Bastian Schweinsteiger: Time to say goodbye?
München – Seit 17 Jahren spielt Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern. Das ist mehr als die Hälfte seines Lebens. Er hat acht Meisterschaften gewonnen, siebenmal den DFB-Pokal, das Triple. Aber womöglich läuft der 30-Jährige nie wieder für seinen Herzensklub auf. Darauf deuten die jüngsten Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge hin.
Geht der "Fußball-Gott?"
„Ich habe mit ihm in den letzten Tagen ein Telefonat geführt“, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern. „Ich meine herausgehört zu haben, dass ihm das Interesse aus England schmeichelt. Warten wir einfach mal ab.“ Auch wenn das für viele Bayern-Fans schwer zu akzeptieren ist: Der Abschied ihres Idols, ihres Fußball-Gotts, wie er gerufen wird, wird immer wahrscheinlicher.
Nicht nur, dass Rummenigge am Rande der Präsentation des neuen „Platinum Partners“ Gigaset erstmals überhaupt öffentlich über einen möglichen Transfer des Weltmeisters sprach und auf jegliches Bekenntnis zu Schweinsteiger verzichtete. Er verriet damit auch, wie intensiv sich der Bayern-Leader, der aktuell noch im Urlaub weilt, anscheinend mit einem Wechsel zu United und Ex-Trainer Louis van Gaal befasst. Dass der Niederländer ihn unbedingt will, ist seit Wochen klar. Bei Bayern hatte van Gaal Schweinsteiger einst vom Außenspieler zu einem der besten Mittelfeldstrategen der Welt geformt. Nun könnten beide wieder zusammenfinden.
"Zusammensetzen und ein Gespräch führen"
Man wolle sich nun in den kommenden Tagen mit Schweinsteiger „zusammensetzen und ein Gespräch führen“, sagte Rummenigge weiter. Es ist offenbar Eile geboten, beide Seiten wollen schnell Klarheit. Bereits am Samstag steht die Teampräsentation der Bayern an. Schwer vorstellbar, dass Schweinsteiger, dessen Vertrag noch bis 2016 läuft, daran teilnimmt und dann doch noch wechselt. United bricht indes bereits am Montag ins Trainingslager in die USA auf.
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Dass Schweinsteiger bei den Bayern nicht mehr unverzichtbar ist, war bereits in den vergangenen Monaten deutlich geworden. Trainer Pep Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer verzichteten zuletzt wie Rummenigge auf klare Statements zu einem Verbleib des Vize-Kapitäns. Gesetzt war Schweinsteiger angesichts der enormen Konkurrenz um Thiago, Philipp Lahm, Xabi Alonso oder David Alaba ohnehin nie. In der kommenden Saison würde sich seine Perspektive wegen der Rückkehr des lange verletzten Javi Martínez und der Verpflichtung Joshua Kimmichs weiter verschlechtern. Es gibt also Gründe für Schweinsteiger, den Club zu verlassen. Zumal er die deutsche Nationalelf im kommenden Jahr als Kapitän zum EM-Titel führen will. Spielpraxis ist dafür unerlässlich. Bei United würde er die sicher bekommen.
Bekenntnis? Fehlanzeige
Schweinsteiger selbst hatte sich Ende Mai bei einem Werbedreh zu seiner Zukunft geäußert. Damals sagte er: „Noch keine Mannschaft in Deutschland es geschafft hat, vier Mal in Folge Meister zu werden.“ Das sei für ihn „Motivation“, zu bleiben. Wenige Tage später, nach dem Länderspiel gegen die USA, vermied er allerdings ein Bekenntnis zu den Bayern und verwies auf das Gespräch mit Rummenigge, das nun ansteht.
Der Bayern-Boss schloss indes aus, dass Schweinsteiger im Tausch mit Angel Di Maria zu United wechseln könnte. „Das kann ich total dementieren“, sagte Rummenigge. „Ein solches Tauschgeschäft war nie Bestandteil der Überlegungen, weder in München noch in Manchester.“ Nach Informationen der französischen Zeitung „Le Parisien“ soll der Argentinier sowieso kurz vor einem Wechsel zu Paris St. Germain stehen. Di Maria habe sich demnach mit dem französischen Hauptstadtklub bereits über einen Wechsel verständigt. Manchester United soll rund 60 Millionen Euro Ablöse für den 27-jährigen Flügelspieler verlangen.
Kader-Panung noch in Arbeit
Sicher ist, dass die Kader-Planungen der Bayern „noch nicht abgeschlossen sind“, wie Rummenigge betonte: „Wenn man sich den Markt anschaut hat in England oder Spanien bisher wenig stattgefunden. Es wird sich noch das eine oder andere an Veränderungen ergeben.“ Zu einer möglichen Vertragsverlängerung Guardiolas sagte er: „Ich bin da nicht pessimistisch. Ich glaube, wir haben gute Karten, dass Pep auch nach dem 30. Juni 2016 Trainer von Bayern München ist und bleibt.“ Für Schweinsteiger gilt das womöglich nicht mehr.