Arturo Vidal – in der Liga eines Champions
Gegen Benfica Lissabon ist Arturo Vidal der auffälligste Spieler auf dem Feld. Noch-Bayern-Trainer Pep Guardiola sagt: "Wir brauchen ihn." Doch kann der Chilene den Conte-Avancen widerstehen?
München - Dass er von Haus aus zu den eher auffälligeren Spielern gehört, ist nichts Neues bei Arturo Erasmo Vidal Pardo.
Wer seit Jahr und Tag mit einem derart krassen Irokesen-Schnitt durch die Gegend läuft, tut sich halt schwer mit dem Untertauchen in der Masse. Wobei das Abtauchen allerdings auch gar nicht dem Naturell des exzentrischen Chilenen entspricht.
Im Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Benfica Lissabon fiel der 28-Jährige jedoch nicht wegen seiner speziellen Haarpracht auf, sondern einfach weil er der beste Mann auf dem Platz war. Das war in dieser Saison beileibe nicht immer so.
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Die ersten zwei Drittel der Bundesligasaison 2015/16 lief Vidal in der scheinbar mühelos erfolgreichen Bayern-Elf eher so mit. Seine überragenden kämpferischen Fähigkeiten waren einfach nicht gefragt bei den Kantersiegen gegen die nationale Konkurrenz.
Doch seitdem der FC Bayern die K.o.-Phase der Königsklasse erreicht hat, ist das anders. Und zwar grundlegend anders. Die Frage, ob Vidal in der Champions League in der Startelf der Münchner steht, stellt sich im Moment gar nicht erst.
#Pep: „Ich bin sehr zufrieden, weil ich das Niveau unseres Gegners kenne. Großes Kompliment an mein Team!“ #FCBSLB pic.twitter.com/RKmRvm1iM9
— FC Bayern München (@FCBayern) 5. April 2016
Vielmehr gilt nun: Vidal spielt immer. Und wie er spielt! Gegen Benfica waren gerade mal eine Minute und 51 Sekunden gespielt, als er eine Bernat-Flanke aus fünf Metern Entfernung per Kopf zum 1:0 veredele: sein erster Champions-League-Treffer für die Bayern.
In Minute 36 wäre fast das zweite gefolgt: Diesmal flankt Thomas Müller von rechts, doch Vidals Kopfball-Aufsetzer fliegt knapp über das Benfica-Tor. Vidal in der Champions League in der Liga eines Champions.
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Doch auch seine Rolle als Kampfschwein und rustikaler Aufräumer füllt er an diesem Abend aus. Als Bayern in der Schlussphase der ersten Halbzeit etwas nach- und damit Benfica ins Spiel kommen lässt, wirft sich Vidal in der Nachspielzeit von Durchgang eins in den Schuss von Lissabons Spielmacher Gaitan – und verhindert so den Ausgleich.
Mittlerweile wird Vidal auch vom Trainer anerkannt
Die Quittung: Schmerzen im Unterleib, aber immerhin ein anerkennender Klaps vom Kollegen Thiago. Anerkennung bekommt der zuvor wegen seines – nun ja – ungewöhnlichen Lebensstils nicht unumstrittene Chilene mittlerweile auch von seinem Trainer.
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Vor der Partie gegen Lissabon hob ihn Pep Guardiola besonders hervor: Vidal stecke „mit seiner Energie“ die anderen Spieler an: „Wir brauchen ihn.“ Warme Worte. Aber schließlich hatte ihm Vidal überhaupt erst dieses Viertelfinale beschert – mit seiner beherzten Grätsche in der ersten Minute der Nachspielzeit gegen Juventus Turin.
Auf diesen Ballgewinn hin folgt Sekunden später eine Flanke auf den Kopf von Thomas Müller, was die drohende Niederlage in einen spektakulären Triumph münden lässt.
Gut 30 Millionen Euro hat der Mann aus San Joaquín in der Nähe von Santiago de Chile im vergangenen Sommer gekostet, sein Marktwert liegt nun bei rund 37 Millionen Euro, und seit der künftige Chelsea-Coach Antonio Conte unlängst um ihn buhlte und von Vidal die Sätze "Ich würde mit Conte in den Krieg ziehen. Das habe ich immer gesagt. Wir sehen, was passiert" verbrieft sind, könnte die Zukunft des Irokesen womöglich bald wieder einen neuen Dreh bekommen.