Interview

Arzt Sörgel im AZ-Interview: "Falsch-positive Corona-Tests? Geschlampt klingt zu hart"

Pharmakologe und Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel erklärt im AZ-Interview, wie die zuletzt gehäuft auftretenden "falsch positiven" Corona-Tests bei Profis wie Süle, Gnabry und Co. zustandekommen
Krischan Kaufmann
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Pharmakologe Fritz Sörgel (69).
Pharmakologe Fritz Sörgel (69). © imago/Jürgen Heinrich

Pharmakologe Fritz Sörgel (69) ist einer der anerkanntesten Anti-Doping-Experten Deutschlands und beschäftigt sich intensiv mit Covid-19.

AZ: Herr Sörgel, aktuell häufen sich im Profifußball die Fälle, bei denen Spieler "falsch-positiv" getestet werden. Beim FC Bayern waren zuletzt Serge Gnabry und Niklas Süle betroffen, bei Champions-League-Gegner RB Salzburg sogar sechs Profis auf einmal. Wie kann so etwas passieren?
FRITZ SÖRGEL: Eigentlich kann es dafür nur zwei Gründe geben: Entweder die Abstriche wurden nicht korrekt entnommen oder das zuständige Labor hat einen Fehler gemacht - im schlimmsten Fall ist beides gleichzeitig passiert.

Sörgel über falsches Ergebnis nach Corona-Test

Irgendwo wurde also geschlampt?
Geschlampt klingt zu hart, sagen wir besser, nicht reproduzierbar gearbeitet. Natürlich könnte ein Spieler an einem Tag gerade noch so positiv getestet werden und beim nächsten Mal ist er dann ganz knapp negativ. So etwas wäre in einem Einzelfall schon denkbar - - aber nicht bei sechs Spielern gleichzeitig. Und außerdem gibt es noch ein anderes Problem.

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Welches?
Das Thema ist in der Öffentlichkeit noch gar nicht so diskutiert worden. Aber was man bei diesen PCR-Tests, die grundsätzlich sehr gut sind, schon beachten muss: Wie steht es um die Nachweisempfindlichkeit? Die Labore haben ja alle unterschiedliche Grenzwerte.

Fehler passieren durch Überforderung in der Pandemie

Es könnte also sein, dass eine Probe bei einem Labor negativ ist und beim anderen positiv?
Ja, das ist denkbar. Den PCR-Test kann man so einsetzen, dass man ihn überschätzt und so empfindlich einstellt, dass zwischen positiv und negativ eher subjektiv entschieden wird. Und das bleibt leider den Laboren überlassen.

Verstehen Sie den Ärger der Vereine über diese falschen Ergebnisse? Schließlich muss der Spieler in Quarantäne und steht seinem Team erst einmal nicht zur Verfügung.
Klar kann ich den Ärger nachvollziehen. Aber diese Probleme sind natürlich einer allgemeinen Überforderung in der Pandemie geschuldet. Solche Fehler treten ja nicht nur in der Bundesliga auf, aber beim Fußball merkt man es eben, weil es sofort ein öffentliches Thema ist. Grundsätzlich sind die vielen echten positiven Fälle im Sport für mich ein weiterer Beweis dafür, dass wir aktuell eine deutlich höhere Corona-Problematik haben als noch im Frühjahr, als es bei der ersten Welle kaum solche Fälle gab.

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  • Superturner am 16.11.2020 10:18 Uhr / Bewertung:

    Es war doch schon fatal, den Profifußball wieder rollen zu lassen, immer dieses Bla.bla von Vorbildfunktion, bei einem Profispiel sind ca. 300 Mann teilweise auf engsten Raum 3-4 Stunden zusammen, verschwitzte und spuckende Spieler, Trainerteams, Masseure, Ärzte, Sicherheitsleute, Fahrdienste, Busfahrer, Zeugwarte usw....die dann teilweise auch wieder mit anderen Personengruppen in Kontakt treten.
    Aber ein defensiv bestuhltes Lokal oder Wirtshaus mit 2er- oder 4er Tischen und Alkoholverbot ab z.B. 21.00 , ist nicht möglich.....und das kritisieren und nervt viele,....wenn das jemand so sieht wird er als Querdenker oder Afd-ler bezeichnet.
    Vor 80-90 Jahren war das nichts anderes, da haben Herrschaften an der Spitze sich das auch so gedreht, wie man es brauchte...
    Herr Reiter und Frau Habenschaden fahren mit einer Sondergenehmigung direkt mit einem vom Staat finanzierten Dienstwagen ins Rathaus und der depperte Steuerzahler soll sich in die volle U- Bahnsetzen oder im Winter mit dem Radl

  • König Jannick am 16.11.2020 09:34 Uhr / Bewertung:

    Ganz wichtig bei dem Thema:

    1. Nix drauf geben, was irgendein Donald Trump anbetender "Fußball-Fan" aus Bottrop sagt. Er hat nachweislich keine Ahnung ("Der Supercup wird hunderte Tote fordern!", "der Restart der BL ist illegal, alle müssen ins Gefängnis", "Thomas Müller ist Stürmer" usw.).

    2. Man muss unterscheiden, was ein Schnelltest und was ein PCR-Test ist. Es ist nicht überraschend, dass der genauere PCR-Test den Schnelltest korrigiert.

    3. Man muss bedenken, in welcher Häufigkeit da getestet wird. Wenn der gesamte Kader inklusive Betreuer (=ca. 40 Leute) etwa 5x die Woche getestet wird, sind das seit Mai mal gute 1200 Tests, alleine beim Profiteam des FCB. Dazu die Tests bei den Damen und den Amateuren und vielleicht auch den Jugendmannschaften? Das relativiert die angeblich "hohe" Zahl falscher Tests.

    4. So ein Test ist keine einfache "Stäbchen rein, Spender sein!"-Aktion. Das muss sehr sorgfältig erfolgen.

  • Fußball-Fan am 16.11.2020 18:46 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von König Jannick

    Um Betrügereien zu unterbinden, sollten alle Tests bei einem Labor zentral ausgewertet werden. Es fällt auf, dass der Zweittest bei Bayern-Spielern immer negativ ist. Da stimmt doch was nicht. Aber wir müssen uns die das Maul zerreißen. Wenn die Infektionszahlen weiter so dramatisch steigen, ist die Saison eh bald vorbei. Beim Komplett-Lockdown wird es auch keine Extrawurst für die Millionentruppen der Bundesliga geben. Zuschauer werden die Stadien eh in dieser Saison nicht mehr sehen.

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