Arturo Vidal: Die Wiedergeburt des "Kriegers"
München - Wer hat’s erfunden? Der Sammer! Zumindest vor allen anderen gewusst hat’s Matthias Sammer. Der Querdenker und Sportvorstand des FC Bayern war es nämlich, der vor dem Achtelfinalhinspiel bei Juventus Turin angekündigt hatte: "Vidal ist geboren für dieses Spiel!"
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Er hätte sogar sagen können: solche Spiele. Knapp sechs Wochen und unter anderem drei Champions-League-K.O.-Partien später bleibt festzuhalten: Sammer hatte recht. Denn rückblickend markiert das Spiel bei dessen Ex-Klub tatsächlich eine Art sportliche Wiedergeburt von Arturo Vidal. Der "Krieger", wie er aufgrund seiner zweikampfintensiven und aufopferungsvollen Spielweise genannt wird, hat nun endlich auch bei Bayern die Rolle als Anführer übernommen, in der er sich seinem Selbstverständnis nach ohnehin stets in allen Mannschaften dieser Welt sieht. Nicht zuletzt gerade deshalb haben ihn die Bayern schließlich auch im Sommer für eine Ablösesumme von 37 Millionen Euro aus Turin nach München geholt.
Vidal aktuell die Nummer eins im Bayern-Mittelfeld
In der Hinrunde musste sich Vidal dennoch in nahezu allen wichtigen und vorentscheidenden Spielen mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. Bayern-Trainer Pep Guardiola vertraute sein Mittelfeldzentrum lieber seinen beiden spanischen Landsleuten Xabi Alonso und Thiago an. Deren Aufgaben waren dabei klar verteilt: Alonso agierte als defensiv ausgerichteter Sechser und erste Station im Aufbau, Thiago bestimmte den Takt des Bayernspiels eine Position weiter vorne auf der Acht. Mit Vidal setzt Guardiola nun auf einen Spieler, der beide Rollen ausfüllen kann. Zuletzt verdrängte der Chilene so wahlweise Thiago oder – wie nun im Viertelfinalhinspiel gegen Benfica Lissabon – Alonso auf die Bank.
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Denn Vidal ist in Guardiolas Hierarchie seiner drei zentralen Spieler momentan die unumstrittene Nummer eins. Mit seiner Energie stecke er laut Guardiola schließlich die anderen Spieler an: "Wir brauchen ihn." Man wisse eben, "was man von Arturo erwarten kann. Dementsprechend hat er auch agiert", sagte Thomas Müller nach dem Benfica-Spiel: "Ballgewinne sind immer ein super Impuls für die Mannschaft." Genau wie ein entscheidendes (Kopfball-)Tor, oder etwa torverhindernde Grätschen im eigenen Strafraum, was Vidal gegen Lissabon beides gelang. "Ich bin sehr glücklich. Nach den Länderspielen in Chile war ich ein bisschen müde", sagte der 28-Jährige nach seiner Galavorstellung inklusive Treffer nach 111 Sekunden, seinem ersten Champions-League-Tor für Bayern.
Besonderes Lob für Vidal nach Benfica-Spiel
Er wisse, dass Vidal gerne offensiver spielen würde, meinte Guardiola. Momentan benötigt er seinen Mittelfeldvorkämpfer aber vornehmlich, "um defensiv stabil zu sein". Und der scheint an der Sechserrolle durchaus mehr und mehr Gefallen zu finden: "Ich habe oft den Ball, ich kann angreifen, kann verteidigen. Ich mag es, dort zu sein, wo die Gefahr ist."
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Als bester und laufstärkster (11,7 Kilometer) Spieler seiner Mannschaft verdiente er sich nach dem Benfica-Spiel ein Sonderlob des Trainers: "Arturo ist sehr wichtig, er hat eine große Persönlichkeit, große Erfahrung." Und Vidal hat noch lange nicht genug. "Ich hoffe, es geht so weiter. Ich hoffe, ich kann mich noch verbessern", sagte er und möchte, "dass wir unsere gesteckten Ziele erreichen können. Jetzt kommen die schweren Spiele." Die Spiele, für die Vidal geboren ist.