EHC in der Terminhatz: Keine Verschnaufpause!
München – Das sind die Playoffs vor den Playoffs! Der EHC Red Bull München hat zum Hauptrundenende ein knüppelhartes Programm: Begonnen mit dem Derby bei den Augsburger Panthern sind es zwölf Partien in 25 Tagen, zwischenzeitlich in 15 sogar neun! Dazu kommt noch das bisher nicht terminierte Nachholspiel gegen die Eisbären Berlin. Die Partie am Dienstag war wegen Coronafällen im Kader des Meisters ausgefallen!
Steve Walker, Co-Trainer des EHC, sagt der AZ: "Für die Spieler und uns Trainer ist der Rhythmus Neuland. Back-to-back-Spiele hatten wir bisher in einer Hauptrunde noch nie. Und die Saison ist hart, jeder schlägt jeden - man hat keine leichten Partien, in denen man mal einen Gang zurückschalten könnte."
Erholung statt knackiges Eistraining
Und: Sechs der Spiele sind Derbys und da steckt ohnehin keine Mannschaft zurück. "Wir werden darum definitiv einige Änderungen im Training vornehmen", erklärt Walker. Die Trainer setzen zum Beispiel mehr auf Erholung statt knackiges Eistraining, auch die Videoschulung werde nun verstärkt eingesetzt. Motto: nur nicht überlasten!
Denn im Schnitt alle zwei Tage ein Spiel ist ein irrer Galopp für die Vollkontaktsportart Eishockey. Die DEL und ihr Unterbau DEL2 sind laut den Berichten der Berufsgenossenschaft VBG eh schon als besonders verletzungsträchtige unter den großen deutschen Sportligen.
Verletzungsrisiko um mehr als das Dreifache
Die meisten Verletzungen passieren im Eishockey in den Spielen. Eine Untersuchung, wie genau sich so eine Terminhatz in der DEL auf die Gesundheit auswirkt, gibt es nicht. Walker meint: "Das ist ein Spielrhythmus wie in der NHL." Studien
aus der nordamerikanischen Superliga zeigen: Gegenüber dem in der DEL üblichen Zwei-Spiele-pro-Woche-Takt steigt nun das Verletzungsrisiko um mehr als das Dreifache.
Coach Walker räumt deswegen "Bedenken" ein. Doch einerseits stellt er mit Cheftrainer Don Jackson die Einheiten um, andererseits sagt er mit Blick auf seine Stürmerkarriere (fünf Titel mit Berlin zu Beginn des Jahrtausends): "Wir haben damals mit kleinerem Kader gespielt und haben dort die Sommer eher zur Erholung denn zum Training genutzt - und wir haben die Saison auch durchgestanden. Heute sind die Sportler besser vorbereitet."
EHC hat einen breiten Kader
Und Walker bringt einen weiteren Aspekt ein: Der EHC hat einen breiten Kader. "Und derzeit haben wir das Glück, gesund und unverletzt zu sein. So können wir, wenn es zum Beispiel mal in die Verlängerung geht, einen beanspruchten Spieler mal für ein Spiel herausnehmen. Dann kann er seine Batterien wieder aufladen."
Weiterer Vorteil in dieser nie dagewesenen Terminhatz: Die Münchner spielen bis zu den Playoffs nur noch dreimal außerhalb Bayerns - die Reisestrapazen bleiben also übersichtlich.
Sieben Partien (plus das Berlin-Nachholspiel) sind sogar Heimspiele im Olympia-Eisstadion.
Playoffs vor den Playoffs für den EHC
Dass der Spielkalender für den EHC nun so knüppelhart daherkommt, das hat dreierlei Gründe: die Olympia-Pause, zwei Quarantänen - und der eigene Erfolg. Rund ein Drittel aller DEL-Spieler waren zumindest einmal an Corona erkrankt, wie es aus dem Ligabüro heißt, war bereits jede Mannschaft betroffen. Der EHC machte sogar zwei Impfdurchbrüche mit. Und weil die Münchner im Europapokal, der Champions Hockey League, bis ins Halbfinale kamen, waren Nachholtermine rar.
Während die Kölner Haie nur noch sechs Partien bestreiten, muss der EHC nun Gas geben, um sein Programm durchzuziehen - und bestmöglich abschneiden. Es geht um die Europapokalplätze und die Ausgangslage für die heiße Phase der Saison, die K.o.-Runde.
Keine Verschnaufpause - es sind die Playoffs vor den Playoffs!
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