Jan Jagla: Der Profi-Papa
AZ: Herr Jagla, wie stehen Sie eigentlich zu Bernd Stromberg, Hauptfigur der gleichnamigen TV-Komödie?
JAN JAGLA: Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan. Ich habe am Anfang ein, zwei Folgen geguckt, bin aber nie so reingekommen. Das Original, die amerikanische Serie „The Office“, finde ich super, das habe ich ewig geschaut.
Trotzdem passt Strombergs Motto „Lass das mal den Papa machen“ auch auf Sie.
Klar, stimmt. (grinst) Es ist eine tolle Sache, Vater zu sein. Man hat zuhause plötzlich eine ganz andere Verantwortung. Aber eine gewisse Verantwortung trage ich natürlich auch schon als älterer Spieler auf dem Feld.
Eine typische Szene in dieser Saison: Es läuft gerade nicht gut, Jan Jagla kommt aufs Feld und nimmt zum Beispiel einen wichtigen Dreier.
Das war auch im letzten Jahr in Berlin meine Rolle. Ich bin auch dieses Jahr kein Spieler, der viele Minuten auf dem Feld steht und werde in den wenigsten Fällen Topscorer sein. In Situationen reinzukommen, in denen es gerade nicht so läuft und man Energie von der Bank braucht, dann einen neuen Impuls zu geben, ob einen wichtigen Dreier oder einen Rebound – das versuche ich, das ist meine Rolle.
Sie sind zwei Mal zum FC Bayern gewechselt. Im Jahr 2011 zum Aufsteiger, 2014 zum Meister. Was hat sich in den drei Jahren verändert?
Damals waren die Ansprüche hoch, aber keiner hätte beim Aufsteiger das Ziel Meisterschaft vorgegeben – das ist heute ganz anders. Der erste Titel ist gewonnen, dann zählen beim FC Bayern nur noch weitere Titel. Für mich war es eine einfache Entscheidung, zu Bayern zurückzukehren.
Sie hatten eine Supersaison bei Alba Berlin. Sind Sie trotzdem traurig, die erste Bayern-Meisterschaft nicht miterlebt zu haben?
Ohne Frage. Die erste Meisterschaft des FC Bayern in der Neuzeit ist etwas Besonderes – da wurmt es natürlich schon etwas, nicht dabei gewesen zu sein. Umso mehr ist jetzt die erste Titelverteidigung das Ziel.
Bei allen sportlichen Zielen: Hat ihre Basketballverrücktheit abgenommen, speziell mit der Geburt ihrer Tochter Freia vor drei Wochen?
Über die Jahre hinweg hat das schon ein bisschen abgenommen. Je älter man wird, desto mehr wird das einfach zum Beruf. Es ist ja sehr zeitaufwändig: Man ist drei Tage die Woche unterwegs, und wenn man zuhause ist, hat man zwei Mal Training. Wenn man älter wird und dann noch Familie dazu kommt, ändert sich die Priorität. Dann ist das auch ein Job. In den Stunden, in denen man Basketball spielt, gibt man alles, aber danach macht man sich auch über andere Dinge Gedanken. Gerade jetzt, wo ich Vater geworden bin. Auch wenn die Kleine gerade erst seit drei Wochen da ist und noch sehr viel schläft, will man die ganze Zeit bei ihr sein und ihr das Leben so schön wie möglich machen.
Gibt es jemanden, den Sie wegen Ihrer Tochter um Rat fragen?
Bis jetzt ist sie wahrscheinlich das einfachste Baby aller Zeiten. Sie ist so ruhig, easy-going und alles läuft super. Sie schläft, sie isst, alles top. Außerdem sind Omas und Opas noch da, wenn man etwas braucht.
Dusko Savanovic hat nach der Geburt Ihrer Tochter gesagt, einem frischgebackenen Vater kann man keinen Rat geben, höchstens ein paar Windeln vorbeibringen.
(lacht) Klar, Dusko ist jemand, mit dem ich öfter darüber rede, gerade weil wir in der gleichen Situation sind. Er hat auch schon eine Tochter, die ein bisschen älter ist, aber über die neugeborenen Töchter tauschen wir uns aus. Ich bin da noch viel enthusiastischer und interessierter. Er hat das alles schon mal durchgemacht, für mich ist aber alles neu und ganz toll.
Der Vater Ihrer Frau Ivana ist zugleich Ihr Trainer. Wie ist Svetislav Pesic als Großvater?
Er macht sich Gedanken, ruft oft an und fragt meine Frau immer wieder, wie es ihr geht und ob bei der Kleinen alles okay ist. Im Moment ist sie noch sehr klein und da ist es sehr schwer für ihn, eine Basis aufzubauen. Aber am Montag waren wir bei ihm zuhause und die Kleine hat seinen Finger genommen – da merkt man, dass er sich sehr darüber freut. Ich kenne ihn ja auch mit Luka (der Sohn von Geschäftsführer Marko Pesic), seinem anderen Enkelkind, und er nimmt sich wirklich Zeit für diese Dinge. Er versucht mit ihm Fahrrad zu fahren, Basketball zu spielen und mitzuhelfen.
Was ist Ihr Wunsch für die nächsten 10 Jahre?
Eine neue Karriere zu starten, die so viel Spaß macht wie die erste, damit die Familie ernähren zu können, dazu meine Kinder glücklich aufwachsen zu sehen – das sind die Dinge, die ich mir wünsche.
Kinder?
Ein zweites könnte schon noch kommen.
Über Jan Jagla: Der 33-Jährige wechselte nach 2011 zu Saisonbeginn zum bereits zweiten Mal zu den Basketballern des FC Bayern. Außerdem spielt er für die Nationalmannschaft.
Das Interview führte Florian Schmidt-Sommerfeld