Bayerns Ballon-d'Or-Fluch: Die Liga hat ein Image-Problem
München - Auch in Liverpool war man über den Ausgang der Ballon-d'Or-Verleihung verwundert, besonders er: Jürgen Klopp. Der frühere Dortmund-Trainer von Robert Lewandowski, dem an diesem Abend Unvollendeten, konnte einfach nicht nachvollziehen, dass erneut Lionel Messi triumphiert hatte - zum siebten Mal bereits.
170 Journalisten: Messi holt 613 Punkte, Lewandowski nur 580 Punkte
"Man kann ihn immer Lionel Messi geben, für seine Karriere und sein Spiel", sagte Klopp: "Aber wenn du ihn diesmal nicht Robert Lewandowski gibst, wann dann?" Ähnlich dachten nach dieser denkwürdigen Nacht im Pariser Théâtre du Châtelet viele Beobachter.
Doch letztlich hatte der Argentinier bei der Abstimmung von 170 Journalisten weltweit einen knappen Vorsprung. Mit 613 Punkten setzte sich Messi vor Lewandowski (580 Punkte) und Italiens Europameister Jorginho (460) durch. Weil er im Jahr 2021 wirklich der beste Spieler war - oder weil er von Glanzleistungen vergangener Tage und besserer PR profitiert?
"Ehrlich gesagt, verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr"
"Ehrlich gesagt, verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr. Keiner hätte es so verdient gehabt wie Lewandowski", sagte der frühere Weltfußballer Lothar Matthäus bei "Sky".
Wenn es solche Auszeichnungen schon gebe, ergänzte 2014er-Weltmeister Toni Kroos, "dann sollten sie auch gerecht sein. Und das ist in meinen Augen dieses Mal absolut nicht der Fall". Im Gegensatz zu Matthäus hätte Kroos aber nicht Lewandowski, sondern Karim Benzema, seinen Teamkollegen von Real Madrid, auf Platz eins gewählt.
Aber Messi? Dem 34-jährigen Copa-América-Sieger, der bei Paris Saint-Germain wenig überzeugend agiert, schien die Auszeichnung sogar selbst etwas peinlich zu sein. Messi schlug bei seiner Dankesrede vor, Lewandowski im Nachhinein den Goldenen Ball 2020 zu überreichen: "Jeder weiß, und wir alle stimmen zu, dass du der Gewinner im letzten Jahr warst", sagte er. Wegen der Corona-Pandemie war die Trophäe damals nicht vergeben worden, eine nachträgliche Kür für den mit Abstand besten Spieler Lewandowski ist nicht geplant.
Auch Ribéry und Neuer gingen früher leer aus
Und so setzt sich der Ballon-d'Or-Fluch des FC Bayern fort. 2013 wurden Franck Ribéry nach dem damaligen Triple-Triumph der Münchner sehr gute Chancen auf den Sieg ausgerechnet, den Ballon d'Or nahm aber Cristiano Ronaldo mit nach Hause. Ribéry belegte hinter Messi sogar nur Platz drei.
Ein Jahr später reiste Weltmeister Manuel Neuer durchaus hoffnungsvoll zur Gala an, doch wieder triumphierte Ronaldo vor Messi. Auf den Plätzen drei bis sechs folgten vier Bayern-Profis: Neuer, Arjen Robben, Thomas Müller und Philipp Lahm. Beeindruckend - doch für ganz vorne reichte es nicht.
Der Bundesliga fehlt es insgesamt an internationaler Strahlkraft
Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Ein Grund dafür: Der Bundesliga fehlt es insgesamt an internationaler Strahlkraft, ihr Image ist schlechter als das der englischen oder spanischen Liga. Das zeigte sich auch dadurch, dass es neben Lewandowski kein anderer Bayern-Star überhaupt in die Top-30 schaffte, kein Müller, kein Joshua Kimmich. Dortmunds Erling Haaland wurde immerhin Elfter.
Trotz des enttäuschenden Ausgangs blieben die mitgereisten Bayern-Bosse fair und positiv. Auch ohne den Goldenen Ball sei "Lewy im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen", sagte Vorstandschef Oliver Kahn: "Ich bin gespannt, welche Rekorde er mit unserem Klub in der Zukunft noch aufstellen wird. Er wird auch im nächsten Jahr wieder ein Kandidat sein."
Auch Präsident Herbert Hainer sprach mit Stolz von Lewandowski, "denn er hätte es verdient gehabt, nach Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge der vierte Spieler in unserer traditionsreichen Vereinsgeschichte zu werden, der diesen Titel gewinnt". Ob es irgendwann doch noch klappt?
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