesliga blieb er seit seinen beiden Toren in Bochum am 21. August ohne jede Torbeteiligung, in der Champions League steht er nach zwei Partien bei null Treffern und null Assists. Tick-tack, tick-tack. Und es stellt sich die Frage, warum der Angreifer nach gutem Saisonstart (vier Tore in vier Spielen) seine Form verloren hat. Das große Mané-Rätsel.
"Ich weiß, dass ich es besser kann", sagte der Senegalese nach dem 2:0-Sieg in der Königsklasse gegen den FC Barcelona, als er kurz nach Mitternacht als letzter Bayern-Spieler durch die Mixed Zone lief: "Ich werde schon bald wieder zeigen, was ich kann. Man muss sich jetzt keine Sorgen um mich machen."
FC Bayern: Am Samstag ist von Sadio Mané eine Reaktion gefragt
Mané hat sein Lächeln, seine positive Art trotz der Mini-Krise nicht verloren, er stellt den Erfolg der Mannschaft in den Mittelpunkt. Klar, ergänzte Mané, er denke natürlich schon über die Minuten ohne Tor und Vorlage nach, aber: "Am Ende ist es wichtig, dass wir gewinnen."
Das gelang gegen Barça, weil in der Offensive andere Bayern-Stars wie Torschütze Leroy Sané oder Jamal Musiala gut drauf waren. "Die Leistung der Mannschaft war fantastisch heute", sagte Mané: "Wir haben heute eine gute Reaktion gezeigt, und Samstag geht's weiter."
Am Samstag, im kleinen Derby beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker), ist nun auch eine Reaktion von Mané gefragt. Der 32-Millionen-Euro-Neuzugang vom FC Liverpool sucht noch immer seine ideale Position auf dem Platz, die Harmonie im Zusammenspiel mit den Kollegen fehlt. Bezeichnend war die Szene in der Partie gegen Barcelona, als Mané und Thomas Müller kurz vor der Halbzeit im Strafraum kollidierten und so eine gute Chance vergaben.
Gegen den FC Barcelona spielte Sadio Mané auf links
Dabei hatte es Trainer Julian Nagelsmann in der Champions League mit einer taktischen Änderung probiert. Mané agierte nicht im Sturmzentrum wie bisher, sondern auf dem linken Flügel, dort also, wo er bei Liverpool seine besten Leistungen zeigte. "Ich habe fast mein ganzes Leben auf der linken Seite gespielt, deshalb war das für mich kein Problem", sagte Mané. Allein: Es sorgte nicht für eine Formverbesserung.
"Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben", sagte Nagelsmann und nahm Mané in Schutz: "Er wird unserem Spiel seinen Stempel aufdrücken." Gleichzeitig räumte der Coach allerdings ein, dass die Feinabstimmung noch nicht passt: "Er ist ein Neuzugang, der in gewisse Abläufe natürlich noch reinkommen muss."
Das gilt generell für die Bayern-Offensive. Ohne Robert Lewandowski ist die Mannschaft zwar flexibler geworden und schwerer auszurechnen, doch in einigen Partien wurde bereits deutlich, dass ein Zielspieler fehlt, der den Ball letztlich über die Linie drückt und den Mitspielern als Orientierungspunkt dient.
FC Bayern: Nagelsmann fordert von Mané positive Arroganz
Mané hatte bei Liverpool stets Topstürmer wie Roberto Firmino und Mohamed Salah an seiner Seite, so konnte er auch mal aus der Tiefe oder über den Flügel kommen.
Neben den taktischen Aspekten spielt ebenso das Selbstvertrauen eine wichtige Rolle. Nagelsmann fordert von Mané "mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten als Führungsfigur". Der Stürmer dürfe ruhig "positiv arroganter auftreten", er sei "manchmal vielleicht zu kritisch. Dass er einen Tick zu viel nachdenkt", erklärte der Coach. Und Mané selbst meinte: "Ich bin ein sehr seriöser Kerl. Mein Gesicht sieht sehr ernst aus, aber ich bin sehr glücklich."
Ein Tor in Augsburg würde ihn freilich noch glücklicher machen.