Bayerns Ballon-d'Or-Fluch: Die Liga hat ein Image-Problem

Auch Robert Lewandowski schafft es nicht, den Goldenen Ball nach München zu bringen - wie zuvor schon Franck Ribéry und Manuel Neuer. Es zeigt sich: Die Bundesliga hat ein Image-Problem.
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Gingen beide beim Ballon d'Or leer aus: Manuel Neuer und Robert Lewandowski.
Gingen beide beim Ballon d'Or leer aus: Manuel Neuer und Robert Lewandowski. © imago images/Claus Bergmann

München - Auch in Liverpool war man über den Ausgang der Ballon-d'Or-Verleihung verwundert, besonders er: Jürgen Klopp. Der frühere Dortmund-Trainer von Robert Lewandowski, dem an diesem Abend Unvollendeten, konnte einfach nicht nachvollziehen, dass erneut Lionel Messi triumphiert hatte - zum siebten Mal bereits.

170 Journalisten: Messi holt 613 Punkte, Lewandowski nur 580 Punkte

"Man kann ihn immer Lionel Messi geben, für seine Karriere und sein Spiel", sagte Klopp: "Aber wenn du ihn diesmal nicht Robert Lewandowski gibst, wann dann?" Ähnlich dachten nach dieser denkwürdigen Nacht im Pariser Théâtre du Châtelet viele Beobachter. 

Doch letztlich hatte der Argentinier bei der Abstimmung von 170 Journalisten weltweit einen knappen Vorsprung. Mit 613 Punkten setzte sich Messi vor Lewandowski (580 Punkte) und Italiens Europameister Jorginho (460) durch. Weil er im Jahr 2021 wirklich der beste Spieler war - oder weil er von Glanzleistungen vergangener Tage und besserer PR profitiert?

"Ehrlich gesagt, verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr"

"Ehrlich gesagt, verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr. Keiner hätte es so verdient gehabt wie Lewandowski", sagte der frühere Weltfußballer Lothar Matthäus bei "Sky".

Wenn es solche Auszeichnungen schon gebe, ergänzte 2014er-Weltmeister Toni Kroos, "dann sollten sie auch gerecht sein. Und das ist in meinen Augen dieses Mal absolut nicht der Fall". Im Gegensatz zu Matthäus hätte Kroos aber nicht Lewandowski, sondern Karim Benzema, seinen Teamkollegen von Real Madrid, auf Platz eins gewählt.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Aber Messi? Dem 34-jährigen Copa-América-Sieger, der bei Paris Saint-Germain wenig überzeugend agiert, schien die Auszeichnung sogar selbst etwas peinlich zu sein. Messi schlug bei seiner Dankesrede vor, Lewandowski im Nachhinein den Goldenen Ball 2020 zu überreichen: "Jeder weiß, und wir alle stimmen zu, dass du der Gewinner im letzten Jahr warst", sagte er. Wegen der Corona-Pandemie war die Trophäe damals nicht vergeben worden, eine nachträgliche Kür für den mit Abstand besten Spieler Lewandowski ist nicht geplant.

Auch Ribéry und Neuer gingen früher leer aus

Und so setzt sich der Ballon-d'Or-Fluch des FC Bayern fort. 2013 wurden Franck Ribéry nach dem damaligen Triple-Triumph der Münchner sehr gute Chancen auf den Sieg ausgerechnet, den Ballon d'Or nahm aber Cristiano Ronaldo mit nach Hause. Ribéry belegte hinter Messi sogar nur Platz drei.

Ein Jahr später reiste Weltmeister Manuel Neuer durchaus hoffnungsvoll zur Gala an, doch wieder triumphierte Ronaldo vor Messi. Auf den Plätzen drei bis sechs folgten vier Bayern-Profis: Neuer, Arjen Robben, Thomas Müller und Philipp Lahm. Beeindruckend - doch für ganz vorne reichte es nicht.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Der Bundesliga fehlt es insgesamt an internationaler Strahlkraft

Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Ein Grund dafür: Der Bundesliga fehlt es insgesamt an internationaler Strahlkraft, ihr Image ist schlechter als das der englischen oder spanischen Liga. Das zeigte sich auch dadurch, dass es neben Lewandowski kein anderer Bayern-Star überhaupt in die Top-30 schaffte, kein Müller, kein Joshua Kimmich. Dortmunds Erling Haaland wurde immerhin Elfter.

Trotz des enttäuschenden Ausgangs blieben die mitgereisten Bayern-Bosse fair und positiv. Auch ohne den Goldenen Ball sei "Lewy im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen", sagte Vorstandschef Oliver Kahn: "Ich bin gespannt, welche Rekorde er mit unserem Klub in der Zukunft noch aufstellen wird. Er wird auch im nächsten Jahr wieder ein Kandidat sein."

Auch Präsident Herbert Hainer sprach mit Stolz von Lewandowski, "denn er hätte es verdient gehabt, nach Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge der vierte Spieler in unserer traditionsreichen Vereinsgeschichte zu werden, der diesen Titel gewinnt". Ob es irgendwann doch noch klappt?

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der Biberax am 01.12.2021 09:16 Uhr / Bewertung:

    Nicht das Image, sondern die Qualität ist hier das Problem. Bayern München hat keine Konkurrenz in dieser erschreckend schwachen Bundesliga, die mehr oder weniger auf dem Niveau der zweiten spanischen Liga spielt. In so einer Situation als Spieler von Bayern München überragend zu sein, muss (und wurde) bei der Abstimmung mit sehr viel Vorsicht bewertet werden. Letzendlich wurde damit auch der Bundesliga klargemacht, dass sie endlich was tun muss um aus dieser Situation herauszukommen, z.B. die 50+1 Regel kippen.

  • sunny1 am 01.12.2021 07:09 Uhr / Bewertung:

    2 Theorien: Könnte es sein, dass es überheblich ist wenn man meint die bayrische Landeshauptstadt auf die gleiche Ebene stellen zu wollen wie die Weltstadt Paris? Und könnte es sein, dass die Preisverleiher doch den Unterschied zwischen Torjäger und Weltfussballer ziemlich korrekt erkannt haben?

  • König Ludwig von Bayern am 01.12.2021 14:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von sunny1

    lol, Weltstadt Paris? Solltest mal in die Vororte von Paris gehen. Solche Wohnghettos wo der Großteil der Pariser lebt findest du nicht in Deutschland.
    Unsere Arbeiterstadtteile sind Vergleich zu den Pariser Arbeiterghettos Luxusstadtteile. Die ca. 15% der Reichen und der kaum vorhandenen Mittelschicht in Paris lebt im Zentrum. Das ist Qualitativ allerdings auch nicht besser wie z.B. Schwabing, Isarvorstadt, Neuhausen, etc., nur doppelt so teuer. Dazu noch ist Frankreich ein zentralistisches Land im Gegensatz zu Deutschland.
    Das Messi gewonnen hat liegt weder am Land noch an der Liga, es liegt einzig am Preisverleiher France Football. War ja nicht Grundlos das die FIFA und UEFA sich wieder von France Football getrennt haben was die Preisverleihungen angeht. Gut möglich das da ein PSG Verantwortlicher mit einem qatarischen Geldkoffer mal kurz vorbei geschaut hat in der Zentrale von France Football in Paris. Die wollen eben ihr Geschäftsmodell PSG pushen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.