4:0-Sieg gegen Piräus – Weiter, immer weiter!
München - Offensichtlich hat die Übertreibung, die Überhöhung des Gegners gewirkt. Wenn Pep Guardiola seinen Spielern Ähnliches erzählt hat vor der Partie gegen Olympiakos Piräus wie den Journalisten in der Pressekonferenz am Montag, dann hat der Bayern-Trainer genau das erreicht, was er wollte: Trotz des 3:0 im Hinspiel und trotz der Konstellation in der Champions-League-Gruppe F, dass nur ein Punkt zum Achtelfinal-Einzug fehlte, nannte er die Partie gegen die Griechen „ein Finale“ und „eines der schwierigsten Spiele der Saison“.
Na ja. Bisschen geflunkert, oder Pep? Nur damit seine Profis wachsam und gierig bleiben?
Die kleine Notlüge half. Die Bayern gewannen das erste „Finale“ ihrer Vereinsgeschichte im November und bezwangen den griechischen Serienmeister souverän und überlegen mit 4:0. Douglas Costa, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Kingsley Coman sorgten für den Spaziergang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. „Es ist immer wichtig, dass man Erster wird“, sagt Kapitän Lahm. „Dann hat man Heimvorteil. Wir können sehr zufrieden sein. Ob das ein Signal an Europa ist, weiß ich nicht. Wir wollen immer nur Erster sein.“
Badstuber feiert Startelf-Comeback gegen Piräus – und sieht Rot
Nochmal als Erinnerungs-Update die Heimspiele dieser Europacup-Saison: 5:0 gegen Zagreb, 5:1 gegen Arsenal und nun 4:0 gegen Piräus. Macht 14:1 – keine so schlechte Bilanz.
Die Überraschung zu Beginn: Nach 217 Tagen feierte Holger Badstuber sein Comeback in der Startelf des FC Bayern. „Ich bin bereit, fühle mich gut“, sagte der 26-Jährige, momentan Innenverteidiger Nummer vier. Er kämpft sich peu à peu zurück, weiß aber, wann der Konkurrenzkampf wirklich interessant wird: „Nächstes Jahr in den K.o.-Runden der Champions League, wenn die Spiele eng sind. Jeder bei uns ist heiß darauf, zu spielen.“ Besonders dann im Frühjahr. Ob er dann noch gesperrt ist?
Denn Badstuber wurde zur traurigen Gestalt an diesem kalten November-Abend. Aus heiterem, eiskalten Himmel sah er die Rote Karte, weil er den auf Torhüter Manuel Neuer zu stürmenden Piräus-Angreifer Ideye Brown als letzter Mann festhielt. Notbremse, Feierabend.
100. Heimspiel für den FC Bayern in der Champions League
Tragisch für Badstuber, der vor zweieinhalb Wochen sein Comeback gefeiert hatte, momentan aber lediglich die Nummer vier auf seiner Position ist. Der Platzverweis macht seine Situation auch nicht besser. Es war sein erster Blackout samt Roter Karte als Profi, vor sieben Jahren hatte er am 12. Dezember 2008 einen Platzverweis kassiert, als die Bayern-Amateure unter Coach Hermann Gerland in der Dritten Liga 0:2 bei Kickers Offenbach verloren. Andere Zeiten, andere Welten.
Durch das 4:0 bekam das Jubiläumsmatch gestern einen würdigen Rahmen: Die Partie gegen Piräus war das 100. Heimspiel in der Champions League, Bayern feierte den 70. Sieg – bei lediglich zwölf Niederlagen. Die letzte war das Halbfinal-Rückspiel 2014 gegen Real Madrid (0:4), seit jenem Desaster gab es neun Heimsiege in Serie. Damit wurde der eigene Rekord (September 2011 bis Dezember 2012) eingestellt.
Die Bayern haben ein Freispiel. Sie können es nun im letzten Champions-League-Spiel des Jahres ruhig angehen lassen. Man steht ja vorzeitig als Gruppensieger fest. Dann darf wohl Sven Ulreich am 9. Dezember in Zagreb im Tor stehen. Und Guardiola kann neben Manuel Neuer weitere Topstars schonen. Eins ist sicher: Badstuber wird fehlen – selbst schuld.