Javi Martinez: Wird er Guardiolas Triple-Macher?

Nach langer Verletzungspause ist Javi Martínez beim FC Bayern wieder voll da – und soll in Peps System gleich eine zentrale Rolle einnehmen. „Ich habe ihn sehr vermisst. Er kann viele Positionen spielen“, sagt der Trainer.
Julian Buhl |
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Javi Martinez blickt zuversichtlich in die neue Saison.
Rauchensteiner/Augenklick Javi Martinez blickt zuversichtlich in die neue Saison.

München - Javi Martínez ist in diesen Tagen besonders gut gelaunt. Hier ein Scherz mit seinen Landsleuten Thiago und Xabi Alonso, dort mal eben im Kreisspiel einen Mitspieler getunnelt. Wer den Spanier beim Training des FC Bayern beobachtet, sieht einen dauergrinsenden Schlaks vor sich. Martínez verdiente sich in den ersten Übungseinheiten bereits das ein oder andere „Olé“.

Dabei gehört das Training ja eigentlich nicht gerade zu seinen erklärten Lieblingsdisziplinen. Der neu entfachte Trainingseifer des Defensiv-Allrounders dürfte seinen Ursprung in der langen Leidenszeit haben, die Martínez nun hinter sich gebracht hat. Statt mit seinen Kollegen wieder drei Titeln nachzujagen, erlebte er in der vergangenen Spielzeit ein Triple der etwas anderen Art: ein Bundesligaspiel, ein Kurzeinsatz in der Champions League, eine Partie im Supercup – so liest sich seine persönliche Saisonbilanz. Ein trauriges Triple.

Ein Totalschaden im Knie, inklusive Kreuzbandriss, hatte den spanischen Kämpfer außer Gefecht gesetzt. „Man fühlt sich wie ein Invalide, weil du nichts machen kannst. Du verbringst den Tag zu Hause mit einer Maschine, die dir deine Knie streckt“, gab Martínez Einblick in sein Seelenleben: „Man fühlt sich weder als Fußballer, noch als was anderes.“ Die Verletzung erlitt er Mitte August gleich im ersten Pflichtspiel der Saison im Supercup gegen Dortmund. Knapp ein Jahr später stellte sein Trainer, Pep Guardiola, nun auf AZ-Nachfrage fest: „Letzte Saison habe ich ihn sehr vermisst. Bei dem Triplegewinn unter Jupp Heynckes war Javi sehr, sehr wichtig.“

Nicht Guardiola, sondern dessen Vorgänger hatte Martínez im Sommer 2012 nach München geholt. Spanien-Kenner Heynckes war derart von ihm überzeugt, dass er ihn trotz der fälligen Rekordablöse von 40 Millionen Euro unbedingt von Athletic Bilbao nach München lotsen wollte. Eine beachtliche Investition für einen zumindest in Deutschland bis dato unbekannten Profi – die sich allerdings für den FC Bayern schnell auszahlte. Gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger bildete Martínez nämlich auf der Doppel-Sechs das Herzstück der Mannschaft, die am Ende dieser Saison das erste Triple der Vereinsgeschichte gewann. Martínez war Heynckes’ Königstransfer, sein Triple-Macher.

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Eine Rolle, gegen die auch Guardiola sicher nichts einzuwenden hätte. „In meinen zwei Jahren hier habe ich seine Fähigkeiten nur sehr selten nutzen können. Ich hoffe, dass ich das jetzt mehr tun kann“, sagt der Bayern-Coach. „Sein Spiel ist Laufen, Kämpfen, den Ball erobern. Und er ist sehr kopfballstark.“ Technisch so begabt wie Thiago ist der 26-Jährige bei Weitem nicht, in den von Guardiola aufgeführten Disziplinen gibt es beim FC Bayern aber kaum einen Besseren. Auch deshalb ist er für die Balance des Teams so extrem wichtig. Um seine Qualitäten aber auch einbringen zu können, weiß Guardiola, „braucht Javi seine physische Topverfassung. Das müssen wir Schritt für Schritt erreichen.“

Dass Martínez in Guardiolas Gedankenspielen eine zentrale Rolle spielt, steht außer Frage. Die Frage ist nur: Wo genau plant der Trainer seinen Landsmann ein? „Er kann in der Dreier- oder Viererkette und auch im Mittelfeld spielen, alleine oder mit zwei Sechsern, viele Dinge“, erklärt der Coach. Im DFB-Pokal-Finale 2014 gegen Dortmund setzte er seine defensive Allzweckwaffe sogar als ballerobernden und den Spielaufbau zerstörenden Zehner gegen Ilkay Gündogan, Mats Hummels und Co. ein – mit Erfolg.

Die Wiedervereinigung zu Heynckes’ Triple-Traumpaar mit Schweinsteiger ist für Guardiola freilich keine wirkliche Option. Die Mittelfeldzentrale hat er bereits für seinen Offensiv-Freigeist Thiago und Quarterback Xabi Alonso vorgesehen und neben Schweinsteiger unter anderem noch Philipp Lahm als weitere Option. Martínez plant er vielmehr als zentralen Spieler in der Abwehr ein. Dort spielte der lange Verletzte übrigens auch bei seinem Comeback nach 262 Tagen Pause Anfang Mai in Leverkusen, als er zum ersten und bisher einzigen Mal wieder in der Startelf stand. „Ich bin bereit für Zweikampf“, sagte er damals über die Grundvoraussetzung seines körperbetonten Spiels.

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Der 1,90-Meter-Mann könnte mit seinen Fähigkeiten maßgeblich zur Umsetzung von Guardiolas bislang erfolglos erprobter Idee der Dreierkette beitragen. Beim Telekom-Cup am Sonntag in Gladbach, an dem neben Bayerns erstem Gegner FC Augsburg auch noch der Hamburger SV teilnimmt, wird ihn Guardiola definitiv als zentralen Spieler in der Abwehr einsetzen, „weil ich außer Javi im Moment keinen anderen Innenverteidiger habe“.

Holger Badstuber und Dante sind noch verletzt, die noch sonderurlaubenden Nationalspieler Medhi Benatia und Jérôme Boateng kehren erst am Samstag nach München zurück und stehen daher nicht zur Verfügung. Zu Bayerns Systemfrage sagte Guardiola zuletzt: „Das beste System ist: Ribéry fit, Robben fit, Martínez fit.“ Klingt jedenfalls nach einem schlagkräftigen Triple.

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