FC Bayern Basketball in der Euroleague: Letzte Ausfahrt Mailand?

München - Jetzt geht’s für Bayern um alles in der Euroleague. Das Spiel am Mittwoch (19 Uhr) in Mailand muss gewonnen werden, sonst sind die Bayern raus. Bisher stehen nur einem Sieg sechs Niederlagen gegenüber. Doch was läuft schief bei den Bayern? Die Abendzeitung analysiert mit Basketballexperte Frank Buschmann die Lage.
Das Zusammenspiel:
Die Mannschaft von Svetislav Pesic ist schlicht nicht eingespielt, weil die Verletztenliste stets lang ist: Kapitän Bryce Taylor konnte noch überhaupt nicht eingreifen, Paul Zipser ist erst seit einer Woche wieder einsatzfähig. Aufbauspieler Anton Gavel fällt schon zum zweiten Mal aus, nun auch sein Ersatzmann Vasilje Micic. Bo McCalebb wurde nachverpflichtet und muss nun integriert werden.
„Das ganz große Problem der Bayern in dieser Saison ist die Abstimmung. Die Mannschaft wurde umgekrempelt, es gibt wenig Automatismen. Diese Automatismen konnten sie bisher nicht aufbauen, weil ständig Spieler ausgefallen sind“, sagt Buschmann. „Das blinde Verständnis ist unglaublich wichtig und das können sie nicht haben, weil wegen der Verletzungsproblematik pausenlos am Kader geschraubt werden musste. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass der FC Bayern mit diesem Kader das Potenzial für die Top 16 hat.“
Die Defensive:
Nur Panathinaikos Athen konnte der FC Bayern im Hinspiel bei unter 80 Punkten halten, einzig dieses Spiel wurde gewonnen. Besonders an der Dreipunktlinie stehen die Gegner oft frei. Trafen die Griechen beim Bayernsieg nur jeden vierten Wurf von außen, ließ die Mannschaft in den sonstigen Partien eine gegnerische Dreipunktequote von über 33 Prozent zu. Es setzte jeweils Niederlagen. „In der Defense muss jeder wissen, wann er wo zu stehen hat und das passt noch nicht“, sagt Buschmann, „gibst du Top-Mannschaften diese eine Sekunde Luft, schießen sie hochprozentig. Das kann nicht am Willen liegen, auch das ist die mangelnde Abstimmung.“
Physis:
Durch die vielen Ausfälle müssen die fitten Spieler mehr spielen, dazu kommen die Reisestrapazen. Darunter leidet die Verfassung der Mannschaft, noch mehr aber unter dem Ausfall ihres Kapitäns. „Anfang Dezember dürfen die Beine noch nicht so müde sein, dass man sich ernsthaft Sorgen machen muss“, sagt Buschmann, „was der Mannschaft viel mehr abgeht als viele denken, ist die besondere Form der Athletik durch den Ausfall von Bryce Taylor. Er bringt eine Komponente in das Spiel, die andere überhaupt nicht haben. Diese Athletik fehlt ihnen.“
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Psyche:
Nach fünf Euroleague-Niederlagen in Serie können Pesics Männer nicht mehr so befreit in die Spiele gehen wie in der letzten Saison, als der FCBB als Debütant überraschte. „Pesic sagt immer wieder, dass in dieser Gruppe ein Weiterkommen fast ein Wunder wäre. Da gehe ich nicht mit ihm konform“, sagt Buschmann, „Bayern hat durchaus die Grundvoraussetzungen, es auch in dieser Todesgruppe zu schaffen. Bis zum Spiel in Mailand muss Pesic der Mannschaft Selbstvertrauen geben. Sie setzen sich selbst extrem unter Druck, das kann auch ein bisschen lähmen oder eben zu Übereifer führen. Jeder will dann in einem so wichtigen Spiel der Held sein. Die Einstellung spielt eine große Rolle, aber die wird in jedem Fall stimmen.“